BC Rich Chris Kael Signature Warlock Bass Test

Praxis

Das bizarre Design des viersaitigen Chris Kael Signature Warlock macht optisch natürlich ordentlich Eindruck, geht aber erwartungsgemäß etwas auf Kosten einer guten Ergonomie. Die Gurtpins hat man auf der Korpusrückseite angebracht – sie sitzen relativ weit rechts, weil das obere Korpushorns sehr kurz und das Heck recht ausladend ist. Der Bass schiebt sich am Gurt deshalb ziemlich weit nach links, sodass die tiefen Lagen nicht super angenehm zu erreichen sind.

Andererseits bevorzugt der geneigte Metalbasser in der Regel natürlich ohnehin eine sehr tiefe Spielposition und zieht den Hals dabei eventuell noch stark nach oben, sodass sich das Ergonomie-Problem auch wieder einigermaßen relativiert. Wer den Bass in dieser Spielposition mit ausgestrecktem Arm und Plektrum bearbeitet, wird auch kein Problem damit haben, dass der kantige Korpus keinen komfortablen Auflagepunkt für den rechten Oberarm bietet.
Aber wie auch immer – man sollte sich vor dem Kauf auf jeden Fall mit den Eigenheiten des Designs vertraut machen und den Bass im besten Fall mal “anprobieren”, um Inkompatibilitäten mit der bevorzugten Spieltechnik ausschließen zu können.

Wider die Norm – das Handling eines Basses mit einer derartigen Korpusform ist sicherlich anfangs gewöhnungsbedürftig!

Mit fast 4,4 kg geht mein Testexemplar schon nicht mehr als Leichtgewicht durch, die Balance des Instruments am Instrumentengurt ist aber erfreulicherweise trotzdem sehr gut – von Kopflastigkeit kann absolut keine Rede sein. Positiv fiel mir außerdem die Haptik des Halses auf: BC Rich bezeichnet das Profil als “ultra slim”, tatsächlich ist der Hals allerdings eher eine Spur massiger als beispielsweise bei einem normalen Jazz Bass. Dennoch liegt er sehr angenehm in der Hand und lässt sich in allen Lagen komfortabel spielen.

Darüber hinaus fühlt sich die mattlackierte Rückseite selbst mit leicht feuchten Händen nicht klebrig an, und erfreulicherweise stimmt bei meinem Testkandidaten sogar das Werkssetup, sodass ich ohne Einstellarbeiten direkt loslegen und den Chris Kael Signature Warlock Bass an meinem Test-Rig auf Herz und Nieren prüfen kann:

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Beide Pickups, EQ flat

Wow, ich bin beeindruckt! Der Signature-Bass rockt richtig los und haut bereits ohne Einsatz des Onboard-Equalizers ein ordentliches Pfund raus. Für das volle, runde Fundament ist sicherlich nicht zuletzt der relativ dicke Mahagoni-Korpus verantwortlich.
Aber auch die Tonabnehmer vom US-Hersteller EMG geben den satten Sound äußerst detailreich und ohne signifikante Betonungen wider, was mir persönlich sehr gut gefällt! Der relativ ebenmäßige Sound eignet sich zudem sehr gut zur Weiterverarbeitung mit Effektgeräten, weil alle Frequenzanteile gleichermaßen präsent sind.

Die Fertigungsqualität in Fernost hat schon längst internationalen Standard erreicht!

Als nächstes checken wir mal den Halstonabnehmer im Solomodus, die EQ-Regler bleiben immer noch in Neutralstellung. Der Chris Kael Warlock geht nun deutlich in die Preci-Richtung und klingt dementsprechend noch eine Spur fetter. Der Sound bleibt aber dennoch jederzeit straff und knackig – Dröhnfrequenzen im unteren Bereich bleiben hier komplett außen vor:

Audio Samples
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Neck-PU, leichter Bass-Boost

Im nächsten Clip hört ihr die amtliche Rock’n’Roll-Einstellungen mit “allen Reglern auf 11” – beide Volume-Regler und beide EQ-Regler sind also voll aufgedreht und ich spiele den Bass mit Plektrum. Der EMG-Equalizer arbeitet effektiv und absolut geschmackvoll. Selbst bei heftigstem Einsatz bleibt der Sound komplett in der Spur. Das Fundament wird angedickt, dröhnt aber nicht und die Höhen sind klar, ohne dass harsche Frequenzen in den Vordergrund treten – so muss das sein!

Audio Samples
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Beide PU, voller Bass-Boost, voller Treble-Boost
Ausgewogen-knurriger Grundsound – der BC Rich Warlock erfreut klanglich keineswegs nur Metaller!

Die nächste Einstellung eignet sich hervorragend für Rockbasser, die gerne Fingerstyle spielen: Im Einsatz sind dieses Mal abermals beide Tonabnehmer, den Splitcoil habe ich allerdings in der Lautstärke um etwa 20% reduziert und dazu die Bässe und die Höhen mit dem EQ moderat angehoben. Das Ergebnis ist ein wunderbar knurriger Fingerstyle-Sound mit viel Durchsetzungskraft:

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Neck-PU: 80%, Bridge-PU: 100%, Bass-Boost, Treble-Boost

Wer jetzt denkt, dass man mit dem Chris Kael Signature nur Rockmusik bedienen kann, der irrt gewaltig: Wenn man nur den Stegtonabnehmer aufdreht und die Bässe zusätzlich leicht boostet, klingt der Zackenbarsch im Handumdrehen wie ein fetter Jazz Bass. Mit diesem Jaco-verdächtigen Sound macht man selbst in jeder Fusion-Band eine gute Figur. Wegen der Optik des Basses wird man sich von seinen Bandkollegen allerdings ein paar dumme Sprüche anhören müssen, befürchte ich!

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Bridge-PU, Bass-Boost
Gelungenes Gesamtpaket: Der Warlock hat flexible Sounds am Start und wurde mit viel Liebe zum Detail hergestellt!
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