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Best Service Mystica Test

Praxis

Bei der Installation kam es zu keinen großen Überraschungen, alles lief einfach ab. Das Produkt wurde dabei über das Native Instruments Service Center freigeschaltet, wobei hier immer die neueste Version des Service Centers auf dem Rechner installiert sein sollte. 

Preset Mystica Phrase

Das Preset “Mystica Phrases” bietet vier Sets gregorianischer Gesangsphrasen an, wovon das vierte Set aus Solo-Gesangslinien besteht. Die Sets können links auf der Tastatur per Keyswitch ausgewählt werden, die einzelnen Samples sind wiederum rechts und chromatisch über die Tastatur verteilt.

Die Phrases
Die Phrases

Das ausgewählte Sample wird auf der grafischen Oberfläche des Presets mittig dargestellt. Start- und Endpunkte des Samples lassen sich mittels kleiner Pfeile oberhalb und unterhalb der Darstellung bestimmen. Bei erneutem Tastendruck wird das Sample wieder vom Startpunkt getriggert. Die Darstellungshöhe der Samplegrafik könnte etwas größer sein, da sich das Sample dank ausreichendem Aufnahme-Headroom optisch kaum erkennen lässt.


100 verschiedene Phrasen verspricht der Hersteller. Wer sich die Mühe macht und genau durchzählt, wird wie ich auf nur 90 kommen. Wie dem auch sei, diese 90 Phrasen sind durchaus brauchbar und aus meiner Sicht auch sehr authentisch. Alle Phrasen wurden mit einem Tempo von 110 BPM aufgenommen und können so mit dem Speed-Parameter zwischen 50 – 150 Prozent verändert werden. Eine genaue Synchronisierung zum DAW-Tempo ist leider nicht möglich. 
Da die Aufnahmen wie auch schon bei Cantus in einer guten, jedoch trockenen Studioumgebung stattfanden, kann der Reverbanteil selbst bestimmt werden. Es bleibt dem Anwender also frei, ob er den Mystica-Reverb nutzt oder einen anderen Effekt innerhalb der DAW mit den Gesängen speist. Der Mystica eigene Reverb hat eine feste Nachhallzeit von knapp 5 Sekunden und eignet sich hervorragend für das Klangmaterial.
Fremdsignale können dem Hall allerdings nicht zugeführt werden. Kleiner Kritikpunkt: Die Hallfahne reißt kurz vor dem Ende der Ausklingphase zu schnell ab. 

Audio Samples
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Phrases

Die Solisten des vierten Sets kommen im Stereobild nicht direkt aus der Mitte sondern leicht von rechts. Wen das stört, der kann sich mittels Panning in der DAW schnell Abhilfe verschaffen. 
Mit den Parametern Attack und Release kann auf die Lautstärke-Hüllkurven der Samples eingewirkt werden. Mit Werten bis zu 5000 ms lassen sich damit auch schöne künstliche Crescendi oder Decrescendi erzeugen. Noch genauer kann der Lautstärkeanteil mittels Expression gesteuert werden, das standardmäßig dem Modwheel zugeordnet ist.

Der Female Chamber Choir
Der Female Chamber Choir
Audio Samples
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Phrases Solist

Das zentrale Patch der Library befindet sich ebenfalls im ersten Ordner und hört auf den Namen Mystica – female chamber choir. Hier wird Mystica jetzt im Umfang von zwei Oktaven individuell spielbar, vom kleinen bis zum zweigestrichenen A.

Die roten Keyswitches auf der linken Tastaturseite aktiveren dabei die fünf Vokale oder ein gesungenes “Mmhh”-Sample. Über die grünen Keyswitches daneben können außerdem insgesamt 24 spielbare Wörter ausgewählt, die in drei den genannten Artikulation Slow, Fast und Staccato vorliegen.

Audio Samples
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Artikulationen

Im oberen Tastaturregister finden sich zusätzliche Samples von Atemgeräuschen, S-Lauten und anderen Konsonanten. Bei deaktivierter Solo-Taste ist der Chor mehrstimmig spielbar.

Audio Samples
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Polyphon

Im Solo-Modus bietet Mystica die True-Legato-Funktion an. Mit Hilfe von Auto-Vowel erkennt die Library automatisch den aktuellen Vokal eines gespielten Wortes und ermöglicht das Legato-Spiel dieses gewählten Vokals. Das funktioniert gerade bei den letzten Vokalen eines Wortes sehr schön, bis auf dass sich die letzten Konsonanten quasi “versenden”, da diese dann nicht mehr angetriggert werden. Wird aber beispielsweise schon der erste Vokal mit Hilfe der Legato-Funktion gespielt, muss man ab diesem Zeitpunkt auf die restlichen Silben des Wortes verzichten.

Audio Samples
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Autovowel

Deutlich bessere Ergebnisse für solche Szenarien erhält man mit dem integrierten Wordbuilder. Dabei handelt es sich um ein Raster aus freien Slots, in die man ganze Wörter oder nur einzelnen Silben laden kann. Die Silben werden dabei aus den zur Verfügung stehenden 24 Wörtern generiert. Es kann also durch neue Silbenkombinationen auch ein zusätzlicher sakraler Wortschatz in begrenztem Umfang generiert werden. Ich sage deutlich in begrenztem Umfang, auch wenn all diejenigen, die jetzt schon die gregorianische Cover-Version von “Wahnsinn – warum schickst Du mich in die Hölle?” im Sinn hatten, enttäuscht sein werden.

Der Wordbuilder
Der Wordbuilder

Wie funktioniert nun das Ganze? So: Man bestückt jeden Slot des Wordbuilders mit einer einzelnen Silbe oder einem ganzen Wort. Spielt man die erste Note, wird die Silbe des ersten Slots aktiviert, spielt man wiederum die nächste, springt der Wordbuilder auf den nächsten Slot. Ist man beim letzten belegten Slot angekommen, geht es wieder von vorne los.

Für unser Beispiel von vorhin bedeutet das nun, das wir das Wort “Dominus” in seine einzelnen  Silben unterteilen. So landen “Do” “Mi” und “Nus” jetzt auf ihren eigenen Slots im Wordbuilder.

Das hat den Vorteil, dass wir jetzt zum Beispiel eine Legato-Phrase auf der ersten Silbe spielen können, um danach noch das Wort mit den beiden weiteren Silben zu beenden. Lediglich auf der letzten Silbe “Nus” stellt sich wieder das gleiche Problem ein, nämlich dass das “s” nicht mehr zu hören ist. Hier könnte man nachhelfen, indem man einen “S”-Schlusskonsonanten aus dem rechten Tastaturbereich verwendet.

Audio Samples
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Der Wordbuilder in Aktion.

Jeder Slot des Wordbuilders bietet eigene Einstellungsparameter wie Start und Length, Volume, Attack und Speed. Die Samples können auch hier in den Artikulationen Staccato, Slow und Fast ausgewählt werden. Wie auch schon bei Cantus an dieser Stelle bemängelt wurde, kann es vorkommen, dass am Ende einer ausgewählten Silbe Artefakte einer anschließenden Silbe zu hören sind. Meiner Vermutung nach handelt es sich hierbei aber nicht um schlechte Schnitte, sondern vielmehr um eine ungenaue Programmierung der internen Skripte. Denn verändert man den Start oder Längenwert einer Silbe, stellt sich heraus, dass die Skripte immer auf das ganze Sample des zugrundeliegenden Wortes zugreifen. Es liegen also gar keine Einzelsamples der Silben vor. Diesen Schönheitsfehler kann der Anwender einfach selbst mittels der Start oder Length-Parameter korrigieren. Schön ist das zwar nicht, sollte bei der Kaufentscheidung allerdings trotzdem nicht zu stark ins Gewicht fallen. Besser wäre es natürlich, wenn sich der Programmierer an dieser Stelle etwas mehr Mühe gemacht hätte. Und besonders toll wäre auch gewesen, wenn sich die gemachten Änderungen auch mittels “Default”-Taste für das nächste Mal abspeichern ließen.
Neben den schon bekannten globalen Parametern gesellen sich nun noch “Vibrato Intensity” und “Vibrato Speed” hinzu. Hier greift ein künstlich erzeugtes Vibrato auf das Klangmaterial ein, das nicht besonders natürlich klingt und auf das ich gerne verzichten kann. Selbst die Bedienungsanleitung rät vom Gebrauch ab. Wozu also das Ganze?

FX

Die Abteilung des zweiten Ordners klingt nicht so beseelt und fromm wie man vielleicht vermutet hätte. Nein – hier hat man eher den Eindruck, als ob der Exorzist wieder einiges an Überstunden schieben muss. Acht Presets mit bösen Lachern, geflüsterten Wörtern, Weinen, Wehklagen, Zaubersprüche und Beschwörungen stehen zur Auswahl. All das gehört vermutlich nicht zum Repertoire einer ordentlichen Nonne. Aber was weiß ich schon? 

Die FX Sektion
Die FX Sektion
Audio Samples
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Die Effekte

Soundscapes

Die zwölf Presets aus dem dritten Ordner „Soundscapes“ sind ebenfalls nichts für schwache Nerven. Komplexe Klänge aus vier in der Lautstärke regelbaren Layern werden hier geboten. Mit den Parametern Attack, Release, Reverb und Expression lassen sich die Sounds wieder beeinflussen.

Die Soundscapes
Die Soundscapes
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Soundscapes

Die Presets klingen mit gepitchten Stimmen, Flüstern und verminderten Harmonien teilweise sehr mächtig und komplex. Sie eignen sich gut um auf die Schnelle ein düsteres Sounddesign für eine Film- oder Gameszene hervorzuzaubern. Die Padsounds können auch dort eingesetzt werden, wo es ein bisschen subtiler sein darf und der Klang eines Chores nicht zu sehr in den Vordergrund treten soll. Alles in allem ganz nett – dennoch wird sich der Mystica-User wahrscheinlich hauptsächlich bei den beiden Presets des ersten Ordners bedienen.

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