Apple MacBook Pro und Microsoft Surface Studio – ein Paradigmenwechsel?

Apple

Apple haben drei neue MacBook Pro Modelle vorgestellt. Ein Rechner, der über Jahre gewissermaßen zum Standard-Arbeitsgerät vieler Musiker geworden ist: Schnell, leise, solide und mit einem verlässlichen Betriebssystem. Nun kommen drei neue Modell-Updates: Zwei 13-Zoll und eine 15-Zoll Variante. Die beiden teureren Versionen sind jeweils mit einem so genannten “Touch Bar” ausgestattet – einem kleinen hochauflösenden und berührungsempfindlichen Display oberhalb der Tastatur, das anstelle der Funktionstasten platziert ist.

(Bild: commons.wikimedia.org/wiki/File:Magdeburg.jpg)
(Bild: commons.wikimedia.org/wiki/File:Magdeburg.jpg)
Fotostrecke: 2 Bilder Apples sogenannte Touch Bar stellt kontext-bezogene Funktionen bereit. (Bild: Apple)

Dieses Display kann – abhängig von der benutzten App – kontextabhängige Zusatzfunktionen darstellen und auf Fingerdruck verfügbar machen. Was hier möglich ist, zeigt die Softwarefirma Algoriddim in einer eindrucksvollen Demonstration, in der zu sehen ist, wie ein DJ die hauseigene DJ-App “Djay” vermittels der Touch Bar manövriert: Karim Morsey, Chef von Algoriddim demonstriert die Steuerung von “Djay” über Apples Touch Bar.

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Soweit so schön. Kritiker haben hier allerdings sehr schnell angemerkt, dass die Innovation im Vergleich zu Microsofts riesigem Touch-Display doch eher etwas dürftig und der ständige Blickwechsel zwischen Bildschirm und Tastatur ergonomisch nachteilig ist. Da hilft es wenig, dass das neue Touchpad auf fast die doppelte Größe angewachsen ist. Fast schon erleichtert zeigte sich die Fachwelt dagegen darüber, dass der gute, alte für Musiker geradezu unverzichtbare Miniklinkenanschluss – im Gegensatz zum neuen iPhone – beibehalten wurde.
Hier hört das Vertraute aber auch auf und Apple verprellen uns mit ähnlicher Wucht, wie seinerzeit beim Wechsel von Mac OS 9 auf X. Denn in den neuen MacBook Pro-Modellen wurde der Anschlussreigen rigoros auf vier USB-C-Anschlüsse (Thunderbold 3) zusammen gestrichen , von denen einer dann auch noch als Stromversorgung herhalten muss und wodurch alle lieb gewonnene USB- und HDMI-Peripherie ohne entsprechende Adapter nutzlos wird.

So sehen Rechner 2016 aus: Vier mal USB-C/Thunderbold 3 (Bild: Apple)
So sehen Rechner 2016 aus: Vier mal USB-C/Thunderbold 3 (Bild: Apple)

Microsoft

Ganz anders dagegen die Reaktion der Fachwelt auf das neue “Surface Studio”: Von einer ganz neuen Computer-Generation, nämlich dem Kreativ-Touchscreen-PC schwärmt da die – zugegeben immer etwas leicht erregbare – Computer-Bild. Aber es stimmt schon – der neue Surface Studio geht tatsächlich einen wagemutigen und neuen Weg: Ein dünnes 28 Zoll großes Touch-Display, das mit Finger und Stylus bedienbar ist, welches sich elegant in Pultposition schwenken lässt. Dazu ein cleveres Gadget namens “Surface Dial”, das dazu dient, kontextbezogen Parameter und Menüs zu wechseln und das alles noch gekrönt vom neuen Windows 10, welches sich anschickt, das Thema 3D endgültig in die Wohnzimmer und an die Arbeitsplätze zu bringen – das ist schon ein ziemlicher Kracher.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Bildschirm des Surface Studio ist mit einer Hand komplett absenkbar. (Bild: Microsoft)

Allein: Anders als Apple, die mit Algoriddim und dem hauseigenen Logic bei ihrer Präsentation direkt die – durchaus kaufstarke – Audiowelt adressieren, haben Microsoft nichts Vergleichbares im Programm und sind darauf angewiesen, dass die Softwarefirmen die neuen Möglichkeiten (Touch-Display, Surface Dial) in ihren Programmen nutzbar machen.
Billig kommt man allerdings auch im Hause Microsoft nicht weg, denn das mittlere Modell mit i7-Prozessor, 1-TB Festplatte und 16 GB Arbeitsspeicher schlägt bereits mit rund 3200,- Euro zu buche. Aber sexy ist das Surface Studio in jedem Fall, wie das – für Microsoft-Verhältnisse ungewohnt elegante – Video beweist:

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Resümee

Ob man nun am relativ hohen Preis der neuen Hardware bei Microsoft und Apple herumkrittelt oder nicht – Fakt ist zunächst einmal, dass beide Firmen mit ihren neuen Modellen etwas gewagt haben, was seit der Einführung des iPads nicht mehr passiert ist: Nämlich wirklich neue Bedienkonzepte in ihre Geräte zu integrieren. Im Fall von Apple ist es die Touch Bar, bei Microsoft das Surface Dial. Beim Surface Studio kommt natürlich noch der Umstand hinzu, dass die gesamte, hochauflösende Displayfläche als Eingabemedium agiert. Wenn man dann noch die mechanische Möglichkeit des Absenkens hinzunimmt, sehe ich schon bildlich Tontechniker vor mir, die eine komplette Mischung am Bildschirm erledigen, das Surface Dial als Monitor-Controller immer in Griffweite. Ob das so kommt, darüber wird die Unterstützung durch die Software-Hersteller entscheiden, beziehungsweise die Touch-Umsetzung unter Windows 10. Wir haben jedenfalls bereits ein Testgerät angefragt und werden sobald wie möglich einen “Hands-on-test” mit der neuen Hardware starten.
Apples Touch Bar scheint da auf den ersten Blick fast schon ein bisschen bieder, dürfte aber erwartungsgemäß vom Start weg einwandfrei funktionieren und elegant in die jeweilige Software eingebettet sein. Ob man als DJs nun allerdings ernsthaft ein Set allein mit dem neuen MacBook und unter Zuhilfenahme des Touch Bar bestreiten will und wird, wage ich jetzt einfach mal zu bezweifeln. 
Dennoch: Um in einem großen DAW-Projekt zu navigieren, im Hotelzimmer ein paar Übergänge vorzubereiten oder in einem Software-Synthesizer das Filter feinfühlig zu steuern, dürfte sich der neue Touch Bar als ideales Werkzeug erweisen. Es fragt sich nur, warum Apple das nicht auch als separates externes Zusatzgerät anbieten, um auch Besitzer eines iMacs oder eines älteren MacBook Pro in den Genuss der neuen Steuermöglichkeiten kommen zu lassen.
Und egal ob nun bei Apple oder Microsoft: Besitzer von älterer USB-, HDMI- und Thunderbold-Hardware haben bei der neuen Gerätegeneration ohnehin das Nachsehen, denn nichts davon wird ohne Adapter an der neuen Hardware funktionieren. Hinzu kommt: Weder Apple noch Microsoft verbauen die allerneueste siebte Chipgeneration (Kaby Lake), sondern verwenden Intel Prozessoren der sechsten (Skylake) Generation. Das ist in Hinblick auf die Produktstrategie sinnvoll, führt aber dazu, dass der Leistungssprung zur letzten Rechnergeneration nicht so signifikant ist, dass man nun zwingend mindestens dreitausend Euro in die Hand nehmen müsste, um einen zeitgemäß schnellen Rechner zu haben – Modelle von 2014 tun es heute auch noch.
Für Musiker besteht also überhaupt kein dringender Handlungsbedarf und sie dürfen sich in Ruhe anschauen, wie sich die neuen Modelle und ihre Funktionen in der Praxis schlagen. Abhängig davon, ob nun Surface Dial oder Touch Bar das Rennen um die beste Integration in die jeweilige Audiosoftware machen, können sie dann immer noch in Ruhe überlegen, ob sie ihrem Studio ein Rechner-Update spendieren.

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von Numinos

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