Behringer DJX900 USB Test

DETAILS

Mit seinen knapp 5 Kilogramm ist der recht große Behringer-Karton fast schon ein Leichtgewicht. Mal sehen, was drin ist: Als Erstes kommt der Mixer zum Vorschein, außerdem ein Kaltgeräte-Kabel zur Spannungsversorgung, ein USB-Kabel und eine mehrsprachige Bedienungsanleitung. Obwohl diese pralle 27 Seiten umfasst, gibt sie dennoch etwas zu wenig Information zum Gerät preis. Gerade die relativ komplexe Effektsektion wird leider ziemlich vernachlässigt. Und auch die Tatsache, dass man sich durch ein Wirrwarr aus zehn Sprachen ackern muss, macht die Sache nicht besser. Hier sollte Behringer nachbessern.
Erster Eindruck
Nachdem das Gerät aus der Verpackung „geschlüpft“ ist, ist mein erster optischer Eindruck durchaus positiv. Das komplett aus Metall gefertigte Gehäuse wirkt robust und ist sauber verarbeitet – keine scharfen Kanten, lose Schrauben oder unsauber lackierte Bereiche. Alle Buchsen, Fader und Kippschalter wirken recht hochwertig und sind stabil im Gehäuse verbaut. Leider gilt das nicht für die etwas wackeligen Taster MIC-On, Cue und die Kill-Switches. Mit leichten Einschränkungen kann ich dennoch einen gelungenen Ersteindruck attestieren.

Anschlüsse
Ein Großteil der Anschlüsse findet sich – wie soll es anders sein – auf der Rückseite. Insgesamt verfügt der Mixer über zehn analoge Outs und einen digitalen Audio-Ausgang. Alle vier Hauptkanäle besitzen jeweils zwei Stereo-Cinch-Paare. Zusätzlich hat der erste Kanal die Möglichkeit, ein digitales Signal via USB einzuspielen. Die Typ-B-Buchse lässt sich zudem simultan als digitaler Recording-Ausgang nutzen. An die Kanäle zwei, drei und vier können Plattenspieler und Line-Geräte angeschlossen werden, das Routing geschieht ganz klassisch per Umschalter. Demnach ist es also möglich, insgesamt bis zu acht Geräte einzubinden. Alle Achtung! Ein zusätzlicher Weg ist der Effekt-Return (ebenfalls Cinch), der mit dem Ausgang eines externen Effektgerätes verbunden werden kann. Im gleichen Format liegt der Effekt-Send vor.
Die drei Hauptausgänge verbuchen unsymmetrische Stereo-Cinch Anschlüsse: Da wäre zunächst der Master-Ausgang, dessen Pegel vom Master-Fader abhängig ist. Über einen separaten Drehregler lässt sich die Ausgangslautstärke des Booth bestimmen. Unabhängig von der Stellung beider Regler ist der Pegel des Tape-Out. Leider vermisse ich bei diesem Mixer einen symmetrischen Ausgang. Da dies im Profi-Bereich schon lange zum Standard, gehört, ist der DJX für diese Kundengruppe leider nicht geeignet. Auf der Oberseite des Mixers sind eine XLR-Buchse zum Anschluss eines Mikrofons und der Kopfhörerausgang platziert.

rueckseite

Features Die Signalquellen-Auswahl erfolgt bei allen Kanälen über Kippschalter. Der erste Hauptkanal verfügt über drei möglich Eingangs-Stellungen: Line, CD oder USB. Die Kanäle zwei bis vier bieten jeweils einen Phono- und einen Line-Eingang – zu schalten auf der Rückseite. Die Pegel der Vorverstärkerstufen werden durch obligatorische Gainregler gesetzt. Klangliche Abstimmungen übernehmen Dreiband-EQs (Höhen, Mitten, Bässe), welche die einzelnen Frequenzbänder um sechs bis neun Dezibel anheben oder um 26-54 Dezibel absenken (Kill-Effekt). Jeder der vier Kanäle offeriert eine zehnsegmentige LED-Anzeige. Hier werden die einzelnen Pegel Pre-Fader und Post-EQ dargestellt – so wie es sein soll. Sämtliche Channelfader, der Masterfader und der Crossfader sind 45 Millimeter lang. Jedoch handelt es sich (im Gegensatz zu den Kanalfadern) bei Letztgenanntem nicht um ein Kohleschicht-Modell.
Der Crossfader arbeitet nämlich kontaktlos und ist somit wesentlich verschleißfreier. Dank VCA-Steuerung ist die Fader-Kurve mittels CF-Curve Drehregler stufenlos regelbar. Von einem schalterartigen Öffnen bis zu butterweichen Überblendungen sind alle Einstellungen möglich. Die Pole des Crossfaders sind den vier Hauptkanälen frei zuweisbar. Zu diesem Zweck sind zwei Drehschalter (Assign A und Assign B) verbaut. An beiden Seiten des Crossfaders wurden Kill-EQs hinzugefügt. Je drei Tasten senken dort die Höhen, Mitten und Bässe vollständig ab.
Mikrofone werden über eine XLR-Buchse angeschlossen und mittels MIC-On Taste kann der Kanal ein-, oder ausgeschaltet werden. Praktisch, weil das Mikrofon nicht immer wieder neu eingepegelt werden muss. Der Gain-Drehregler bestimmt die Lautstärke. Zur automatischen Absenkung der Musik – etwa bei Ansagen – dient die Talkback-Funktion. Das Maß dieser Absenkung ist via Talk-Regler stufenlos einstellbar. Bedauerlicherweise ist die Talkback-Funktion weniger ausgereift. Grundsätzlich ergibt die stufenlose Einstellung der Pegel-Absenkung des Musiksignals wirklich viel Sinn. Doch leider macht einem die Release-Zeit der Schaltung einen kleinen Strich durch die Rechnung. Oft geht der Pegel mitten im Satz – oder Wort – schnell wieder nach oben. Dann hört sich jede Ansage leider gestückelt an und ist ergo eher schlecht verständlich. Schade! Um ehrlich zu sein, hätte ich mir zudem auch statt der XLR- eine Kombi-Buchse als Anschluss gewünscht, damit der Käufer auch Klinken-Mikrofone einstöpseln kann. Der Dreifach-EQ in dieser Sektion verrichtet allerdings einen guten Job.
Die Cue-Sektion des Mixers bietet die Möglichkeit, die vier Hauptkanäle oder den Master auf dem Kopfhörer wiederzugeben – entweder stereo oder im Mono-Split-Modus. Im Stereo-Modus werden die Signale der gewählten Cue-Tasten (Kanal 1-4, oder/und Master) in Stereo auf den Kopfhörer geschickt. Zusätzlich bietet der Mix-Drehregler die Option, stufenlos zwischen Haupt- und Cue-Signal zu blenden. Der Split-Cue-Modus legt den Master auf die rechte und das Cue-Signal auf die linke Seite des Kopfhörers, der Level-Drehregler bestimmt seine Lautstärke.
Genau wie die einzelnen Hauptkanäle kann auch der Master mit einer zehnsegmentigen LED-Anzeige zur Darstellung des Pegels beeindrucken. In dieser Sektion finden sich folgende Bedienelemente: Balance (korrigiert das Stereopanorama), Booth (setzt die Lautstärke des Monitorausgangs) und Master (bestimmt den Hauptpegel). Der Tape-Ausgang besitzt keinen eigenen Regler und ist unabhängig von den vorgenannten Einstellungen. Daher eignet er sich gut für Aufnahmen.
Generell gibt es beim DJX zwei Möglichkeiten, die einzelnen Signale mit Effekten zu versehen, nämlich eine interne Effekt-Sektion und einen Send/Return.

Effekte zum Ersten
Die interne Effekt-Sektion arbeitet mit 24-Bit-Auflösung. Mit dem Source-Drehschalter werden entweder die vier Hauptkanäle, das Mikrofon oder der Master beackert. Dabei ist immer nur ein Kanal anwählbar. FX-Select/Parameter schaltet durch fünfzig (!) Effektprogramme. Einmaliges Herunterdrücken des Reglers selektiert einen Effekt-Typus. Durch mehrfaches Drücken kommen zwei zusätzlich veränderbare Parameter ins Spiel. Eine dreistellige numerische Anzeige sorgt dabei für den nötigen Durchblick. Oder doch nicht? Das werden wir an anderer Stelle noch erfahren. Der Level-Regler bestimmt den Dry/Wet-Anteil. Schön groß geraten ist die FX-On-Taste. Sie schaltet die Audio-Schredder ein oder aus und leuchtet praktischerweise, sobald die Sektion aktiv ist. Alternativ zur internen Effektsektion kann der Anwender auch die Send-Return-Schleife nutzen, wobei der Send mit der FX-Taste aktiviert wird. Die Auswahl der Quelle erfolgt auch hier über den Source-Drehschalter. Der Level dient dabei zur Einstellung des Effekt-Return Pegels.  
BPM
Zwei separate numerische LED-Displays zeigen die einzelnen Beats per Minute an. Die beiden Beatcounter sind den jeweiligen Seiten des Crossfaders fest zugeordnet, die Geschwindigkeiten können automatisch ermittelt werden. Sollte das einmal nicht funktionieren, kann mit der Beat-Assist-Taste die Geschwindigkeit alternativ auch manuell eingetippt werden. Sync-Lock wird eingesetzt, wenn die angezeigte Geschwindigkeit (zum Beispiel aufgrund von Drumfills im Song) zu stark springt. Als zusätzliche Hilfen beim Beatmatching und Mixing sind die beiden oberhalb des Crossfaders platzierten neunfachen LED-Reihen namens Tempo-Difference und Time-Offset gedacht. Sind beide Songs gleich schnell, leuchtet die mittlere LED der Tempo-Difference Anzeige. Sollte einer der beiden Songs schneller sein, wandert die LED in die entsprechende Richtung. Die Time-Offset Anzeige arbeitet ähnlich. Laufen die beiden Song exakt synchron, so leuchtet die mittlere LED. „Überholt“ nun einer der beiden Songs den anderen, wandert die LED in Richtung des schnelleren Songs.  
Kommen wir kurz zur Funktion XPQ-Surround, denn sie kann den Klang des Master-Signals zusätzlich beeinflussen. Ähnlich wie man es von günstigen Hi-Fi-Geräten kennt, soll der Sound hier durch Phasenverschiebungen an Stereobreite gewinnen. Das Maß dieses Effektes lässt sich natürlich durch den Anwender festlegen, doch das durch Phasenverschiebungen künstlich verbreiterte Stereo-Signal kann qualitativ nicht überzeugen. Solche Effekte sind vielleicht etwas für Consumer Hi-Fi-Systeme. Doch im DJ-Bereich gibt es keine brauchbare Verwendung dafür. Ich finde, diese Funktion braucht kein DJ.

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Stefan sagt:

#1 - 16.09.2012 um 14:29 Uhr

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Super Zusammenfassung für den Einsteiger und Hilfe zur eigenen Meinungsbildung!

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Christian Rohrmoser sagt:

#2 - 09.09.2013 um 15:53 Uhr

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Kann man dieses Mischpult auch mit einer Software verwenden? Wenn man jetzt zum Beispiel keine CD Player oder Vinylplayer anschließt?!

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Detlef Rick (Autor) sagt:

#3 - 11.09.2013 um 21:53 Uhr

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@ Stefan: Danke! @ Christian Rohrmoser: Das Pult lässt sich definitiv auch mit einer DJ-Software verwenden. Allerdings ist dabei zu empfehlen, ein zusätzliches USB-Audiointerface zu verwenden. Die Standard-Audio-Anschlüsse handelsüberlicher Laptops verfügen nämlich nicht über die nötige Audioqualität. Außerdem benötigst du minimal zwei separate Stereo-Ausgänge. Empfehlen für den Einstieg, kann ich diesbezüglich z.B. das ESI Maya 44 USB+, mit 4 Ein- und 4 Ausgängen. Das interne USB Interface des Behringer Mischers ist für deine Zwecke leider nicht geeignet.

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Norman sagt:

#4 - 29.11.2013 um 11:49 Uhr

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Hi Detlef, if i'm insist to use this console with my laptop (Traktor pro 2) without an additional USB audio whereby just looping using rca is it possible?or may be can u guide me on this. many thanks

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Alex sagt:

#5 - 28.07.2014 um 18:34 Uhr

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Wenn man Traktor Scratch Pro 2 mit 2 Turntables und Timecode Vinyls benutzen will, ersetzt der DJX 900 duch sein eingebautes Interface dann das separate Interface oder kann Traktor damit nix anfangen?

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Peter sagt:

#6 - 18.08.2014 um 12:59 Uhr

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Moin Alex,nee, das funzt nur mit einem NI-Interface.Gruß
Peter

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Boris sagt:

#7 - 13.10.2014 um 17:29 Uhr

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Effekt-Anleitung kannst Du doch vom DJX 750 nehmen, die beiden sind doch nahezu baugleich, mal abgesehen vom USB-Interface, oder täusche ich mich da ?

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