Aphex 230 Master Voice Channel Test

Details

The Aphex Way – Eine unkonventionelle Zusammenstellung
Was steckt also alles hinter dem hübschen, matt-silbernen Frontpanel, das nur eine Höheneinheit im Rack für sich beansprucht? Im Prinzip findet sich alles, was man in einem handelsüblichen Channel-Strip suchen würde – inklusive Sonderausstattung. Das Model 230 erfüllt die allgemeinen Erwartungen allerdings auf „Aphex-Art“. Hinter dem Röhren-Preamp liegt eine Dynamik-Sektion mit Kompressor, Gate und De-Esser im internen Signalfluss, die in ihrer Bedienung grundlegend einfach gehalten ist und dementsprechend mit vergleichsweise wenigen Parametern auskommt. Alle drei Elemente sind auf Stimmen optimiert und nehmen sich vor, dem Anwender durch intelligente Technologie die mühevolle Kleinarbeit von Feinjustierungen abzunehmen.

Richtig unkonventionell präsentiert sich die interne Klangregelung. Wer einen typischen, parametrischen Dreiband-Equalizer erwartet, wird beim Model 230 nicht fündig. Ein „echtes“ EQ-Band mit der Möglichkeit, Flankensteilheit und Gain zu steuern, gibt es nur für den Mittenbereich zwischen 240 Hz und 4500 Hz. Die beiden anderen Module tragen einen dicken metaphorischen Stempel mit dem Firmenlogo. Für Bass-Boosts ist ein Effekt namens „Big Bottom“ zuständig, und die Höhen werden durch den schon eingangs beschriebenen Aural Exciter zum Schimmern gebracht. An dieser Stelle wird sich unter der werten Leserschaft möglicherweise die eine oder andere Augenbraue überrascht nach oben schieben, und in wie weit diese Zusammenstellung für eine Vorbearbeitung von Gesangsaufnahmen wirklich Sinn macht, werden wir später noch genauer betrachten. Im Gegensatz zu Gate und De-Esser lassen sich die Module der Klangregelung mit einem Bypass-Schalter gemeinsam aus dem Signalfluss entfernen.

Die Bedienelemente auf der Vorderseite hinterlassen insgesamt einen sehr positiven Eindruck. Während die transparenten Kunststoffschalter bei Aktivierung futuristisch grün leuchten, machen vor allem die Drehregler eine extrem gute Figur. Die Gewinde sind relativ stark gewichtet und laufen wie ein warmes Messer durch Butter. Das Gain der parametrischen Mitten rastet sinnvollerweise in Mittelstellung sanft ein. Versehentliches Verstellen ist bei allen Potis sehr unwahrscheinlich, und das Schrauben an den Parametern macht alleine durch das haptische Erlebnis richtig Spaß.

Plug and Record – Die Verbindung mit der Außenwelt
Nun, da wir einen ersten Überblick über die Module des Aphex 230 haben, wollen wir ihn anschließen und uns für die Aufnahmen bereit machen. Alle Ein- und Ausgänge finden sich auf der Rückseite. Das Mikrofon stöpseln wir in die dafür vorgesehene XLR-Buchse. Einen Line-Eingang gibt es nicht, und hier lässt der Master Voice Channel noch einmal durchblicken, dass er vorrangig für Stimmaufnahmen konzipiert ist. Über einen Send-Weg lässt sich weiteres Outboard-Equipment einschleifen – dieser Anschluss wäre wohl für ein Hallgerät prädestiniert. Im Test geht es uns aber natürlich um den puren Klang des Aphex 230, und deshalb verzichten wir auf zusätzliche Effekte und verbinden den Channel-Strip direkt mit einem Eingang der DAW.

Abgesehen davon bietet der Channel Strip auch seinen eigenen A/D-Wandler, und dementsprechend können Digitalverbindungen über eine optische, eine koaxiale oder eine AES3-Schnittstelle realisiert werden. Die interne Clock arbeitet bei 24 Bit Wortbreite mit den üblichen Sampleraten zwischen 44,1 kHz und 96 kHz. Alternativ kann das Model 230 auch via Wordclock In/Out problemlos zu einer externen Clock synchronisiert oder einem komplexeren System angebunden werden. Zu guter Letzt lässt sich auch ein Fußschalter an eine Buchse mit der Bezeichnung „Cough Switch“ anschließen. Vor allem für Sprecher, die sich während des Vortrags räuspern oder husten müssen und dabei ganz nach Radio-Art den Eingang stummschalten wollen, macht das Sinn.

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