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Bakkushan Interview

INTERVIEW

Daniel Schmidt und Robert Kerner beim Interview in Hamburg (Foto: Lasse Eilers)
Daniel Schmidt und Robert Kerner beim Interview in Hamburg (Foto: Lasse Eilers)

Ihr habt euch in Mannheim an der Popakademie kennengelernt. Welche Erfahrungen habt ihr dort gemacht?

Daniel: Es hat sich einfach so ergeben, dass wir alle dort studiert haben, damit unsere Eltern happy sind und wir trotzdem zu 100% auf Musik setzen können. Es ist toll: Du sitzt zu Hause und machst dein Demo, und kannst dann sofort auf einen großen Pool von echt guten Musikern zurückgreifen! Das ist natürlich ein Vorteil.

Robert: Die Leute tauchen ja auch hier und da auf in der Musikszene. Das ist schon ganz lebendig und gut.

D.: Wobei das gar nicht mal direkt mit dem Einfluss der Schule zu tun hat. Es ist einfach ein Sammelpunkt für Leute, die ihren Fokus auf Musik legen und darauf, in ihrem Leben etwas zu erreichen. Es gibt ja nicht so viele Orte, wo man hingehen kann, wenn man es halbwegs ernst meint…

Wie ging es dann los mit Bakkushan?

R.: Nachdem die ersten kleinen Konzerte funktioniert hatten, war schnell klar, dass wir irgendwann ein Album aufnehmen wollen. Dann kam auch relativ schnell der Punkt, an dem unser Studium schon fast vorbei war, und wir haben uns gesagt, OK, jetzt machen wir alle noch fertig und dann stürzen wir uns komplett in die Band rein. Dann sind wir auch ziemlich schnell zusammen nach Berlin gezogen.

D.: Dabei war natürlich sehr förderlich, dass wir schon vor unserem Abschluss den Plattenvertrag hatten. Da gab es eine Peripherie, die mit uns arbeiten wollte, und es war für uns klar, cool, Studium beendet, Mutti glücklich, und es gab gleich einen roten Faden, wie es weitergeht. Von da an waren wir Vollzeit mit der Band beschäftigt.

Apropos Plattenvertrag: Wie habt ihr den an Land gezogen?

D.: Tatsächlich haben wir nicht ein einziges Demo an Plattenfirmen verschickt. Wir haben verschiedene kleine Newcomer-Sachen mitgemacht, die wir aber gut ausgewählt haben. Statt überall mitzumachen, haben wir uns genau überlegt, was muss man an Arbeit dafür leisten, was bringt das genau, ist das ein fairer Contest und – vor allem – was ist denn am Ende tatsächlich der Gewinn? Das waren dann hauptsächlich zwei große Sachen, die wir auch gewonnen haben, was aber auch viel Arbeit war bis dahin. Zum Einen war das der Jägermeister-Contest [Jägermeister Rock:Liga], wo am Ende ein professionelles Video gewunken hat und eine kleine Medienkampagne, die das beworben hat. Da tauchte der Name zum ersten Mal in Magazinen und Zeitschriften auf, in die man sonst gar nicht reinkommt. Beim einem anderen Contest haben wir dann einen Auftritt beim Hurricane-Festival gewonnen, sodass wir auch da überall mit draufstanden und medial aufgetaucht sind. Außerdem haben wir damals noch viel über Myspace gemacht. Durch diese drei „Eckpfeiler“ ist dann das Label auf uns aufmerksam geworden. Dann war der A&R relativ schnell bei einem Live-Konzert von uns, und es hat ihm gut gefallen. Wobei wir ihm zunächst gesagt haben, nee, wir wollen uns erstmal noch etwas „ausarbeiten“, das ist noch nicht ganz fertig, und wir kommen dann nochmal auf dich zu… Er erzählt heute noch, dass er total geschockt war – das hätte er noch nie gehört! Dann hat er sich aber letztendlich sehr gefreut, als wir uns ein halbes Jahr später wieder gemeldet haben, und wir haben die Sache ins Rollen gebracht.

Ihr seid bei der EMI. Manchmal hört man heute ja, dass es sich in Zeiten von Youtube und Facebook gar nicht mehr lohnt, zu einem Major-Label zu gehen. Was habt ihr dort für Erfahrungen gemacht?

D: Ach, die machen schon ziemlich viel für uns. Da wird echt Geld investiert. Sie kümmern sich darum, dass so viele Leute wie möglich die Chance bekommen, die Band kennen zu lernen. Klar spricht heute jeder von viralem Marketing, aber wie willst du denn deine Musik einem wirklich breiten Publikum präsentieren, ohne dass jemand zumindest am Anfang mal einen Anstoß gegeben hat?

R.: Häufig hört man ja, dass man auch viel bewegen könnte, wenn man alles selbst in die Hand nimmt. Aber eigentlich muss man heutzutage sowieso beides machen. Wenn man eine Major-Plattenfirma hat heißt ja das noch lange nicht, dass man sich zurücklehnen und die Scheine zählen kann. (lacht)

D.: Ja, man hat dann zwar die Firma, die einem zuarbeitet und auch finanzielle Mittel zur Verfügung stellt, aber man macht trotzdem noch viel selbst. Obwohl wir schon lange gesigned waren, habe ich unsere ersten Tourplakate zu Hause selber gemacht, einfach weil es dann zum Schluss nicht bei den Kosten steht… Aber ich würde den Schritt auf jeden Fall wieder gehen, gerade bei der Musik, die wir machen.

R.: Genau, vielleicht ist es auch noch ein bisschen musikabhängig. Wenn es wie bei uns um Rock-Pop-Musik geht, dann kann man das schon machen!

Daniel, du bist der Songwriter der Band. Wie läuft die Entstehung eines Songs bei dir ab, und in welchem Stadium gehst du damit zur Band?

D.: Für unser erstes Album habe ich tatsächlich komplett alles alleine geschrieben. Bei diesem Album habe ich auch probiert, mich mit anderen Songwritern zusammen zu setzen, was sehr viel Spaß gemacht hat. Da sind einige interessante Sachen zustande gekommen. Dann mache ich zu Hause am Rechner Demos, die eigentlich schon so gut wie fertig sind. Die setzen wir dann im Proberaum um und bereiten die Songs fürs Studio vor, wo dann natürlich auch noch einiges passiert. Da setzt man sich dann mit dem Produzenten hin und macht eine vorbereitende Session für’s Studio, und er gibt seinen Senf dazu. Manchmal ist es dann besser, manchmal aber auch nicht, und man macht es bei der Aufnahme doch wieder wie auf dem Demo. Es ist ein ständiger Fluss, bis das Endergebnis zufriedenstellend ist.

Wie laufen denn die Aufnahmesessions bei euch ab? Ist immer die ganze Band anwesend oder geht jeder für sich ins Studio und macht seine Spuren fertig?

R.: Beim letzten Mal waren tatsächlich immer alle da, was aber letztendlich auch ein bisschen unkomfortabel war. Irgendwie waren auch die Räumlichkeiten begrenzt, und dann hockt man schon brutal aufeinander. Bei diesem Album haben wir zu Anfang auch alles zusammen gemacht. Bei den Drum-Aufnahmen haben alle immer mitgespielt, sonst fühlt sich Jan mit seinem Klick ja total verlassen.

D.: Ja, wir haben bei den Schlagzeugaufnahmen im gleichen Raum mitgespielt – die Amps standen natürlich nebenan! Wir waren quasi sein „Guide-Track“. Später haben wir dann die anderen Instrumente auf die Drums eingespielt. Da musste dann tatsächlich nicht jeder anwesend sein. Das ist ja zum Beispiel für den Drummer auch total uninteressant, die ganze Zeit dabei zu sitzen, wenn die Gitarren reingeprügelt werden. Was will er denn da machen?

Saßen bei den Aufnahmen zum letzten Album lange "aufeinander"... Bakkushan (Foto: Georg Roske / zur Verfügung gestellt von EMI Music)
Saßen bei den Aufnahmen zum letzten Album lange “aufeinander”… Bakkushan (Foto: Georg Roske / zur Verfügung gestellt von EMI Music)

Wo habt ihr aufgenommen?

D: Die Drums haben wir im Toolhouse Studio in Rotenburg an der Fulda aufgenommen. Der Raum dort ist fantastisch für Drums. Auch das Drumset stammt von dort, obwohl unser Schlagzeuger sehr gute Drums hat. Im Toolhouse gibt es ein altes Ludwig-Kit in komischen Regenbogenfarben, das fantastisch klingt. Gitarren, Bässe und Gesang sind dann zum großen Teil im Tritonus Studio in Berlin aufgenommen worden. Zu Hause übernachten spart Kosten… (lacht) Dort wurde das Album dann auch gemischt.

Setzt ihr die Studioproduktionen live 1:1 um?

D.: Das probieren wir schon. Es ist mir ein persönliches Anliegen, die Studioproduktion so gut es geht auch live umzusetzen. Daran arbeiten wir hart. Wir machen Live-Proben, mieten ein Digitalpult, das wir dann auf Tour mitnehmen und bringen unsere eigenen Mikrofone mit. Dann proben wir gemeinsam mit unserem Live-Mischer, machen Einstellungen und probieren aus, wie wir den Sound auch live umgesetzt bekommen.

R.: Außerdem achten wir auch bei der Produktion schon darauf, dass es erstmal eine Band aus vier Personen ist und dass der Song auch zu viert schon funktioniert, ohne dass man den Großteil vermisst. Natürlich ist „additional producing“ drin, zum Beispiel gibt es einen Song mit Streichern, aber im Kern ist es schon eine Band.

D.: Das finde ich zum Beispiel spannend. Da wissen wir jetzt noch gar nicht so genau, wie wir diesen Song umsetzen, der von einem 30-Mann-Orchester getragen wird. Wir werden sehen. Wir haben auf jeden Fall noch einen Laptop dabei, von dem wir ein paar Sachen abfahren, zum Beispiel Shaker oder Keyboard-Geschichten. Wir spielen eh zum Klick und haben dann auch kein Problem damit, wenn mal ein Keyboard vom Band kommt. Das war früher anders, da haben die Leute sich darüber aufgeregt, aber heutzutage kommt es mehr darauf an, einen guten Sound abzuliefern. Und da muss man sich nicht schämen, mal eine Elektronik-Line vom Band laufen zu lassen.

Was war das für ein Orchester, das bei „Sag nur ein Wort“ zu hören ist?

D.: Da haben wir bei der Plattenfirma ein bisschen gebettelt, um das machen zu können, weil der Song es einfach gut verträgt. Eingespielt wurde das dann vom Filmorchester Babelsberg. Das war die Erfüllung eines kleinen Traums. Da sitzt man zu Hause am Rechner und programmiert das mit MIDI, und dann fängt man an zu telefonieren mit dem, der es dann nochmal richtig arrangiert, und dann gibt’s wieder den nächsten, der schreibt es aus und macht eine Partitur, und dann kommt man da hin und da stehen dann 30 Leute und spielen das ein – das ist schon sehr geil!

Gibt es bestimmte Instrumente oder Equipment, das ihr besonders gern habt und nicht mehr hergebt?

D.: Ich habe tatsächlich nur eine einzige Gitarre, aber ich liebe dieses Instrument. Es ist eine Fender „Hellecaster“, ein Signature-Modell von Will Ray, der mir vorher gar nichts gesagt hat. Ich finde nur die Gitarre gut, nicht Will Ray…

R.: Ich find’ Will Ray gut! (lacht)

D.: Jedenfalls würde ich sie für kein Geld der Welt mehr hergeben. Die ist auch sehr prägend auf beiden Alben – sie macht eigentlich den Gitarrensound und ist die Haupt-Gitarre, die zu hören ist.

R.: Ich habe eine kleine Sammelleidenschaft. Bei mir ist alles ziemlich Fender-lastig, also Strat, Tele… Auch an Verstärkern gibt es mittlerweile einige, weil ich mir über die Jahre alles mögliche zugelegt habe…

D.: Es ist wirklich wahnsinnig, wie viele Gitarren der Typ hat! (lacht) Ich habe auch eine Lieblings-Kette für Gesangsaufnahmen. Besitzen tu ich es nicht, aber ich hätte es gerne: [Neumann] U87 und Neve 1073. Es ist tatsächlich der Klassiker schlechthin, als hätte man es irgendwo abgelesen… Ich habe schon verschiedenste Geräte in allen Preisklassen ausprobiert, aber irgendwie ist es immer wieder das. Es ist schon krass.

Ihr habt auch einmal am Bundesvision Song Contest teilgenommen. Ein Thema, über das ihr gerne redet?

R.: Auf jeden Fall. Das war super.

D.: Wir waren wahnsinnig begeistert, das wir das machen durften. Es hat viel Spaß gemacht und mit dem neunten Platz waren wir auch auf jeden Fall zufrieden. Wir sind als absolute Newcomer nur einen Punkt hinter Selig gelandet – darauf kann man schon stolz sein!

R.: Vor allem hat sich das aber auch live bemerkbar gemacht. Wir konnten danach eine ausgedehnte Tour spielen und die Läden waren voll!

Ihr seid viel unterwegs. Gibt es besonders lustige Anekdoten, die ihr auf Tour erlebt habt?

D.: Von unserem Album wird es eine Limited Edition geben mit einer DVD, die diese Frage mehr als ausreichend beantwortet! Darauf ist eine Doku über die letzten 5 Jahre. Wir hatten von Anfang an immer eine Kamera dabei und haben eigentlich immer gefilmt – am liebsten, wenn wir betrunken im Backstage saßen… Das kann man sich so richtig schön abends beim Bierchen reinziehen. Ich bin sehr froh, dass das geklappt hat! Der arme Mensch, der das schneiden musste, hat fast 50 Stunden Videomaterial gesichtet und auf etwa eine Stunde zusammengeschnitten! Eine harte Aufgabe, aber sehr gelungen!

Wer sind eure großen Vorbilder? Mit wem würdet ihr gerne auf Tour gehen?

R.: Naja, also, mit den Foo Fighters eine Stadiontour zu machen… (lacht)

D.: Die Foo Fighters wären natürlich mega-krass, Biffy Clyro wäre auch krass. Muse auch, wobei man davor eigentlich gar nicht spielen will, weil die einfach den besten Live-Sound der Welt haben und man daneben wahrscheinlich klingt wie ein Haufen Pappe.

R.: Muse ist vom Konzerterlebnis her einfach ungeschlagen.

D.: Ich habe die jetzt bestimmt schon vier oder fünf Mal gesehen, und die werden immer noch besser. Es ist unfassbar, was die für einen Live-Sound haben. Muse klingen live tatsächlich besser als auf Platte. Das ist ein großes Vorbild, wie man live soundtechnisch etwas umsetzen kann.

R.: Schau’n wir mal, mit wem wir dann noch alles zusammen spielen… (lacht)

Wo kann man euch denn in der nächsten Zeit live erleben?

R.: Jetzt im Sommer werden wir natürlich an den Wochenenden die Festivals unsicher machen. Ganz unterschiedliche Größen, auch ein paar schnuckelige, kleine sind dabei, was auch viel Spaß macht, wenn man einen schönen Slot hat am Abend. Und im Herbst geht’s dann auf Tour.

D.: So Richtung November, die ersten Termine gibt’s schon. Das kann man am besten auf unserer Homepage www.bakkushan.de sehen!

Wir wünschen Bakkushan viel Erfolg mit ihrem neuen Album!

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Foto: Georg Roske/ zur Verfügung gestellt von EMI Music

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