Behringer Xenyx Control1 USB Test

Praxis

Auf die vielen verschiedenen Routing-Situationen bin ich bereits in den Details beispielhaft eingegangen, und um es kurz zu machen: Hier geht eine ganze Menge! Auch die Bedienung geht leicht von der Hand, da  Beschriftungen, Beleuchtung und das Layout nahezu selbsterklärend sind. In das Handbuch hab ich nicht geschaut, wenn man dies allerdings einmal muss, kann man sich sicher sein, Hilfe in Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch und Portugiesisch zu erhalten – Reinigungshinweise und Mikrowellen-Warnungen sicherlich inklusive.
Zieht man vergleichsweise alle Monitor-Controller, die wir in unserem Testmarathon Monitorcontroller bereits vor geraumer Zeit getestet haben, kurz hinzu, kann man sogar noch weiter in Superlativen schwelgen: Behringer ist umfangreicher ausgestattet als die teuersten Controller, kostet aber gerade mal etwas mehr als der damals günstigste Testmarathon-Teilnehmer. Nicht schlecht! Ja, und wer noch etwas genauer hinschaut, erkennt sogar, dass Behringer sich ziemlich frech am Mackie Big Knob „orientiert“ hat. Hier eine kleine Detailstudie mit den entsprechende Rückseiten. 

Fotostrecke: 2 Bilder Der Behringer Xenyx Control 1 USB von hinten …

Der Behringer Xenyx Control 1 kostet allerdings nur rund die Hälfe des aktuellen Straßenpreises des Big Knobs – und beinhaltet wie gesagt auch noch ein USB-Interface. In Marketing-Fachkreisen schimpft sich das  „me too, but better“, wobei in diesem Fall „better“ sicherlich am besten mit „günstiger“ gleichzusetzen ist.
Apropos USB-Interface, das funktioniert, klingt okay und ist für das Musikhören und auch einfache Line-In Aufzeichnungen gut zu gebrauchen. Studioaufnahmen sind allerdings nicht sein Ding, allein weil es nur mit maximal 48Hz/16Bit arbeitet. Idealerweise sollte man auch den digitalen Output in der Software seiner Wahl auf maximal -2dB(FS) begrenzen,  da hier das USB-Interface dann deutlich geringer verzerrt. Immerhin ist die Installation von zusätzlichen Treibern unter Windows und auf Mac relativ obsolet, was sich heutzutage  „Class-Compliant“ nennt, und dafür sorgt, dass man „Gäste-Computer“ – wie auch iPads mit Camera Connection Kit – ohne Probleme und vor allem sehr schnell anstöpseln kann. Wer etwas mehr Performance benötigt, findet auch hier noch Alternativtreiber, wirklich „Latenz-freier“ wird die Sache dadurch aber dennoch nicht. 

Behringer_Xenyx1USB_10_Driver Bild

Um zu zeigen wie der Klangeinfluss des Xenyx Control 1 ausfällt, habe ich mir ein paar verschiedene Szenarien ausgedacht. Zu erst hört ihr das Original, dann gibt es ein Beispiel für das ich die Ausgänge meines RME UFX mit den Eingängen über Patchkabel verbunden hab. So hört ihr den Einfluss meiner Wandler und den der Kabel heraus (RME-Kabel-RME). Dann habe ich das Xenyx dazwischen “geklemmt” (RME-Xenyx-RME) um den puren “analogen” Sound zu prüfen. Am Xenyx habe ich dabei den Input 1 (+4dB / Gain = 0dB) verwendet, hatte Source Select auf „1“ gestellt , den Hauptregler auf Anschlag gedreht, und bin wieder durch den Speaker A (Gain = +4 dB) raus und in mein RME UFX zurück. Darauf hin habe ich auch noch meinen RME-Eingang mit dem Xenyx USB-Ausgang verbunden (XENYX-RME), um danach den USB-Eingang in Verbindung mit meinen RME-Ausgang zu prüfen (RME-XENYX). Hier gibt es die Audios auch unkomprimiert.

Audio Samples
0:00
Bass – BYPASS Bass – RME-Kabel-RME Bass 3 RME-XENYX-RME Bass 4 XENYX-RME Bass 5 RME-XENYX N-Drums 1 BYPASS N-Drums 2 RME-Kabel-RME N-Drums 3 RME-XENYX-RME N-Drums 4 XENYX-RME N-Drums 5 RME-XENYX Nylon 1 BYPASS Nylon 2 RME-Kabel-RME Nylon 3 RME-XENYX-RME Nylon 4 XENYX-RME Nylon 5 RME-XENYX Song 1 BYPASS Song 2 RME-Kabel-RME Song 3 RME-XENYX-RME Song 4 XENYX-RME Song 5 RME-XENYX Vocals 1 BYPASS Vocals 2 RME-Kabel-RME Vocals 3 RME-XENYX-RME Vocals 4 XENYX-RME Vocals 5 RME-XENYX Western 1 BYPASS Western 2 RME-Kabel-RME Western 3 RME-XENYX-RME Western 4 XENYX-RME Western 5 RME-XENYX

Hierbei fällt bei genausten Studium und mit gespitzten Ohren auf, dass durch das eingebaute USB-Interface bei den Aufnahmen schon einiges an “Plastizität und Dynamik” verloren geht; der „analoge“ Teil des Xenyx Control 1 USB hingegen klingt ziemlich neutral. Die Aufnahmen in denen das USB-Interface involviert war “wirken” auch deutlich leiser, obwohl sie technisch gesehen “lauter” sind. Weiterhin ist mir auch aufgefallen, dass das Behringer bei gewissen Poti-Stellungen leichte Probleme mit dem L/R-Gleichlauf von ca. 0,05 bis zu 0,35 dB hat. Das ist aber auch kein richtiges Problem, da man diesen „Effekt“ normalerweise nicht mit aufnimmt, weil es sich ja eigentlich auch „nur“ um einen „Monitor“-Controller handelt. Und zweitens haben aber auch durchaus teurere Geräte, der SPL MTC 2381 zum Beispiel, diese Art von Problemen – und um ganz genau zu sein, JEDES günstige Poti hat dieses Problem, es sei denn, es handelt sich um ein „Mono-Poti“. 

Behringer_Xenyx1USB_11_LR-1007074 Bild

Zum Vergleich: Ein(!) „hochwertiges“ Stereo-Poti kann durchaus genauso viel kosten wie das ganze Behringer Gerät mit all seinen Einzelteilen zusammen, das sollte man nie vergessen! Wenn man dies aber weiß, kann man sich darauf einstellen und entsprechend auch hin und wieder mal „optisch“ mit Analyzer und Co. kontrollieren. 
Schön fand ich auch das „Idioten-sichere“ Design, mit dem man praktisch keine Feedback-Schleifen bilden konnte, was sich im Ernstfall durch ein unangenehm lautes, sich aufschaukelndes Fiepen bemerkbar gemacht hätte. Dadurch muss man nur in Kauf nehmen, dass man an Eingang 3/USB angeschlossene Geräte nicht über das USB-Interface aufnehmen kann, weswegen ich bei der Erstellung der Audiobeispiele diesmal auch etwas „umständlicher“ vorgehen musste. 
Auch das Talkback-Mic klang nicht ganz schlecht und lag damit im typischen Branchendurchschnitt. Schade bleibt allerdings wirklich, dass man kein externes Mic anschließen kann.

Audio Samples
0:00
Behringer Xenyx Control1 0TALKBACK

Obwohl ich im Detail-Abschnitt bereits ausführlich darauf eingegangen bin, hier nochmal eine kleine Zusammenfassung des Schalter- und Taster-Verhaltens: Taster, die nur auslösen während sie gedrückt gehalten werden, gibt es nur bei den Talkback-Optionen. Alle anderen Schalter sind Druckschalter, die nach einmaliger Betätigung ihre Position halten und die Aktivität entsprechend mit illuminiertem Tastenring bestätigen. Man schaltet somit jedes Paar Lautsprecher oder Eingänge also einzeln zu oder ab, wodurch man mehrere Ein- und Ausgänge gleichzeitig anwählen und so beispielsweise auch einen Subwoofer mit anklemmen kann.
Die Kopfhörerausgänge sind auch relativ laut und klingen vernünftig. Um ehrlich zu sein, hätte ich mir aber lieber einen separaten Kopfhörerausgang für den Engineer/Produzenten gewünscht bzw. zumindest einen getrennten Umschalter für den zweiten Kopfhörerausgang, da man die „MONITOR-IN“ Quelle nur gemeinsam für beide Kopfhörer gleichzeitig wählen kann. Dafür hätte ich persönlich auf ein paar der vielen Ausgänge verzichten können. Mir leuchtet aus Produkt-strategischer Sicht ohnehin nicht ganz ein, welches „Einsteiger“-Projektstudio mit so vielen Ausgängen hantieren soll. Die Abbey Road Studios würden sicherlich allein aus Prestige-Gründen kein Behringer verbauen. So wäre – bei Gewähr der Zielkosten – vielleicht auch noch Platz für XLR-Buchsen anstatt der „1/4“ Jacks“ (TRS) gewesen. Die zusätzlichen Gain-Potis hätte man in diesem Atemzug auch weglassen können, da sie, weit über „0 dB“ gedreht, doch erheblich rauschen. Ganz empfindlichen Ohren sei noch gesagt, dass von dem eingebauten Netzteil leichte „HF-Fizzel“-Geräusche ausgehen, die aber nur vom Gerät selber und nicht auf den Audioleitungen zu Tage treten. Nichtsdestotrotz – und vor allem in Anbetracht des kleinen Preises – sind das alles aber nur Nebensächlichkeiten. 

Behringer_Xenyx1USB_09_RightSide02_TalkbackToggle-1007077 Bild
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.