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ARP 2600 M Test

Praxis

Inbetriebnahme

Großartig am ARP 2600 war schon immer, dass er schnell und sehr kreativ gespielt werden kann. Das ist auch beim neuen M-Modell nicht anders: Einfach an den Strom anschließen, MIDI-Controller einstöpseln und losspielen. Nun, vielleicht nicht direkt los, denn für einen typischen Mono-Synthsound muss der semi-modulare Synthesizer erst „korrekt“ eingestellt sein. Entspannt für Einsteiger ist, dass das komplett ohne Patchkabel geht und die mitgelieferte Anleitung einem hilft: Sie zeigt auf einer Seite visuell eine Basiseinstellung für das Gerät an. Die besteht aus einem Oszillator, der von der ADSR-Hüllkurve gesteuert durch den Filter und dann den VCA geht. Der klassischste Mono-Patch überhaupt, um ‚from scratch‘ zu beginnen.

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ARP 2600 M: Basic-Sound ARP 2600 M: Bassline

Fett „out of the box“

Weil es sich beim dabei genutzten Oszillator um den mächtigsten der drei VCOs, nämlich den zweiten, handelt, macht der ARP 2600 M direkt richtig Freude. Der fette Sound des Originals ist besonders über externe Studiomonitore voll da und macht sich sogar durch die beiden integrierten Lautsprecher nicht schlecht. Die Hände gehen nach wenigen Noten dann intuitiv zur Filtersektion: Hier können die drei Oszillatoren, das Rauschen und der Ringmodulations-Schaltkreis mit fünf vertikalen Fadern gemischt und dann oben gefiltert werden. 

Zwei Filter zum Preis von einem

Wie schon der große 2600 FS ist auch der kompaktere 2600 M mit zwei Filtertypen (Typ 4012 und Typ 4072) aus der ARP-Geschichte ausgestattet, die mit dem „Type“-Switch angewählt werden. Sie bieten ein leicht unterschiedliches Resonanzverhalten, das wir hier mit einem Sägezahn-VCO für einen klanglichen Vergleich aufgenommen haben:

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ARP 2600 M: Tiefpassfilter 1 Sweep ARP 2600 M: Tiefpassfilter 2 Sweep

Typisch ARP-Filter! Man muss sich daran gewöhnen, dass bereits mit einem Fünftel der möglichen Resonanz jeglicher Bass futsch ist. Aber dafür ist im „Max“-Bereich des Faders unendlich viel mehr drin. Von R2D2 bis hin zu fetten Kickdrums schafft man durch mutiges (Ver-) Stimmen der Oszillatoren und einer feinen Positionierung der Resonanz alles mit wenigen Handgriffen.

Die vielen Fader des ARP 2600 M laden zu Experimenten ein – etwa mit der Filterresonanz oder Frequenzmodulation.
Die vielen Fader des ARP 2600 M laden zu Experimenten ein – etwa mit der Filterresonanz oder Frequenzmodulation.

An diesem Punkt können und sollten dann erste Patch-Experimente starten. Das Filter hat zwei fest verdrahtete Modulationsquellen mit Eingangsabschwächern: Die ADSR-Hüllkurve und den VCO2 als Sinuswelle. Wird Letzterer zugleich als Klangquelle genutzt, ist logischerweise keine langsame Modulation drin. Die kann dann aber von einem anderen Oszillator oder dem Sample & Hold kommen. Als weitere Option steht auch noch das Modwheel des mitgelieferten Microkey2-37 Controllers zur Verfügung, sofern er angeschlossen ist. Dessen MIDI-Nachrichten werden vom ARP 2600 M in CV umgewandelt und kommen links unten bei „Mod CV“ raus. Einfach ein Kabel von dort ins gewünschte Ziel und fertig.

Flexibel mit dem Eurorack verwenden

Weitere Patch-Möglichkeiten werden durch die Kopplung des Synthesizers mit externem Equipment wie dem Eurorack oder kompatiblen Geräten möglich. Als ein spannender Partner erwies sich in unserem Test das Make Noise 0-CTRL mit seinen drei parallel verfügbaren Sequenzerspannungen. Sollen zwei Oszillatoren gespielt werden, kann dessen Pitch-Signal mit dem Mult links am ARP bequem verdoppelt werden. Am besten eignen sich für solche Situationen die ersten beiden VCOs, denn sie können leicht gegenseitig ihre Frequenz modulieren. Werden die entsprechenden Fader hochgezogen, wird es wunderbar kreischend und experimenteller – so wie hier:

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ARP 2600 M: FM-Sequenz ARP 2600 M: Sawtooth-Melodie ARP 2600 M: FX mit Hall ARP 2600 M: S&H Sequenz

Die weiteren Sequenzerspannungen modulierten dabei etwa das Filter oder ebenfalls die Frequenz von Oszillatoren, wodurch elegante Verschiebungen im Timbre möglich werden. Gepaart mit der Resonanz sind dann sehr moderne, mehrschichtige Sounds drin.
Natürlich bleibt der ARP 2600 M letztendlich ein Synthesizer aus den 1970er Jahren mit einem sehr spezifischen Design. Es gibt etwa keine frei zuweisbaren Hüllkurven und kein Waveshaping, abgesehen von einer (herausragend klingenden!) Pulsbreitenmodulation. Auch einen Filter-Drive vermisst man hin und wieder, um Sounds noch ein wenig anzudicken – hier darf man tatsächlich die technische Entstehungszeit des Synthesizers nicht vergessen und den Anspruch, das Instrument so gut wie möglich auf Basis der originalen Schaltpläne zu replizieren.

Der ARP 2600 M als analoges Effektgerät

Ein ikonisches Feature des Synthesizers lässt sich auch heute im Bereich der Musikproduktion sinnvoll nutzen: Der integrierte Preamp. Über den kann man – wie einst Pete Townshend von The Who – Audiosignale externer Instrumente in das Filter und den VCA des ARPs schicken.  

Über den Preamp des ARP 2600 M lassen sich externe Instrumente einschleifen.
Über den Preamp des ARP 2600 M lassen sich externe Instrumente einschleifen.

Mit etwas Experimentierfreudigkeit entstehen so tolle Verzerrungen für E-Gitarren oder analoge Phasing-Effekte für Synths. Gerade in Kombination mit dem sehr dynamischen Envelope Follower kriegt man interessante Sounds für moderne Produktionen hin. So klingt das Ganze zum Beispiel mit einer Nik Huber Krautster II (Gitarre), fast voll aufgedrehtem Preamp-Gain und leichter Filtermodulation durch einen LFO:

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ARP 2600 M: Gitarre in den ARP-Preamp

Ein Vorteil gerade bei der Ideenfindung für neue Songs, das Ausprobieren von Patches oder die Vorbereitung von Performances sind die integrierten Lautsprecher, mit welchen auch das Original ausgestattet war. Sie klingen auch im „Mini-ARP“ sehr gut und sind ordentlich laut. Bei manchen Patches sollte man jedoch eher den Kopfhörerausgang nutzen – bis man sie dann perfektioniert hat.

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