Audio-Technica ATH-M30X Test

Praxis

Genug der Außenbetrachtung, schreiten wie zum Hörtest. Mit am Start ist wieder ein Terzett aus Referenzhörern, und zwar der ausgesprochen bassstarke TMA-1 von Aiaiai, der ausgeglichene ATH-Pro500 MK2 von Audio-Technica und (dieses Mal ein Exot) der sehr differenziert und hochwertig klingende SMB-02 von der japanischen High-End-Manufaktur Phonon.
Vom Rechner in die DA-Wandler meines Native Instruments Kontrol Z2, der auch als Kopfhörerverstärker agiert, fließt „Immunity“, das neue Album von Jon Hopkins, das durch exzellentes Sounddesign und ein sehr zeitgemäße Klangästhetik besticht. Musik also, deren Aktzentrum nicht mehr der Song, sondern auch der Sound ist und die sich damit bestens für einen Hörtest empfiehlt. Ich verwende zunächst den Track „Collider“ als Referenzpunkt, der mit einem wuchtigen, stoisch den Viervierteltakt klopfenden Bass aufwartet und die Mitten und Höhen mit allerlei EDM-Gekruschel füllt. Die Herkunft der Sounds lässt sich hier oft nur vage erahnen, denn Hopkins ist ein bekennender Freund des Field-Recordings und erzeugt eine Snare auch gerne mal durch simples Hand-Patschen auf den Oberschenkel.
Der ATH-M30X empfängt mich mit einem ausgesprochen breiten Frequenzspektrum, bei dem man das gute Gefühl bekommt, eine umfassende klangliche Übersicht über das Audiomaterial zu bekommen. Ein klein wenig zurückgenommen erscheint mir in Anbetracht dieser Fülle das Mittelfeld. Denn gerade hier – erfahrende Mastering-Engineers können ein Lied davon singen – sitzt bekanntlich die Energie. Besonders im Bereich der Tiefmitten, da also, wo der „Pock“ der Kickdrum sitzt, hätte ich mir ein bisschen mehr Aufklärungsbereitschaft im akustischen Geschehen gewünscht. Wohlgemerkt ist dies kein technisches Defizit, denn die Frequenzen sind alle vorhanden, sondern es ist eine Nuance in der Abstimmung: Der ATH-M30X hat eine Klangsignatur, die einen Tick mehr in die Ecke „Loudness“ zieht (Bässe und Höhen).
Es zeigt sich auch, dass der Widerstand von 47 Ohm, mit dem der Audio-Technica antritt, von der Verstärkerschaltung erst einmal überwunden sein will. An einem iPad der zweiten Generation fehlten mir am Ende gefühlte zehn Prozent Lautstärkereserve, um das Gefühl zu bekommen, ja jetzt ist er richtig laut. Der Kopfhörerausgang des Traktor Kontrol Z2 liefert dagegen ausreichend Strom, um den M30X bis an seine Leistungsgrenze zu bringen und die liegt klar jenseits der Schmerzgrenze eines „normalen“ Ohrs. Ich kann den Kopfhörer also sehr weit ausfahren, bevor er auch nur ansatzweise anfängt zu zerren. Das wird man aber in der Regel wohl gar nicht ausprobieren wollen, da schon weit vorher die sehr präsenten Höhen anfangen, unangenehm zu werden. Bei leisen Abhörlautstärken sind sie dagegen sehr gut austariert und liefern eine, in Anbetracht der Preisklasse, erstaunlich präzise Darstellung des akustischen Geschehen.

Fotostrecke: 2 Bilder Sitzt, passt und hat Luft: Der ATH-M30X auf unserem Hörtest-Dummy.

Bleibt nur noch, ein Blick auf die Trageeigenschaften zu werfen. Grundsätzlich kommt die ergonomische Konzeption mit den in der Horizontalachse leicht abgekippten und in der Vertikalachse drehbaren Ohrmuscheln dem bequemen Sitzgefühl schon sehr entgegen. Auch die ovalen Ohrkissen tragen dazu bei, den Andruck auf eine möglichst große Auflagefläche zu verteilen und damit den Tragekomfort zu erhöhen. Dieser gute Sitz macht sich auch bei der Außengeräusch-Abschirmung bemerkbar, wo der ATH-M30X von mir eine gute Note bekommt. Ebenfalls angenehm ist die Polsterung des Kopfbügels, die sich mit circa fünf Millimetern Pufferung an den Schädel schmiegt.

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