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Audient ASP510 Surround Sound Controller Test

Praxis

Schnell und leise

Und nun geht der Spaß los. Dies ist keinesfalls als Plattitüde gemeint, denn der schnelle Aufbau und die selbsterklärende Funktionsweise machen tatsächlich richtig Spaß. Stecken einmal erst die D-Sub25-Peitschen an den richtigen Gegenstellen, merkt man gleich, dass noch nichts passiert. Das ist gut so: Wo andere Abhör-Controller erst einmal rauschen oder eventuell Störgeräusche einfangen und ausspucken (und dies in meiner Studiovergangenheit auch taten!), bleibt nach Anschluss der Systeme meine Abhöre neutral und sauber. Ich höre kein Unterschied zum nicht angeschlossenen System. 

Auf den Monitorboxen ist kein Unterschied zum Betrieb ohne Controller zu hören.
Auf den Monitorboxen ist kein Unterschied zum Betrieb ohne Controller zu hören.

Rosa Rauschen auf Knopfdruck

Die nächsten Schritte gehen einfach von der Hand. Es gilt die Abhören einzupegeln. Dies ist normalerweise der Punkt, an dem der versierte Techniker Lieblingsmusik herauskramt, überlegt, wie er diese aus seinen Wandlern routet, um dann nach ein paar Überlegungen doch dazu übergeht, mit Steinbergs Wavelab ein paar schöne Testsignale zu generieren… oder stop, da müsste doch noch irgendwo eine alte Test-CD liegen…

Cut und Dim gemeinsam drücken – und schon rauscht es.
Cut und Dim gemeinsam drücken – und schon rauscht es.

Der ASP510 erspart die minutenlange Suche und die Qual der Wahl nach geeigneten Quellen, und bietet auf Knopfdruck rosa Rauschen an, welches auf dem 5.1-Boxen-Setup ausgegeben werden kann. Dazu hält man schlicht und einfach die beiden CUT- und DIM-Buttons unterhalb des Drehknopfes auf der Remote gedrückt, bis beide blinken. Nun liegt auf den freundlicherweise automatisch gemuteten Lautsprecherausgängen also rosa Rauschen, und zwar pegelmäßig abhängig vom Lautstärkeregler. Es empfiehlt sich, vor dem ent-muten der einzelnen Boxen selbigen Regler auf Linksanschlag zu drehen, um das Rauschen langsam hochfahren zu können, gemäß der alten Tontechniker-Devise: „Erst schalten, dann regeln“. Wer zu naiv beim Aufstellen seiner Abhöre war und diese bis dato nicht vernünftig kalibriert hat, oder wer Leistungsabfälle auf Grund unterschiedlicher Kabellängen hat, kann dies nun also bequem an der Vorderseite der 19“-Einheit mit Hilfe eines kleinen Schraubendrehers tun. Die Trim-Regler sind auch für diejenigen Fälle praktisch, in denen man nur schlecht an die Rückseiten seiner Abhöre herankommt, sei es, weil sie in die Wand eingelassen wurden, oder weil man einfach nur vermeiden möchte, hinter die Konsole oder über Berge von Multicores zu klettern. Hat man sich nun also mit seinen Kollegen zu Tode diskutiert, wann und bei welchen Pegeln alle Boxen gleich laut rauschen, kann nun mit echtem Material losgelauscht werden.

Zipper-Noise

Was in lauten Studio-Abhörsituationen wahrscheinlich zu vernachlässigen, in leisen Abhörbedingungen aber deutlich zu hören ist, ist ein sogenanntes Zipper-Noise. Die digitale Pegelabsenkung, die der ASP510 generiert, folgt einem endlich großen Raster (das klingt für mich nach circa 100 Stufen). Das Durchwandern dieser Stufen kann man als ein leises Knacken hören. Je schneller man den Lautstärkeregler dreht, umso mehr von diesen Knackern kann man hören; pro Zentimeter Drehweg höre ich etwa 25 Stufen. Der Lautstärke-Drehregler auf der Fernbedienung des Audient dreht zwar mechanisch gesehen stufenlos, die im Gerät verbaute Absenkschaltung, die damit angesteuert wird, arbeitet allerdings in Stufen. Wer schon einmal einen schlechten Sampler bedient hat und mit einem MIDI-Modwheel durch Multilayerprogramme crossfadete, weiß wovon ich spreche. Folgende Aufnahme verdeutlicht diese Zipper-Geräusche:

Audio Samples
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Zipper Noise

Diese Zippergeräusche sind wirklich nur in leisen Umgebungen zu hören, und sobald ein komplexes Tonsignal anliegt, lässt sich das Phänomen sowieso nicht mehr verlässlich ausmachen. Erwähnenswert finde ich es aber schon, auch wenn dies ein der angewandten Technologie geschuldetes Störprodukt ist. Die Auflösung der Gain-Reduction-Stufen ist so ausgelegt, dass man akustisch den Eindruck von Stufenlosigkeit hat und ein sauberes An- und Abschwellen der Lautheit zu hören ist.

Relaisklicken

Und wie klingt es denn jetzt? Kurzum: perfekt. Ich schalte und pegle mich anhand der intuitiven Anordnung der Knöpfe durch die einzelnen Features und mag, was ich höre. Ich höre auf Anhieb keine Artefakte und habe auch keinen komischen Eindruck beim Hören. Alles erklingt so sauber, wie es aus den D/A-Wandler zuckelt, und wird wie von Geisterhand geräuschlos verwaltet, vorausgesetzt man hat die 19“-Einheit des Audient ASP510 im Geräteraum oder außerhalb des Hörbereichs verbaut. Die Basiseinheit belegt alle Schaltvorgänge mit einem hörbaren Relais-Klicken, was aber im Nebenraum oder im Flüsterrack keinen stört. Dank der Verbindung per Netzwerkkabel kann man das Hauptgerät vernünftig weit weg vom Abhörplatz auslagern. Sinnvollerweise steht das Basisgerät sowieso neben den Mehrspurmaschinen oder den DAW-IOs, um lange D-Sub25-Peitschen zu vermeiden.

Im Inneren hört man bei Schaltvorgängen die Relais klicken – das ist aber nicht negativ.
Im Inneren hört man bei Schaltvorgängen die Relais klicken – das ist aber nicht negativ.

Knackfrei und verzögerungsfrei

Besonders wichtig finde ich bei Geräten, die zum Vergleich von Audiosignalen dienen, dass Umschaltvorgänge knackfrei und verzögerungsfrei vonstattengehen. Wenn ich unterschiedliche Zustände vergleichen möchte, und mir beim Vergleich ständig ein breitbandiger Impuls mein Gehör quasi resettet (wie dies ein Fotoblitz mit den Augen tut), kann ich nicht verlässlich vergleichen. Genau darauf wurde beim ASP510 geachtet, denn im Signalweg ist keinerlei Störgeräusch auszumachen.

Die Knöpfe und das Design der Remote-Einheit sind natürlich am Design der Konsolen von Audient angelehnt, weshalb die Remote auch optisch eine nahtlose Ergänzung zu Audientpulten ist. Die sehr stramme Federung der Buttons macht auf mich einen soliden Eindruck, der ich zutraue, dass die Knöpfe selbst durch energisches Drücken auch nach mehreren Dienstjahren noch nicht im Gehäuse verschwinden dürften. Zögerliches Schalten kommt auch nicht in Frage: Wir Ton-Dudes sind die Chuck Norrise der Branche und schalten entweder richtig oder gar nicht.

Mehrkanal-Signale

Die ersten Stereo-Tests sind bestanden und wir gehen zur Königsdisziplin: Surround-Pegel fahren. Es ist mit Mehrkanal-Signalen das gleiche Spiel wie in Stereo, und es geht mit dem ASP510 genauso leicht und unkompliziert. Ich befeuere die sechs Kanäle, pegle, dimme, mute, und befehle meinen Abhören, mir ein Format nach dem Anderen um die Ohren zu ballern. Die Downmixe geschehen auf Knopfdruck, sei es als LCRS-, Stereo- oder Mono-Downmix. Vorbei sind Fragen wie: „Hm, Moment, was muss ich denn jetzt nochmal beachten, wenn ich 5.1 auf Stereo runtermischen möchte? Und wie geht das jetzt mit Logic?“ Die nötigen Downmix-Regeln wurden ins Gerät eingebrannt, und so hat der gemeine Pegel-, Panorama-, und Phasen-Kontrolleur nicht weiter zu tun als zu drücken und zu lauschen und zu vergleichen, und wenn alles gutgeht, schiebt der ASP510 die entsprechenden Kanäle auf die hoffentlich angeschlossene Multitrack- bzw. Stereo-Maschine. Dass man dem LFE-Kanal eben mal schnell noch ein 120Hz-Tiefpass-Filter aufbrummen kann ist zwar praktisch, aber in aller Regel wird der Punkt-Eins-Kanal ja hoffentlich sowieso intelligenter bestückt als mit einer zu filternden Monosumme aller Kanäle. Also lege ich dieses Feature einmal in der Schublade „Bassmanagement für Bedenkenträger“ ab.

Formatauswahl auf der Fernbedienung
Formatauswahl auf der Fernbedienung

Ein schönes Feature beim 5.1-Format ist, dass man zwischen 5.1 und Film-5.1 umschalten kann. Drückt man den 5.1-Wahlknopf zwei Sekunden, bestätigt ein Blinken der weißen Hintergrundbeleuchtung selbigen Knopfes, dass auf den Film-Modus umgestellt worden ist. Dieser wird erst wieder durch nochmaliges langes Drücken auf den regulären Modus zurückgestellt, und bleibt bis dahin aber praktischerweise selbst beim durchschalten der anderen Monitor-Formate erhalten. Ihr fragt euch, was denn jetzt eigentlich Film-Modus bedeutet? Nun, in der Filmtonbranche ist es üblich, die Surroundkanäle 3 dB heißer zu fahren, und um dieser Üblichkeit abhörtechnisch entgegenzuwirken, schickt dieser Film-Modus um 3dB leisere Signale zu den Surround-Speaker-Ausgängen.

Neben den 4 Monitor-Formaten (5.1, LCRS, Stereo und Mono) bietet Audient mit dem Bypass-Button die Möglichkeit, sämtliche Surround-Features zu umgehen und schlicht den Stereosummen-Ausgang der Console direkt auf die Speaker L und R oder zusätzlich auf die eventuell vorhandenen ALT-Spreaker zu routen, Punkt. Ohne Downmix, ohne Routing auf Ausspieler, ohne DIM, CUT, und so weiter. Einfach nur das was aus dem Pult rauskommt, eben mal auf die Boxen leiten.

Encoder/Decoder In

Um die ankommenden 6 Kanäle (wir gehen hier immer davon aus, dass dieser Controller in einem 5.1-Setup installiert wurde) im richtigen Mix auf die eventuell angeschlossene/-n Stereo-Maschine/-n schicken zu können wählt man an der Remote die entsprechende „Stereo Record Source“. Man hat die Wahl zwischen BUS (was auf L und R eingangsseitig anliegt, wird direkt weitergereicht), „D/MIX“ (ein Downmix wird nach in der Audient-Fabrik vordefinierten Regeln auf die Stereobusse geschickt), oder „ENC O/P“ (das Signal von eventuell angeschlossenen En- und Decodern, etwa von der Firma Dolby). Mit dem „Encoder/Decoder In“-Button lässt sich solch ein vorhandenes Coder-Paar in den Monitorweg einschleifen, um gegenzuchecken, dass oder ob ein entsprechend hergestelltes Dolby-Surround-Signal korrekt funktioniert. Da ich keine solchen Geräte besitze, fließt dies leider nicht in diesen Test mit ein. Vielleicht kann ja der ein oder andere Leser entsprechende Erfahrungen in den Kommentaren zum Testbericht beisteuern?

Solo und Cut

Die äußere rechte Seite der Fernbedienung ist mit wahlweise schaltbaren Solo- oder Cut-Buttons für jeden der 5.1-Ausgänge bestückt. Die Knöpfe sind symbolisch in einer angedeuteten Surround-Anordnung platziert, was die Orientierung ein wenig leichter vom Auge gehen lässt. Auf Knopfdruck kann man dort schnell einzelne Speaker stummschalten oder einzeln oder in vorher definierten Gruppen solo schalten. Das Gruppieren geht wie zu erwarten durch simples „Gedrückthalten, bis es blinkt“, wie dies an anderen Stellen ja auch schon so vorgegeben ist.

Solo-/Cut-Buttons für die Speaker
Solo-/Cut-Buttons für die Speaker

Meine eigene Referenz

Die genialsten Features für jeden Tag und für jeden Anwender sind für mich die eben mal schnell nebenbei programmierbaren Referenz- und Dim-Pegel. Wie bei vielen anderen Konkurrenz-Produkten „fehlt“ auch dem ASP510 zunächst eine entsprechende Pegelanzeige oder zumindest eine genaue numerische Anzeige für die Position des Lautstärkereglers. Um verlässlich vergleichen zu können, ist es zwingend notwendig, sich entweder ein Wundergehör anzutrainieren, oder irgendwo ablesen zu können, was man de facto hört. Dann kann man auch sagen „So soll es sein.“. Trotz des tollen Nicht-Klangs des ASP510 und der intuitiv einfachen Steuerung fehlt mir persönlich eine Anzeigen-Referenz. Zappelnde LED-Ketten oder HiRes-Anzeigen könnten hier besser versichern, dass man den richtigen Pegel hört. Das geniale Feature der digitalen Welt heißt aber bei Audient nicht „Anzeige“ sondern „Preset speichern können“. Hält man den REF-Button oberhalb des Lautstärkenreglers zwei Sekunden gedrückt, blinkt dieser, und man kann nun einen selbst gewählten Referenzpegel einstellen. Einmal mit nochmaligem Druck auf REF bestätigt, kann man diesen Referenzpegel immer wieder per nochmaligem Knopfdruck aufrufen. Man stelle sich eine Abmisch-Situation vor, wo der Ton-Ing mal eben den Platz verlässt, und irgendjemand Anderes auf die Idee kommt: „Ich mach mal lauter“. Und schon wäre man ohne genaue Anzeige oder ohne Speicherbarkeit im Pegel-Treibsand. Beim Audient Controller kommt man entspannt an den Arbeitsplatz zurück, merkt vielleicht „da stimmt was nicht“, drückt seelenruhig den REF-Button und hat seinen langjährig geliebten und bewertbaren Referenzpegel wiederhergestellt… Bingo! Genauso einfach definiert man sich einen DIM-Pegel: Button gedrückt halten, Blinken abwarten, Pegel stellen, nochmal drücken, fertig und bereit zum Dimmen.

Vergleichen mit, vergleichen auf

Zwei weitere interessante und wohldurchdachte Features, um das, was man da hört mit, Anderem vergleichen zu können, sind zum einen die Möglichkeit, ein Guide-Signal einzuschleifen und zum anderen, ein alternatives Boxenpaar ansteuern zu können. Ein Guide-Signal könnte etwa ein Stereoton einer vergleichbaren Produktion sein, welches man zusätzlich zum anliegenden Signal aus seiner DAW oder von der Konsole hören kann. Dieses will man schließlich nicht immer unbedingt in die bestehende Session einbauen , sondern mal eben aus einem Zuspieler, den man schlauerweise ins Setup des ASP510 integriert hat, erhalten. In die andere Richtung vergleichend, kann man sein Stereosignal per Knopfdruck mal schnell auf ein alternatives Boxenpaar lotsen. Die klassische Anwendung hierfür dürften zwei Nearfield-Monitore sein, etwa der alte Klassiker mit den weißen Lautsprecher-Membranen und den Toilettenpapierstreifen vor den Hochtönern.

Auf die Größe kommt es an

Man kann es niemals allen recht machen, und so wird manchen die Remote zu klein sein, andere werden die Knöpfe zu eng angeordnet finden. Anfangs störte mich als Mackie-BigKnob- und SPL-SMC-User der etwas klein geratene Drehregler sowie die Tatsache, dass die darunter liegenden CUT- und DIM-Knöpfe sehr dicht daran verbaut wurden. Mit der Zeit gewöhnte ich mich aber daran und bediene den Drehregler eigentlich nur noch mit chirurgisch minimalistischen Gesten. Die Tatsache dass die Ausmaße der Remote trotz der vielen Features schön klein gehalten wurden, dürfte wohl den meisten Usern gerade recht kommen, denn neben Maus, Computertastatur, externer Festplatte, Faderboxen, Smartphone und Kaffeetasse bleibt im Armschwenkbereich des hippen Produzenten wenig Platz für ausladende Fernbedienungen.

Eines ist klar: Die idealtypische Form und Anordnung der Bedienelemente gibt es nicht.
Eines ist klar: Die idealtypische Form und Anordnung der Bedienelemente gibt es nicht.

Vermisst

Für meine ultimative Schaltzentrale hätte ich mir gewünscht, dass man die einzelnen Kanäle des 5.1-Verbundes mal eben schnell auch mal auf die L/R-Boxen schicken kann, denn manchmal möchte man einfach mal eben schnell richtig reinhören, in einen der Nicht-L/R-Kanäle, und das macht man dann ja doch gerne auf seinen beiden Stereo-Boxen. Vielleicht wird dies ja irgendwann per Software-Update nachgereicht. Mit Hilfe der Speaker-Buttons auf der rechten Seite sollte das lösbar sein, denke ich. Und wenn ich einen zweiten Wunsch frei hätte, dürfte der ASP für meinen Geschmack beim Ausschalten der Stromversorgung als erstes die Speaker-Ausgänge stummschalten. Das Gerät selbst besitzt keinen Power-Schalter, unterbricht man die Stromversorgung, so kann man sich die Entladung der Schaltkreise anhören, und zwar in 5.1!

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