Ampeg Micro CL Stack Test

Der legendäre amerikanische Bassistenausstatter Ampeg hat mit seinen Verstärkern fast die ganze (mit etwas über 60 Jahren zugegebenermaßen vergleichsweise kurze) Geschichte der elektrischen Bassgitarre begleitet und kann sich bis heute gegen die extrem stark gewachsene Konkurrenz behaupten. Vor allem im Rockbereich zählen die SVT Systeme immer noch zur ersten Wahl. Wer hier etwas auf sich hält, platziert die berühmte 8 x 10er Kühlgefrier-Kombination hinter seinem Rücken, um die Bühne mit ordentlich Bassdruck zu versorgen.
Den Anfang machte Ampeg allerdings mit eher kompakten Verstärkerlösungen wie dem B-12 oder dem Fliptop Combo B-15, der von vielen Bassern noch heute bevorzugt im Studio verwendet wird, wenn authentische Soul-Bassounds gefragt sind. Natürlich gibt es auch im aktuellen Portfolio der Firma transportfreundliche und preiswerte Systeme, sogar für die Fans der großen SVT-Türme. Die hat Ampeg nämlich eingedampft und bietet nun Bonsai-Versionen der sperrigen Originale für den Proberaum oder den kleinen Clubgig zwischendurch an. Den Anfang machte in diesem Segment vor einiger Zeit bereits das Micro VR Stack. Der neueste Streich der Amerikaner ist die klassische CL Serie im Miniaturformat, das Micro CL Stack. Ob die brandneue Zwergenbassanlage mehr draufhat als “klein”, könnt ihr in diesem Test nachlesen.

DETAILS

Auf der technischen Seite gibt es logischerweise sehr große Unterschiede zwischen dem originalen SVT CL Top und der Micro-Version. Hier stehen 300 Watt geballte Vollröhrenkraft in einem 36kg schweren Paket gegen 100 Watt Solid State Power in einem niedlichen 18 x 31 x 25,5cm messenden Gehäuse, das nur etwas mehr als 6kg auf die Waage bringt. Mehr Ähnlichkeit gibt es allerdings in Sachen Design, denn der Micro CL ist wirklich eine liebevolle Nachbildung des großen Bruders, angefangen bei der Gehäuseform mit der leicht angeschrägten Front bis zum weiß umrandeten “Kühlergrill” samt Ampeg-Emblem. Das Gehäuse ist mit einem schwarzen, genarbten Kunststoff überzogen, die Ecken werden von verchromten Kappen vor Remplern geschützt und auf der Unterseite verhindern dicke Gummifüße, dass der Amp auf der Box verrutscht. Transportiert wird der Bonsai CL mit einem ausreichend dimensionierten Griff an der Oberseite, zwei seitliche Griffe wie beim großen CL wären bei dem kompakten Gehäuse auch wirklich übertrieben.

Doch wer nun denkt, dass sich der “Kleine” wie ein Spielzeug anfühlt, irrt gewaltig. Der Micro CL ist total solide konstruiert, hervorragend verarbeitet und fühlt sich wie ein Profi – Gerät an, nichts rappelt oder klappert. Dies gilt auch für die Bedienelemente auf der Front. Die Regler sind ausreichend groß, laufen sehr geschmeidig und wirken alles andere als billig. Die Bedienung des kleinen CL Tops ist “straight forward” und stellt auch den Anfänger vor keine Rätsel.

In der Mitte hat Ampeg die Klangregelung mit Bass, Treble und Mid-Regler platziert. Links und rechts davon sitzt jeweils ein Lautstärkeregler, links der Master für die Gesamtlautstärke und rechts der Aux-Level mit dem die Lautstärke einer externen Soundquelle, wie zum Beispiel eines MP3-Spielers, geregelt werden kann. Der Anschluss für einen solchen heißt Aux-Input und kommt hier in Form einer Miniklinke. Das gleiche Format hat der Phones-Anschluss daneben, an den man zur späten Stunde einen Kopfhörer anschließen kann, damit die Nachbarschaft nicht um ihre verdiente Nachtruhe gebracht wird. Zur Verbindung mit dem Bass kommen natürlich herkömmliche 1/4” Klinken zum Einsatz, ein 0dB Input und eine um 15dB abgesenkte Variante für besonders heiße Bässe findet man, wie bei fast allen Verstärkern, ganz links auf der Front.
Noch spartanischer geht es auf der Rückseite des Mini CL’s zu. Ampeg hat dem Gerät aber immerhin einen Effektweg spendiert, zwei Klinken mit der Beschriftung Send und Return stehen hierfür zur Verfügung. Daneben parkt eine weitere Klinke mit der Bezeichnung Line-Out zur Weiterleitung des Signals ans Pult. Die Box des Micro CL Stacks wird ebenfalls an eine Klinkenbuchse auf der Rückseite angeschlossen, einen zusätzlichen Anschluss für mehr Boxen gibt es nicht.

Auch die Box des CL Stacks bietet keinen weiteren Anschluss zum Durchschleifen an. Bei der moderaten Leistung des Tops von 100 Watt würde der Betrieb mit zusätzlichen Lautsprechern aber ohnehin nicht viel Sinn machen. Die mitgelieferte 2x10er Konfiguration reicht völlig aus und passt vor allem auch optisch hervorragend zum Topteil. Designmäßig ist die Box mit ihrem weiß umrandeten Frontgrill, den Chromecken und dem schwarzen Kunststoffüberzug, wie schon das Topteil, ein Ebenbild der großen SVT-Serie, mit den Maßen von 61 x 33 x 28cm und 15kg Gewicht aber logischerweise deutlich kompakter und leichter als der berühmt berüchtigte “Original Kühlschrank”. Die kleine Box fühlt sich genauso robust an wie das Topteil und ist klasse verarbeitet. Ampeg leistet sich in dieser Hinsicht beim Micro CL wirklich keine Fehler. Wenn das Bonsai-Stack jetzt noch so gut klingt wie es aussieht hat Ampeg vermutlich einen weiteren Gewinner im Programm.

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