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Beatkangz Electronics Beat Thang Test

PRAXIS

Nun, da wir es hier mit Hardware zu tun haben, lag mein Fokus zunächst auf der Aktualität der Firmware. Wenige Tage nachdem ich das Beat Thang erhalten hatte, kam bereits das erste Firmware-Update, welches ich mir von der Homepage des Herstellers als Archiv herunterladen konnte. Einmal entpackt sollte es laut mitgelieferter Readme-Datei einfach auf den Massenspeicher des Beat Thangs kopiert werden. Hierzu wird die Maschine per USB an den Rechner angeschlossen und über System/USB-Mode in den USB-Modus versetzt. Die Treiber für den internen Speicher werden beim Windows-PC sowohl unter XP als auch unter Windows 7 automatisch installiert. Anschließend erscheint das interne Laufwerk im Explorer. Nach erfolgreicher Trennung des Laufwerks muss die Trommelmaschine heruntergefahren und neu gestartet werden. Beat Thang führt das Update automatisch aus, wenn es dieses auf dem Speicher entdeckt, es sei denn, es ist kein Netzteil angeschlossen. In diesem Fall verweigert das Tool aus Sicherheitsgründen ein Update und startet normal durch. 
Leider enthielt die Beta-Version von 1.2.5. noch einige Bugs, die nicht unwesentlich waren. Hierzu zählte unter anderem ein Systemabsturz im Pattern-Modus, der sich in einer ganz bestimmten Situation immer wieder reproduzieren ließ, mit der offiziellen Version 1.2.5 nun aber eliminiert wurde. Ein weiterer Bug konnte bis zur Veröffentlichung diese Artikels allerdings nicht beseitigt werden, und zwar der instabile „Slave To MIDI Clock“-Betrieb. Läuft das Beat Thang als Slave über MIDI-Clock mit, zeigt sie sich sehr holprig und stolpert bei der Wiedergabe, mit anderen Worten: Sie kann nur als Master oder standalone fungieren! Bei Beatkangz ist der Fehler bekannt und sie sind bemüht, diesen mit einem zukünftigen Update zu beheben.

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Slave-to-MIDI-Betrieb

Zum Bundle gehört auch die Software-Umsetzung des „Thangs“ – aktuell in Version 2.2.3. Die 590 Megabyte große Setup-Datei ist ein selbst-extrahierender Installer, der ohne großes Zutun seine Arbeit verrichtet. Nach Abschluss der Installation, was etwa drei bis fünf Minuten dauert, kann das Programm gestartet werden. Alle Sounds und Patterns der Hardware finden sich anschließend im Browser der Software wieder. Das VST-Plug-in muss indes händisch in den Ordner VST-Plug-ins des Systems kopiert werden, was leider nirgendwo dokumentiert wird. Ich hatte es mir fast gedacht, aber ein echter Einsteiger hätte hier schon vor großen Problemen gestanden.

Fotostrecke: 2 Bilder Na, die Oberfläche kommt einem ja irgendwie bekannt vor.

Controller-Modus
Die Hardware kann als Controller für die Software genutzt werden. Hierzu müssen sowohl harte als auch virtuelle Ware abgestimmt werden. Beat Thang wird über die USB-Schnittstelle mit dem PC oder Mac verbunden und anschließend über System/Controller in den gleichnamigen Modus versetzt. Die anschließende Treiber-Installation übernimmt Windows selbsttätig, da es sich hier um ein Tool handelt, welches das Gütesiegel „class-compliant“ trägt. Nach 20-30 Sekunden ist der Controller dann betriebsbereit. Die Software ist nicht Refresh-fähig und benötigt einen Neustart. Unter Windows 7 muss in den Voreinstellungen der Applikation für den MIDI-Input das MIDI-Gadget ausgewählt werden; unter XP ist es ein USB-Audiogerät, was leider in keinem Manual steht. Man ist gezwungen, alles selbst auszuprobieren, was insbesondere unter XP ein bisschen anstrengend ist, da alle Tools, die class-compliant sind, unter XP als USB-Audiogerät erscheinen. Und da ich unter anderem noch zwei AKAI-Controller mit gleichem Eintrag an dem Rechner betreibe, war das eine echte Geduldsprobe. Darüber hinaus muss hier auch der Audio-Treiber angewählt werden und ich kann die Antwort auf eure Frage schon vorwegnehmen: Nein, das Beat Thang kann nicht als Audio-Interface fungieren. Diese Funktion hat das Teil nicht mit auf den Weg bekommen. Vielleicht wünschen wir uns das mal für die Zukunft – neben einer etwas ausführlicheren Bedienungsanleitung!

Fotostrecke: 2 Bilder MIDI-Gadget

Workaround
Nehmen wir mal an, wir hätten im Café ein paar dufte Beats zusammengebastelt, die wir dann am heimischen Host-Sequenzer – in meinem Fall Cubase 5 – importieren wollen. Hierfür existieren bislang zwei Wege: Man exportiert die Spuren als Einzel-Tracks auf die SD-Karte. Anschließend können die AIFF- oder Wave-Dateien (wahlweise 16 oder 24 Bit) über ein Lesegerät in den Audio-Folder von Cubase kopiert und anschließend in den Sequenzer importiert werden. Als Alternative zu diesem Prozedere können die Files auch einfach in den Dokumenten-Ordner von Beat Thang Virtual geschoben werden, wo man sie dann innerhalb der Software importieren kann – sei es standalone oder als VST-Plug-in. Die Hardware an den Rechner anzuschließen und direkt aus Cubase oder Logic heraus auf deren Speicher zuzugreifen funktioniert nicht. Es hat also ein bisschen was von einem Workaround anstatt eines Workflows. Aber immerhin: Man kann dann mit den Daten arbeiten. Beim VST hätte ich mir gewünscht, dass ich zumindest acht Kanäle öffnen kann, um die Plug-ins und EQs des Hosts für die Einzelspuren des BTs zu nutzen. Andere virtuelle Sampler verfügen über dieses Feature bereits seit einigen Jahren. Vielleicht bringt hier ja ein zukünftiges Update von Beat Thang Virtual den Mehrspursegen.

Beatz in da Bude
Kopfhörer und Beat Thang geschnappt und ab auf die Couch … oder auf den Balkon … oder doch in den Park? Nun – alles geht, denn dank des internen Akkus bringt einem das Teil drei bis vier Stunden Spaß ohne Netzteil, was ich bestätigen kann. Stark! Im Pattern–Modus gilt es zunächst, ein neues leeres Pattern zu kreieren. Nun kann für jede der 16 Spuren ein anderes Sound-Set geladen und über Pattern-Record Ruckizucki ein paar Beats oder kleinere Arrangements gebaut werden. Hierbei helfen einem diverse Features wie Quantisierung, Swing, Metronom, Vorzähler und Undo-Funktion für den letzten Aufnahmevorgang. Sämtliche Editierfunktionen sind durchdacht und absolut praxisgerecht. Die bereitgestellten Factory-Sounds sind sehr hochwertig, klingen aber nicht überproduziert. Die Klänge eignen sich hervorragend für Hip-Hop und RnB. Nachfolgend ein paar Werks-Pattern, anhand derer ihr euch einen guten Eindruck von der Soundvielfalt des Beat Thangs machen könnt.

Fotostrecke: 3 Bilder Zuerst den richtigen Track ausgewählt …
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Beat Thang Factory Pattern Beat-Kang Beat Thang Factory Pattern Blaze Beat Thang Factory Pattern Boogaloo Beat Thang Factory Pattern Club House Beat Thang Factory Pattern Dub Funk Step Beat Thang Factory Pattern Electro Bump Beat Thang Factory Pattern Hard Rollin

Wie gesagt: Der Fokus der Sound-Libraries liegt ganz klar auf Hip-Hop. Wie man aber den letzten beiden Soundbeispielen entnehmen kann, sind auch andere Stile möglich. Der Hersteller verkauft bereits mehrere Expansion-Packs, um noch mehr Sounds direkt nutzbar zu machen. Die bislang erhältlichen Pakete legen ihren Schwerpunkt allerdings ebenfalls auf Blackmusic. Der Vertrieb versicherte mir jedoch, dass für die nahe Zukunft auch andere Genres bedient werden sollen. Natürlich kann man auch selbst Sounds aufzeichnen beziehungsweise WAV- oder AIFF-Files importieren, die dann in selbst erstellte Kits geladen werden können – ein echter Vorteil, der allerdings wohl eher von den fortgeschrittenen Usern in Betracht gezogen werden wird! Dass sich mit den Factory-Sounds aber auch Deep&Dirty-Housetracks produzieren lassen, belegen die beiden folgenden von mir erstellten Pattern:

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Beat Thang Dancesalat Beat Thang KW1

Es gibt aber auch in der Welt der Beatkangz Luft nach oben. Zum Beispiel nervt die Tatsache, dass individuelle Voreinstelllungen des Systems nicht dauerhaft abgespeichert werden. Statt dessen lädt BT beim Starten immer erst die Factory-Defaults. Doof! Nach jedem Boot-Vorgang ist man also grundsätzlich gezwungen, vor dem Start einer Session jene Parameter immer wieder aufs Neue seinen Bedürfnissen anzupassen. Hierzu zählen unter anderem die Buffer-Size, sämtliche MIDI-Einstellungen oder die Pad-Sensibilität.

Fotostrecke: 2 Bilder Schon fast “Alte Bekannte“, da man ja so oft ins System-Menü muss.

Darüber hinaus hat der Sequenzer im Pattern-Modus noch keinen Step-Sequenzer. Man kann immerhin in einer Art Step-Edit bestimmte Notenwerte löschen, was man im Übrigen ebenfalls in keinem Manual findet, sondern nur durch Trial&Error herausfindet. Eine echte Step-Programmierung lässt sich nicht durchführen. Hier gibt`s nur den Realtime-Write – immerhin mit flexibler Quantisierung und Undo-Funktion. Daran kann man sich auch gewöhnen, wie ich finde.
In Foren nehmen einige User Anstoß an der Tatsache, dass es im Pattern-Modus nicht möglich ist, im laufenden Play-Modus das Pattern zu wechseln, ohne die Wiedergabe kurzzeitig zu unterbrechen. Die Tatsache ist bekannt, doch der Pattern-Modus war nie für den Live-Betrieb konzipiert. Auch handelt es sich hierbei nicht zwingend um eine Live-Kiste für Performer, sondern um einen extrem mobilen Beat-Baukasten. Wenn es beim Beat Thang einen Präsentations-Modus gibt, dann ist das der Song-Modus. Ich werde also an dieser Stelle nicht in das gleiche Horn blasen. 

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Beat Thang Wechsel Patterns

Sampling …
… war ja früher fast schon eine Wissenschaft für sich. Wer mal einen AKAI S1000 oder ähnliche Vorboten bedient hat, weiß, wovon ich spreche. Die aus dem Japanischen ins Englische übersetzten, 200 Seiten starken Bedienungsanleitungen von AKAI waren in den 80er und 90er Jahren ein verdammt guter Grund, sich so ein Teil nicht zu kaufen. Die Sampler haben stark polarisiert – für die Pros das Mekka und für die Einsteiger die absolute Hölle, wenn man hindurch musste. Beim Beat Thang sieht es da ganz anders aus, auch wenn die Bedienung mich an ein zwei Stellen daran erinnert. 
Der Sample-Workflow kann größtenteils als intuitiv und besonders effektiv bezeichnet werden, dennoch in einigen Punkten nicht unbedingt als selbsterklärend. Die Sampling-Qualität ist sehr gut, was auf die hochwertigen Wandler zurückzuführen ist. Die integrierten Preamps sind sehr ordentlich und schlagen so ziemlich alles, was sonst so in Workstations oder Audio-Interfaces verbaut wird. Aber natürlich kann der Mikrofonvorverstärker nicht mit Vorverstärkern von ART oder gar Universal Audio und Konsorten mithalten. Verstecken braucht er sich allerdings nicht. Nachfolgend ein paar Files, die das gut verdeutlichen.

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Beat Thang Dan-AKG Perception200 Kondensator Beat Thang Dan-SM58-2

Einiges ist allerdings schon ein wenig nervig an Beat Thangs Sampling-Workflow. Zum einen ist Aufzeichnen nur im reinen Sample-Modus möglich. Man kann also dazu kein Pattern laufen lassen. Ergo gilt es trocken zu rappen oder zu singen, was sich ja im Grunde nur für klassische Shouts und Samples anbietet. Wer richtig einsingen will und dazu Pattern-Begleitung wünscht, ist hier falsch. Schade. Dabei ist die Aufnahmequalität doch so gut. Darüber hinaus erinnert das Trimmen der Samples im Editor mit Start- und Endpunkt stark an die AKAI-Arbeitsweise – mit dem Unterschied, dass man hier nicht in die Wellenform hineinzoomen   kann. Zwar schneidet man natürlich nach Gehör, aber zudem eben auch nach Sicht. Und Hineinzoomen wäre dann schon eine notwendige Sache – insbesondere bei zeitkritischen Schnitten. 
Last, but not least sei hinsichtlich der Samples erwähnt, dass die Kiste beim Erstellen von Kits (Kit Mode) nahezu alles bietet, was Sampler aktuell so mitbringen sollen. Allerdings gibt es keine LFOs und keine Filter-Envelopes. Beat Thang stellt zwar ein flexibles Filter und auch eine Hüllkurve mit den üblichen Verdächtigen bereit, aber LFOs und Filter-Envelopes zählen nicht zum Rüstzeug des Sampling-Boliden. Aber vielleicht ja mit einem der zukünftigen Updates, wer weiß …

Klingklang
Kommen wir nun zu dem Kern der Sache, und zwar dem Sound. Hinsichtlich dieser Disziplin kann ich zu meiner Freude nur sehr Gutes berichten, denn die Beatkangz haben dem Beat Thang-Eintopf ausschließlich erlesene Zutaten verpasst. Im Sampling-Abschnitt sind wir ja bereits auf den tollen Mikrofonvorverstärker eingegangen. Dies setzt sich bei den Line-Preamps fort. Zugegebenermaßen können die AD-Konverter von Beat Thang nicht mit denen der Hammerfall-Serie mithalten, aber dafür kostet RMEs Interface auch fast genauso viel wie das Beat Thang. Don´t forget about that!
Die analoge Ausgangssektion ist klanglich gesehen ein echtes Schmankerl. Der Master, der sowohl symmetrisch wie auch unsymmetrisch betrieben werden kann, klingt druckvoll und transparent. Ich habe keine Beanstandungen. Die beiden separat regelbaren Kopfhörerverstärker machen richtig Dampf und ermöglichen in Kombination mit Sennheisers HD25 Beatz-Bauen auf der Autobahnraststätte! Das ist kein Witz! – Phatt!
Auch die mitgelieferten Sounds, die ich euch ja bereits vorgestellt habe, sind durchweg gut und nicht überproduziert, teilweise auch sehr rough, aber das mag ich eben. Zudem kann man neben Blackmusic auch durchaus elektronische Genres bedienen, ohne groß in die Trickkiste greifen zu müssen. Die Effekte klingen normal bis gut, die Räume durchschnittlich, die Modulationen sind okay. Das Delay klingt gut, ebenso wie der Master-Insert, der ein paar nette Mastering-Presets bereitstellt, die den Sound durchaus aufwerten können. Anbei ein Beispiel, einmal mit und einmal ohne Master-Insert.

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XBase09 Beat Thang XBase09 RME Hammerfall Beat Thang KW2 mit Bang Beat Thang KW2 ohne Bang

MPC vs. Beat Thang
Am Schluss dann die Gretchen-Frage: Wer kann´s gebrauchen und wie positioniert sich das Beat Thang zu AKAIs MPCs? Nun, auch wenn einige Features der amerikanischen Co-Produktion an eine MPC erinnern, handelt es sich doch um ein anderes Grundprinzip. Der Fokus liegt klar auf der mobilen Beat-Produktion. Das machen die zahlreichen mitgelieferten Sounds und der integrierte Akku deutlich. Die Maschine eignet sich hervorragend zum Entwickeln von Ideen und zum Vorproduzieren – und das an jedwedem Ort. AKAIs MPCs sind hingegen Workstations, die sich hervorragend als Master für MIDI-gebundene Studio- oder Live-Setups eignen, weil sie ultrastabil laufen und meist auch mit mehreren MIDI-Schnittstellen ausgestattet sind. Beide Systeme haben ihre Daseinsberechtigung und jeder potentielle Käufer muss sich vor dem Kauf genauestens klar werden, was er eigentlich mit dem Teil anstellen will.

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Profilbild von NAMME

NAMME sagt:

#1 - 12.05.2013 um 15:34 Uhr

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KEIN PATTERN WECHSEL BEIM ANHÖREN
KEIN STEP SEQUENZER
KEINE EINZELAUSGÄNGEUNÜBERSICHTLICHER SONGMODE
KOMPL;IZIERZTE BEDIENUNG TROTZ EINFACH AUSSEHENDER OBERFLÄCHE
ANGEBLICHE 7 JAHRE DAS BESTE AUS ALLEM GESAMMELT
BEIM PREIS LACH ICH MICH SCHLAPP
KINDER MPC FÜR REICHE

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