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Alesis Elevate 3 Test

Praxis

Um ihre klanglichen Fähigkeiten darzulegen, wurden die Elevate 3 auf Stative verfrachtet, sodass sich mit ihnen und meinen Ohren ein gleichschenkeliges Dreieck von circa einem Meter Kantenlänge bildete. Viel größer kann es – zumindest mit dem mitgelieferten Lautsprecherkabel – auch nicht ausfallen, wenn man die Monitore noch etwas nach innen eindreht. Wie eine optimale Aufstellposition auszusehen hat, wird im Handbuch genau erklärt. Es fehlt auch nicht der Hinweis, dass die Lautsprecher einige Stunden Einspielzeit benötigen, um bestmögliche Wiedergabeeigenschaften zu erreichen. Tatsächlich wird das Klangbild nach zwei bis vier Stunden Betriebszeit deutlich knackiger und genauer. Zunächst gab es zur Fütterung Konservenkost unterschiedlicher Musikspielarten bei deaktiviertem Bass-Boost. Obwohl die Cinch-Eingänge für Consumer-Pegel ausgelegt sind, konnten die kleinen Kistchen den ihnen zugeführten Studio-Pegel gut verarbeiten. Es reduziert sich dann allerdings der Einstellbereich des frontseitigen Lautstärke-Reglers, da ein Rechtsanschlag natürlich zu Übersteuerungen führt. Als ersten Klangeindruck hinterließen die Elevate 3 einen frischen, aufgeräumten Sound mit respektablem Detailreichtum. Sowohl leise, wie auch deutlich lauter betrieben, bleibt die grundsätzliche Balance der einzelnen Frequenzbereiche in gleicher Weise erhalten. Außer im leistungsmäßigen Grenzbereich war stets ein dynamisches, unkomprimiertes Klanggeschehen mit fein herausgebildeten Transienten zu hören. Neben guter Stereo-Ortung in einem ausreichend großen Sweep-Spot treten sogar Informationen über die räumliche Tiefe zutage. Das können beileibe nicht viele Systeme dieser Größen- und Preisklasse. Genauer gesagt kommen da noch nicht einmal die M1 320 USB mit, die ich in ähnlicher Weise positioniert und für einen A/B-Vergleich parallel betrieben hatte. Auch wenn Alesis, was die Schallwandler und Elektronik betrifft, offenbar alte Bekannte zur Herstellung der Elevate 3 verwendet hat, so ergeben sich doch einige Klangunterschiede zu den M1 320 Active USB. Gerade im Direktvergleich dieser beiden Monitore wird deutlich, dass die neue Serie in den Höhen etwas präsenter aufspielt. Das dürfte in erster Linie dem Waveguide geschuldet sein.
Neben der Funktion, den ausgesendeten Schallwellen eine Richtung vorzugeben, was Reflexionen, zum Beispiel von der Schreibtischoberfläche verhindern soll, führt dieses Bauteil nämlich zu einer leichten Verstärkung des Schalls. Diese Hornwirkung darf man sich in etwa wie bei einer Flüstertüte vorstellen, selbstverständlich nicht so ausgeprägt aber durchaus hörbar. Dieser Hochtöner klingt im Übrigen wirklich seidenweich und was er alles darstellt, könnte gut und gerne auch wesentlich teureren Systemen entstammen. Eine leichte Pegelschwäche knapp unterhalb von 400 Hertz ist gehörmäßig auszumachen, was mir auch der Analyser beim Einrauschen der Abhöranlage bestätigt. Weiterhin ist, im Vergleich zum Modell mit Audiointerface, eine etwas schlankere Wiedergabe der Bässe zu vernehmen, was man auf das etwas kleinere Gehäuse zurückführen kann. Das ist aber keinesfalls nur nachteilig, denn die schaltbare Bass-Anhebung ist hier – im Gegensatz zur M1 320 USB – wirklich benutzbar. Führt diese Schaltung beim Schwestermodell eigentlich in jeglicher Raumumgebung zu einer Überblähung im Bass-Frequenzbereich, so profitieren die Elevate 3 doch in vielen Fällen von ihr. Bei aktiviertem Boost ist in erster Linie eine Verstärkung im Bereich von ungefähr 90 bis 120 Hertz zu hören. Die Verschiebung der unteren Grenzfrequenz fällt eher subtil aus. Ähnliches gilt für die Überdeckung des mittleren Frequenzbereichs bei eingeschalteter Bass-Anhebung. Alesis gibt den Übertragungsbereich mit 80 Hertz bis 20 Kilohertz an, es fehlen jedoch Angaben zur Schalldruck-Amplitude. Boxen dieser Größe sind nun mal keine Bass-Monster.
Gerade bei elektronischer Musik ist dementsprechend eine Ergänzung durch einen Subwoofer durchaus sinnvoll. Unser Testobjekt weist zum einfachen Anschluss eines solchen ein Feature auf, das die M1 320 USB nicht bieten. Über eine Stereo-Miniklinkenbuchse kann ein externes, aktives Tieftongebläse versorgt werden. Die Lautstärke dieses 2.1-Systems bedient dann komfortabel der frontseitige Volumen-Regler. Der Sub sollte jedoch über eine eigene Lautstärkeregelung verfügen, um das Verhältnis zu den Satelliten festzulegen. Außerdem muss dort ein Tiefpassfilter verbaut sein, da der Sub-Out ein Fullrange-Signal ausgibt. Beides ist in der Regel sowieso der Fall. Bei meinem Setup erwies sich ein 50-Watt-Exemplar mit einem 6,5-Zöller als ein guter Partner. Die Bass-Boost-Schaltung betrifft übrigens auch diesen Subwoofer-Ausgang. Hier führt sie dann auch zu einer deutlichen Verschiebung der unteren Grenzfrequenz, womit so ein kleines System dann ganz schön erwachsen klingen kann. Ein- und Ausschaltgeräusche kommen dann allerdings auch „sehr erwachsen“ rüber. Also den Sub als Letztes einschalten und als Erstes ausschalten.

Klein, stark, schwarz
Klein, stark, schwarz

Und wie laut sind nun diese kleinen Dinger?

”Stark” hieß es in meiner Überschrift zum Artikel. Nun, zehn Watt versprechen jetzt kein PA-Getöse auf dem Desktop und natürlich meinte ich auch eher klangstark. Im gleichschenkligen 1-Meter-Dreieck konnte ich circa 75 dB(A) mit Bass-Anhebung und ungefähr 85 dB(A) ohne Bass-Boost messen. Mit EQ wird natürlich mehr Leistung aufgefressen, weshalb ohne diesen höhere Lautstärken erzielbar sind. Hier sind also die Endstufen der begrenzende Faktor. Im Grenzbetrieb ist dann durchaus Endstufen-Verzerrung zu hören. Daher sind die SPL-Angaben auch Näherungswerte, da die Toleranzgrenzen, was Unsauberkeit im Klang angeht, wohl recht individuell ausfallen. Auf dem Papier mögen diese Angaben dann auch recht klein erscheinen, doch sitzt man in diesem Dreieck, so ist dies jedoch keineswegs leise.   Kommen wir zu der Frage, ob die Elevate 3 nun eigentlich Studio- oder Multimedia-Monitore sind? Alesis selbst legt sich da auch nicht so eindeutig fest. Auf der Homepage zum Produkt spricht der Hersteller von multimedialen Anwendungen. Im Manual fällt dann nur noch der Begriff Studio-Monitore.  Eingangsseitig finden wir nur die weniger professionellen Cinch-Verbindung. Ausgangsseitig gibt es neben dem Sub-Out noch einen Miniklinken-Kopfhörer-Anschluss. Ist diese Buchse belegt, sind Lautsprecher und Sub-Out gemutet. Ein nettes Beiwerk, aber im Studio finden sich sicher hochwertigere Lösungen, um elektrische Ohrwärmer zu besaften. Ferner sind die Speaker der Schwesterserie durch stabile Metallgitter vor Beschädigungen geschützt, was enorme Mobilitätsvorteile bietet. Darauf müssen unsere Testkandidaten leider verzichten, vor allem aber auf den aalglatten Frequenzgang der M1 320 USB. Insbesondere dieser unterstreicht die Profi-Qualitäten des Schwestermodells. Mithilfe eines externen EQs lässt sich so eine gradlinige Übertragung im Übrigen auch bei den Elevates erreichen, was auch nicht mit jedem anderen Lautsprecher funktioniert. Mit drei Dezibel Ergänzung bei circa 380 Hertz und nochmal einem dB  bei zwei Kilohertz erzielte ich eine beeindruckend studiotaugliche Abhöranlage. Ein Flügel beispielsweise erhält so die ihm gebührende Fülle. Doch soll man jetzt ein Boxen-Pärchen für 80 Euro Straßenpreis mit einem Klangverbieger betreiben, der gebraucht das Siebenfache gekostet hat? Nun, die Relation scheint zunächst unangemessen. Entschließt man sich, dies dennoch zu tun, erhebt (engl.: to elevate) man diese schnuckeligen Teile definitiv in den Bereich ernstzunehmender Arbeitsgeräte. Vor dem Hintergrund, dass häufig auch die Filter viel teurerer Studiolautsprecher den praktischen Bedürfnissen vor Ort nicht immer gerecht werden, bleibt die Anschaffung eines externen Entzerrers ohnehin eine legitime Überlegung. Die Auswirkungen von Aufstellung und die Raumeinflüsse werden doch vielfach nur unzureichend berücksichtigt.

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