AKG K-121 Studio Test

Praxis

Verwendungszweck

Der AKG K121 Studio ist das Schweizer Taschenmesser unter den Studio-Kopfhörern. Er ist in keinem Kriterium perfekt, kann aber alles ganz gut und das auch unter professionellen Bedingungen. Der Reihe nach: Der halboffene K121 Studio eignet er sich unter gewissen Bedingungen als Monitor-Kopfhörer beim Recording. In dieser Disziplin bevorzugt man als Engineer eigentlich Kopfhörer geschlossener Bauart, um ein Übersprechen ins Mikrofon zu vermeiden. Allerdings fallen solche Kopfhörer Übersprechungen beim K121 Studio recht dezent aus und sind auch nach professionellen Gesichtspunkten meist tolerierbar, sofern der Musiker kein extremes „Lautstärke-Brett“ benötigt. Wenn dies der Fall sein sollte, empfiehlt es sich, einen geschlossenen Kopfhörer zu verwenden. Die halboffene Bauweise kommt allerdings manchen Sängern, die sich durch einen geschlossenen Kopfhörer abgeschottet fühlen, entgegen. Das Absetzen einer Ohrmuschel erübrigt sich und in manchen Fällen kann es zu einer besseren Intonation führen. Die schnörkellosen und insgesamt sehr ausgewogenen Wiedergabeeigenschaften machen den K121 Studio zu einem interessanten Abhörwerkzeug. Im Gegensatz zur „High End“-Konkurrenz, die den Blick oftmals auf unzählige Details lenkt, bietet der K121 Studio einen nicht zu unterschätzenden Blick auf das Wesentliche einer Produktion, ähnlich einer klassischen Küchenradio Abhöralternative in Studios. Im Unterpunkt „Klang“ werde ich detaillierter darauf eingehen.

Tragekomfort

Ja, selbstverständlich ist z.B. ein Beyerdynamic DT-Modell bequemer, trotzdem gibt sich der spartanische AKG K121 Studio in diesem Punkt nicht die Blöße. Er ist 220g leicht, das Plastik-Kopfband schmeichelt nicht unbedingt meiner Kopfhaut, stört aber auch nach längerer Tragezeit nicht wirklich. Ähnlich verhält es sich mit den ohraufliegenden Ohrmuscheln. Am Tragekomfort der mit Kunstleder überzogenen und ausreichend weichen Ohrpolster gibt es nichts auszusetzen, auch der Anpressdruck bleibt deutlich hinter dem der Sennheiser HD-25 Modelle zurück. Hier gibt es nichts zu meckern, wobei man bei anderer Kopf- oder Ohrenanatomie natürlich zu einem anderen Ergebnis gelangen kann. Die automatische Größenanpassung des Kopfbandes verrichtet auch beim K121 Studio ihren Dienst, ohne dass ich etwas beanstanden könnte. Eher im Gegenteil! Gerade bei einem Kopfhörer wie dem AKG, der tendenziell „Kopf Hopping“ betreibt, ist dieser unkomplizierte und m.E. komfortable Mechanismus ein praktisches Feature.

AKG_K121Studio_04_Band
Der Kopfbügel mit AKG-Logodruck.

Klang

Alle von mir getesteten Kopfhörer wurden an folgenden Kopfhörerausgängen bzw. Verstärkern betrieben:

  • iPad 4
  • M-Audio Fast Track Ultra
  • Lake People G93
  • SPL 2Controll

Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, Pink Noise und übliche DAW Tätigkeiten) habe ich den folgenden Mix folgender, stilübergreifender Songs auf allen zu testenden Kopfhörern gehört:

  • Charlie Haden – Cancion a Paola
  • Wolfmother – New Moon Rising
  • Alessandro Safina – Regresa A Mi
  • Johnny Cash – Desperado
  • Skrillex – Bangarang
  • Rihanna – Rude Boy
  • David Guetta – Sexy Bitch
  • Minnie Riperton – Inside My Love
  • Edward Maya – Stereo Love
  • Will.I.Am – Scream & Shout
  • Daft Punk – Loose Yourself To Dance

Frequenzgang

Den Frequenzgang empfinde ich als sehr ausgewogen und ehrlich. Mit einem leichten Fokus auf das Mittenband ist der gesamte Übertragungsbereich gut abgebildet, ohne einzelne Bereiche zu überzeichnen. Aufgrund der aus meiner Sicht sinnvoll abgestimmten Mittenpräsenz mit einer leichten Anhebung zwischen 2,5 und 4 kHz erinnert mich der K121 Studio ein wenig an die legendären Yamaha NS-10 Studiomonitore, um zur Abwechslung mal ein Äquivalent aus dem Lautsprecherbereich zu nennen. Gesangsspuren werden hervorragend abgebildet, was bei den meisten Musikproduktionen sehr wichtig ist. Zum Dosieren des richtigen Subbass-Anteils ist der K121 Studio (wen überrascht’s?) nicht die erste Wahl, da unterhalb von 60 Hz die Wiedergabe merklich bedämpft wird. Dennoch wird der Bassbereich im Gesamten analytisch gut beurteilbar abgebildet. Die hohen Frequenzen fügen sich dezent aber stimmig ins Gesamtbild ein, ohne angestrengt bzw. anstrengend zu wirken, wie es bei einigen anderen Kopfhörern der Fall ist. Insgesamt bietet der AKG K121 Studio eine ehrliche und homogene Frequenzabbildung, welche frei von Fehlern, störenden Resonanzen und dabei analytisch genug ist, Unstimmigkeiten zu entlarven. Daumen hoch!

Impulsverhalten

Die Wiedergabe von Transienten würde ich als befriedigend bezeichnen. Hier wird nichts verschleiert, aber auch nicht explizit präsentiert. In dieser Disziplin gibt es in unserem Testumfeld Spezialisten, die diese Aufgabe besser beherrschen, allerdings auch in komplett anderen Preisregionen. So ist das eben mit Schweizer Taschenmessern.

Räumliche Abbildung

Ähnliches gibt es in dieser Kategorie zu berichten, wo der AKG K121 Studio zum Beispiel den offenen Varimotion Kopfhörern aus gleichem Hause und Beyerdynamics DT-770 Pro und DT-880 Pro hinterherhinkt. Die für Kopfhörer typische Im-Kopf-Ortung ist beim K121 Studio etwas ausgeprägter als bei diffusfeldentzerrten Kopfhörern. Auch die feinere Auflösung der teuren Konkurrenz führt auch zu einer erhöhten Tiefenempfindung bei fertigen Mischungen. Trotzdem erfüllt der AKG K121 Studio diese Aufgabe zufriedenstellend und wirkt längst nicht so „eng“ wie zum Beispiel das Sennheiser HD-25 Duo.

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