Audix ADX-51 Test

Praxis

Es hat durchaus Vorteile, wenn ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon im Bassbereich schwach auf der Brust ist, denn auch bei äußerst großer Nähe zur Schallquelle lässt sich damit noch ohne zu starke Überbassung durch den Proximity-Effect arbeiten. Die leicht höhere Richtwirkung zeigt, wo es langgeht: Close-Miking! Allerdings wäre es für diesen Fall sinnvoller, die Vordämpfung mit höheren Werten auszustatten, warum also nicht 15 oder gleich 20 dB? Schließlich kann eine Hi-Hat (das wohl typischste Instrument im Drumset, das gerne mit einer größtmöglichen Kanaltrennung, vor allem zur benachbarten Snare, mikrofoniert wird) problemlos Pegel jenseits der 140 dB SPL generieren. Sicher, diese Schalldruckpegel haben meist nur eine Dauer im einstelligen oder niedrigen zweistelligen Millisekundenbereich, doch für Verzerrungen während des Attacks (besonders bei einem ständig wiederkehrenden Signal) sind die Hörer sehr empfindlich. Mehr Auswahlmöglichkeiten beim HPF und eine noch höhere Pegelfestigkeit hätten das Mikrofon zum Spezialisten für nahe Besprechung machen können, doch dies ist nicht der Fall.

Die Audix ADX-51 im Einsatz im XY-Stereoverbund.
Die Audix ADX-51 im Einsatz im XY-Stereoverbund.

Die im XY mit großem Öffnungswinkel aufgezeichnete Akustikgitarre aus den Audiobeispielen zeigt – auch ohne die Notwendigkeit, die Referenzmikrofone gegenzuhören – was die negativen Auswirkungen der höhenreichen Auslegung des ADX-51 sind: Es klingt wirklich sehr dünn. Außer für manche Anwendungen wird man sicher einen Equalizer bemühen wollen. Das ist auch kein großer Schaden, denn man hat den starken Eindruck, auch beim puren Signal aus dem Mikrofon ein EQtes Instrument zu hören. Achtet mal darauf: Es klingt konstant und signalunabhängig etwas schepperig, und das gefällt mir nicht. Zudem hat die vom Mikrofon propagierte Höhenausrichtung ein abruptes Ende, wenn es in den zweistelligen Kilohertzbereich geht.
Auch dynamisch kann das eigentlich auf Brillanz ausgerichtete Audix nicht brillieren: Die Auflösung und die Schnelligkeit lassen durchaus zu wünschen übrig, das Signal ist matt und nicht forsch genug. Man kann zwar berücksichtigen, dass die Richtwirkung etwas stärker ist als bei den meisten anderen im Testmarathon verwendeten Nierenmikrofonen, doch das alleine erklärt nie und nimmer die verwaschene Ortung. Ein sehr interessanter Vergleich ist jener zwischen dem Audix ADX-51 und dem wesentlich preiswerteren Audix F9, das im Test sehr überzeugt hat. Ich finde es auch unabhängig vom Preis deutlich besser und war während des Tests mit meiner Meinung nicht alleine. Dass das ADX-51 derart höhenreich ist, halte ich für übertrieben, mehr noch für Augenwischerei, weil bei vielen Kunden im Direktvergleich zunächst “höhenreich = besser” gelten mag.

Audio Samples
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Audix ADX51 Referenz Schoeps CMC-64

Selbst für die Overhead-Anwendung, bei der man je nach Vorliebe durchaus froh ist, tieffrequente Signale fernhalten zu können, begeistert das Audix ADX-51 nicht gerade. Einmal gibt es für genau solche Gelegenheiten einen Equalizer, außerdem sind es auch dafür meist zu viele Höhen, außer ganz, ganz oben. Oftmals würden Becken durch die ADX zu spitz und zu scharf klingen, denn nicht umsonst schmeichelt ein sanfter Roll-Off der Höhen den Cymbals eher als ein Mikrofon mit einem Frequenzgang wie das Audix. Und für die feinen Texturierungen im Obertonverhalten von Crashes, besonders aber für die Aufnahme der oft sehr interessanten, vielsagenden Struktur des “Atmens” von dünneren Ride-Becken würde ich viele andere Mikrofone dem ADX-51 vorziehen. Damit ich es nicht unterschlage: Volle Punktzahl kann das 51 bei der “Built Quality” einheimsen, denn bei Materialien und Verarbeitung ist das Instrumentenmikrofon ganz weit vorne.

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