Alesis iO Dock II Test

Praxis

Vorweg: Das ganze Gerätekonzept ist ein „praktische Offenbarung“, sowohl wenn man sein iPad als Mini-DAW nutzen möchte als auch beispielsweise klangerzeugende Apps in eine DAW-Produktion oder sogar in ein Live Setup einbinden möchte. Die gleichzeitige und komplexe Verfügbarkeit von Audio und MIDI auf eine derart unkomplizierte Weise herzustellen, das heißt kompakt, ohne Kabelsalat, WIFI-Tricks und zusätzliche Geräte macht wirklich Spaß! Gleichzeitig wird der Akku des iPad mit Strom versorgt, damit ihm nicht in Momenten der vollkommenen Ekstase die Puste ausgeht. Wie schlägt sich das iO Dock II in den einzelnen Disziplinen?
Die grundsätzliche Bedienung des Gerätes ist absolut selbsterklärend und funktioniert beispielsweise ohne den Einsatz einer (bis dato nicht vorhandenen) speziellen App des Herstellers. Sämtliche Zuweisungen von Audio und MIDI erfolgen an gewohnter Stelle in der jeweilig verwendeten App. Im Gegensatz zum  iTrack Dock von Focusrite befinden sich die vorhandenen, relativ kleinen Bedienelemente vorwiegend an der rechten Geräteseite. Eine vergleichbare Ergonomie würde angesichts der Spezialisierung auf die „großen“ iPad-Modelle eine deutlich ausladendere Dockingstation zur Folge haben, von daher sehe ich die Bedienbarkeit des iO Dock II als guten Kompromiss und problemlos. Dank stabiler Bauweise und Gummifüßen steht das iO Dock II satt vor mir und ermöglicht die Bedienung des iPad, ohne dass irgendetwas verrutscht oder kippelt. Auch der Einschub zur Fixierung meines schmaleren iPad4 tut genau das, wofür er konzipiert wurde.
Klanglich kann man dem iO Dock II eine solide Professionalität bescheinigen. Ein direkter Ausspielvergleich von fertigen Produktionen mit meinem deutlich teureren Apogee Duet2 als Referenz zeigte ein marginales Plus an räumlicher Auflösung, Feinzeichnung hoher Frequenzen und der damit verbundenen Impulstreue beim Apogee-Interface. Diese feinen klanglichen Unterschiede dürften für iPad-typische Musik- und Audioanwendungen jedoch ohne Relevanz sein, sollen hier aber dennoch nicht unter den Teppich gekehrt werden. Eingangsseitig gibt sich die Audiointerface-Abteilung auch nicht die Blöße. Die Audiobeispiele wurden größtenteils mit einem dynamischen Shure SM7B aufgenommen, welches durch seinen vergleichsweise geringen Output eine beherzte Vorverstärkung erfordert und dabei so manch einen Interface-Vorverstärker überfordert. Der Mikrofonvorverstärker des Alesis iO Dock II löst diese Aufgabe anständig und auf etwa gleichem Niveau wie der Pre-Amp des Apogee Duet2 for iPad. Typische Nebengeräusche wie Rauschen, Brummen, Sirren, usw. halten trotz hoher Verstärkung profitauglichen Abstand zum Nutzsignal. Die Audiobeispiele (hier in 16Bit/44,1kHz) wurden in Steinbergs App Cubasis ursprünglich in 24Bit/44,1kHz aufgenommen und sind komplett unbearbeitet, also ohne Low Cut, sonstige Filter,  o.ä. im Signalweg. Lediglich im ersten Audiobeispiel mit einem Zusammenschnitt von Mikrofonaufnahmen diverser Instrumente (Shaker, Triangel, Mundharmonika aus 1Euro-Laden, defektes 60er-Jahre Akkordeon) wiederholt sich der komplette Ablauf der Instrumente mit einer Prise Hall. Ton ab!

Audio Samples
0:00
Diverse Instrumente Sprache: Alesis vs. Apogee Line Input Prophet12

Prinzipiell hilfreich zur Aufnahme ist der, auf der Rückseite befindliche, Direct-Schalter (On/Off). Dieser ermöglicht ein latenzfreies Monitoring des Eingangssignals. Bei der Verwendung nur eines Eingangs ist es leider nicht möglich, das aufzunehmende Signal mono-summiert dem Kopfhörer zuzuführen, wodurch man das Signal nur auf einer Seite hört. Der Mensch gewöhnt sich zwar an alles, aber dies hätte man vielleicht eleganter lösen können.

Der Direct-Schalter (On/Off) ermöglich das Direct-Monitoring der Eingänge, verzichtet allerdings leider auf eine Mono-Funktionalität.
Der Direct-Schalter (On/Off) ermöglich das Direct-Monitoring der Eingänge, verzichtet allerdings leider auf eine Mono-Funktionalität.

Die MIDI-Einbindung des iPad ist eine weitere Kernfunktion des iO Dock II. Die USB MIDI-Buchse ermöglicht die unkomplizierte Verbindung zu einer DAW und wird sofort und problemlos von meinen Hostprogrammen (Logic Pro 9/X, Pro Tools 10, Cubase 5) erkannt. Somit lassen sich sämtliche Core MIDI-fähigen Apps, also nahezu alle iOS-Klangerzeuger und Synthesizer vom Hostprogramm abspielen und steuern. Sofern die App MIDI-Daten ausgibt, funktioniert dies auch in die andere Richtung. Darüber hinaus lassen sich über die klassischen MIDI-Buchsen andere – auch ältere – MIDI-Geräte/Synths von iPad-Apps ansteuern und iOS-Synths per MIDI-Keyboard spielen. Die Einsatzszenarien sind vielfältig!

Almost perfect: Die MIDI-Ausstattung des Alesis iO Dock II mit fünfpoliger DIN-Buchse für In/Out und USB Typ B
Almost perfect: Die MIDI-Ausstattung des Alesis iO Dock II mit fünfpoliger DIN-Buchse für In/Out und USB Typ B

Wenn eine letzte Anschlussmöglichkeit nicht fehlen würde, wäre alles perfekt: Eine MIDI USB-Buchse Typ A, wie sie beispielsweise das iTrack Dock von Focusrite bietet, ist leider nicht vorhanden. Der Anschluss weiterer Class Compliant MIDI-Geräte, wie z.B. meine heiß geliebte Novation Bass Station 2 inklusive deren Stromversorgung, via USB wäre einfach zu schön gewesen. Fairerweise muss man sagen, dass die Dockingstation von Focusrite darüber hinaus über keine weiteren MIDI-Anschlüsse verfügt und somit in dieser Teildisziplin nicht so luxuriös ausgestattet ist wie das iO Dock II von Alesis.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.