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Bericht vom 10. Dresdner Drum & Bass Festival 2016

Am 17. und 18. September feierte das Dresdner Drum & Bass Festival an gleich zwei Tagen das zehnjährige Jubiläum, auf dem sich sowohl alte Bekannte des Festivals, als auch hochkarätige internationale Drummer mit ihren einstündigen Workshops und Performances die Klinke in die Hand gaben. Doch nicht nur für Schlagzeuger jagte ein Highlight das nächste. Seit mittlerweile fünf Jahren besuchen auch nationale und internationale Top-Bassisten die sächsische Hauptstadt und machen damit dieses Event zu einem einzigartigen Festival der Rhythmusgruppen.

Alle Bilder: Alex Höffken
Alle Bilder: Alex Höffken


Ein weiteres Mal war die Scheune in der Dresdner Neustadt mit der Saal- und Open-Air-Bühne die Haupt-Location des Festivals, das um zwei weitere Bühnen in der Groove-Station und das Lofthouse in fußläufiger Reichweite ergänzt wurde. Doch nicht nur diese Konzert- und Workshop-Stätten wurden vom circa 40-stündigen Rhythmusprogramm unterhalten. Auch auf dem Vorplatz und in den Straßen um die Scheune war die Musik allgegenwärtig. Auf der Open-Air Bühne der Scheune sorgten am ersten Tag die Drumtrainer Marschkapelle und die Samba-Show von Viroumania für reichlich Stimmung und eine gebührende Eröffnung des Festivals, während im Saal der Scheune als Highlights des ersten Tages Virgil Donati und Benny Greb nicht nur bei ihren gut besuchten Workshops, sondern auch den anschließenden Konzerten mit ihren jeweiligen Bandprojekten „Virgil Donati Group“ und „Benny Greb’s Moving Parts“ zu sehen waren. Besonders Benny Grebs Band merkte man die große Spielfreude deutlich an, da sie, von einer Tour durch Jazzclubs kommend, sich nun auf dem Festival voll und frei entfalten konnten. Claudio Spieler hatte als einziger Percussionist des Festivals einen Solo-Spot auf der Open-Air Bühne der Scheune. Mit seinem facettenreichen Spiel sorgte er für Begeisterung. 
Damit Bassisten und Schlagzeuger nicht nur unter sich blieben, wurden in einigen Workshops die Rhythmusgruppen vereint. Neben Claus Fischer und Felix Lehrmann sorgten vor allem Stefan Fuhr und Jan Pfennig mit ihren Swag Grooves für Aufsehen, bevor das französische Duo „Iphaze“ das Line Up des ersten Tags mit seiner Show aus akustischen Drums, elektronischen Soundmaschinen und einer fulminanten Video Performance beschloss und die Anwesenden bis tief in die Nacht zum Tanzen bewegte.

Fotostrecke: 5 Bilder Ein gut gelaunter Wolfgang Haffner…

Felix Lehrmann schickte am Mittag des zweiten Tages mit seiner Clinic „Playing Hard & Loud“ einen deutlichen Weckruf an alle Festivalbesucher, die, einmal wachgerüttelt, die vielseitigen Soli des niederländischen Drummers Marcel van Cleef bestaunen konnten, der teils ungewöhnliche Percussion-Instrumente mit dem Drumset melodisch zu verbinden wusste und anschließend mit 30 Cajons den Anwesenden unterschiedliche Grooves näher brachte. Das dynamische Ausrufezeichen von Lehrmann wurde von Matt Halperns unglaublicher Energie am Drumset nun noch einmal verstärkt. Der amerikanische Drummer zeigte seine innovative Art, Musik zu machen an Songs seiner Band „Periphery“ und beschrieb ausführlich den Schaffensprozess vom Songwriting über die Kreation seiner einfallsreichen Grooves bis hin zur Studioarbeit und den Weg zum perfekten Drumsound für seine Musik.

Fotostrecke: 5 Bilder Dom Famularo begeisterte die Besucher mit seiner eleganten Technik.

Im Hof der Scheune gab ein alter Bekannter seine technische Finesse zum Besten: Dom Famularo, gerade aus Italien angereist, zeigte mit spielerischer Leichtigkeit das Resultat seiner Studien der amerikanischen Technik-Götter Jim Chapin und Joe Morello. Anschließend ließen Phil Rehm und Ralf Gustke die Köpfe der Anwesenden mit ihrem Workshop über „Odd Meter Funk“ rauchen.
Das erste große Tages-Highlight folgte mit Larnell Lewis, dem Drummer der amerikanischen Fusion-Giganten „Snarky Puppy“, der in Dresden erstmals einen Workshop auf europäischem Boden gab. Bereits die Performance seines ersten Songs ließ im prall gefüllten Saal der Scheune einen tosenden Applaus aufkommen. Mit teils offenen Mündern verfolgten die Anwesenden das Fusion-Drumming-Feuerwerk, das der sympathische Amerikaner in einer mitunter komödiantischen Art abfeuerte. Trotz seiner teilweise hochkomplizierten Grooves erklärte er anhand von verschiedenen Möglichkeiten der Orchestrierung dem Publikum schlüssig seinen Weg zu seinem vielfältigen Repertoire. Auch Michael League, Bassist bei Snarky Puppy, ließ es sich nicht nehmen, trotz Verspätung in einem sehr detaillierten Workshop auf seine Arbeit als Frontmann, Songwriter und Bassist der Grammy-Award-prämierten Formation einzugehen. Dabei zeigte er erstaunlich offen die verschiedenen Schritte seines Schaffensprozesses von den ersten Demos, über deren mindere Qualität er sichtlich amüsiert war, bis hin zum fertigen Stück und beleuchtete auch die Arbeit mit den insgesamt 40 ständig wechselnden Mitgliedern, die in immer neuen Besetzungen die Stücke unterschiedlich interpretieren. Schließlich bewiesen Lewis und League in ihrer gemeinsamen Performance zum Thema „Groove Construction & Variation“ noch einmal eindrucksvoll ihre einzigartigen Qualitäten als rhythmische Basis der derzeit bekanntesten und erfolgreichsten Fusion-Combo der Welt. Unter Einbezug des Publikums, das teilweise Bläsermelodien der Stücke sang, wurden verschiedene Interpretation der musikalischen Motive gezeigt und anschließend genau erklärt.

Fotostrecke: 5 Bilder Larnell Lewis demonstrierte in einem interessanten Workshop seine Herangehensweise an Orchestrierung am Drumset.

Roland Peil und Flo Dauner, die das rhythmische Fundament der Live-Band um die deutschen Rap-Dinosaurier „Die Fantastischen Vier“ bilden, zeigten in ihrem „Less Chops – More Fun“-Workshop auf der Open-Air Bühne, wie teils simple, aber straighte Grooves am Drumset im Zusammenspiel mit einem Percussionisten zu einem echten Erlebnis werden können. Musikalisch wurde das Ganze schließlich noch im Zusammenspiel mit Jazz-Trompeter Christoph Titz abgerundet. Dem zweckmäßigen Trommeln widmete auch Wolfgang Haffner seinen Workshop und zeigte die besondere Wirkung von Dynamik und Phrasierung im songdienlichen Spiel.
Zum zehnjährigen Bestehen durfte auch eine kleine Feier des Teams nicht fehlen. Mit glücklichen Gesichtern schnitten die beiden Hauptorganisatoren Robert Eisfeld und Matthias Barthel, umringt von vielen ehrenamtlichen Helfern, die beeindruckende Jubiläumstorte an. „Dass das Festival solche Wellen schlägt, macht uns sehr glücklich. Mittlerweile sind über 50 Freiwillige das ganze Wochenende im Einsatz und helfen, dieses Festival so schön zu machen. Die Helfer kommen mittlerweile nicht nur aus Dresden, sondern reisen auch aus Berlin an. Sogar ein Drum-Tech aus Köln sorgt für perfekten Drumsound vor Ort.“, sagte Matthias Barthel anschließend. „Mein persönliches Highlight war es, Michael League zu treffen, da ich ein großer Fan von Snarky Puppy bin.“ Besonders freute sich der Dresdner auch über die positive Resonanz der insgesamt über 600 Gäste, die dieses Mal die Fragerunden mit den jeweiligen Künstlern sehr intensiv nutzten. 
Auch der zweite Festivaltag wurde von drei Konzerten musikalisch abgerundet. Während Bassist Gary Willis und die ungarische Trommelsensation Gergo Borlai hochkomplexen Fusion darboten, zeigten Oli Rubow und Peter Wölpl ihr facettenreiches, freies Spiel im Jamming zum maschinellen Sound von Ableton Live, bevor Ralf Gustke und Phil Rehm mit einer weiteren Performance von Rehms kürzlich erschienenen Soloalbum den Abend im sächsischen Mekka der Rhythmusgruppen beendeten.

Fotostrecke: 5 Bilder Mit einer aufsehenerregenden Torte feierte das Team des Dresdner Drum & Bass Festival das Zehnjährige.

Aus persönlicher Sicht war das Festival auch diesmal wieder eine Reise wert. Was da ein durchweg freundliches Team aus Freiwilligen jedes Jahr aufs Neue auf die Beine stellt, ist in der deutschen Musiklandschaft einzigartig. Zwar war der kühle und leicht verregnete Sonntag im Vergleich zum Vortag etwas schwächer besucht, die meisten Workshops begeisterten aber das anwesende Publikum umso mehr. Vor allem die Snarky Puppy Rhythmusgruppe so direkt und offen zu erleben, war ein echtes Highlight. Auf das hochkarätige diesjährige Lineup zurückblickend, erwarte ich schon gespannt das nächste Festival.

Die Tradition geht weiter: Poster der vergangenen Jahre schmückten den Innenhof der Scheune.
Die Tradition geht weiter: Poster der vergangenen Jahre schmückten den Innenhof der Scheune.
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Dauners straighte Grooves verschmolzen mit rasanten Fills von Roland Peil zu innovativen Beats.

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