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Thomann Drum Noise Elimination Podium Test

Praxis

Zunächst einmal kann man sich überlegen, welche Alternativen es zu einem System wie dem Drum Noise Elimination Podium überhaupt gibt. Ein dicker, fester Teppich kann bei E- und A-Kits auf Holzböden schon wahre Wunder bewirken. Doch zum Drumkit gehören immer zwei Teppiche, denn im Grunde genommen sollte man derartige Unterlagen als genauso integralen Bestandteil eines Drumsets betrachten wie den Snare-Teppich. Bei nicht ganz zaghafter Spielweise wandern sonst gerne die Einzelteile durch die Vibrationen herum und hacken Spuren von Bassdrum und Fußmaschinen gerne als dicke Macken in den Boden – auch bei E-Sets.
Spielt man in einer Mietwohnung ein akustisches Schlagzeug (und ist sich dabei hoffentlich bewusst, eine Kriegserklärung an alle Bewohner im 20-Meter-Radius unterschrieben zu haben), hilft natürlich eine Schlagzeugkabine, auch dem Luftschall den Weg zu den Nachbarn zu versperren (oder zumindest zu erschweren). Das ist zweifelsohne natürlich eine feine Sache, doch müssen diese Zellen riesig sein – und sind leider auch riesig teuer. Wenn man bedenkt, dass genügend Stellfläche, vielleicht noch Platz für Mikrofonierung und einen Notenständer vorhanden sein sollte und man im Inneren mehr als einen Song lang spielen können sollte (dafür sorgt dann entsprechend großes Luftvolumen und eine – natürlich – schallgeschützte Luftzufuhr), dann merkt man schnell, dass man dafür gut 10.000 Euro auf den Tisch zu legen hat. Selbstbau ginge natürlich auch, aber wirklich umsonst ist das auch nicht, schnell gemacht erst recht nicht. Und – ach ja: Selbstgebaute Kabinen lassen sich im Regelfall nicht erweitern oder mit umziehen.
Insofern hat sich Thomann mit diesem Podest wohl eine echte Marktlücke erobert! Ja, es gibt sie wohl noch, diese Nischen. Natürlich kann man auch hier an Selbstbau denken, wenn man die Erfahrung und das notwendige Werkzeug besitzt, doch Kosten für Materialien und einen entgangenen Arbeits- oder geopferten Ferientag rangieren schnell in einem Bereich, den das Podest als Kaufpreis aufruft – zusammengeschraubt ist es mit einem Akkuschrauber in gut zwanzig Minuten.

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Für eine ideale Dämmung wäre es natürlich besser, wenn diese individualisiert wäre und die tatsächlich emittierten Schwingungen gezielt dämpfen würde. So etwas bieten Akustikbaufirmen durchaus an, doch da sprechen für die meisten Anwender diese rechteckigen, verschiedenfarbigen Papierschnipsel mit den unterschiedlichen Zahlen (50, 100, 200…) dagegen, ihr wisst schon.
Der Einsatz der offenbar speziellen Akustikschaumstoffe (möglicherweise Sylomer oder Sylodyn) mit etwas unregelmäßiger Verteilung auf der Unterseite des Podests ist aber zumindest theoretisch in der Lage, einem recht breiten Band im Frequenzspektrum Energie zu entziehen. Oft wird es im Maschinenbau oder bei der Installation von großen Klimaanlagen nicht anders gemacht. Ein Abklopfen des Schlagzeug-Podests mit der Faust bringt keine Resonanzen im Hörbereich zum Vorschein. Der Versuch mit dem E-Drumkit bestätigt das. An unterschiedlichen Stellen in einem Raum mit verklebtem Parkett aufgebaut, verringern sich die Resonanzen des Bodens deutlich. Interessanterweise ist es bei meinem Testkit nicht in besonderem Maße die Bassdrum-Maschine, sondern der Körperschall der Pads, die den größten Anteil haben – und vom Podest erstaunlich stark unterbunden werden. Siehe da: Es funktioniert! Ich muss gestehen, dem Podest gegenüber äußerst skeptisch gewesen zu sein, doch seine Hauptaufgabe erledigt es wirklich gut. Nervenraubendes Rumpelpumpel in je nach Lernfortschritt rhythmischen Abständen wird tatsächlich stark unterbunden. Bevor man jetzt aber Hals über Kopf über eine Anschaffung nachdenkt, sollte man überprüfen, ob der Großteil der akustische Belästigung innerhalb einer Wohnung nicht einen anderen Weg als über den Fußboden geht. Die Spielflächen eines E-Kits sind generell nicht flüsterleise und emittieren durchaus auch im mittleren Frequenzspektrum recht stark; der Schall sucht sich seinen Weg dann gerne durch Türblätter und -ritzen sowie Rigipswände zum Ohr des dann Genervten. Aber die Übertragung auf den Fußboden wird durch das Podest stark eingeschränkt (von eliminieren, wie es die Produktbezeichnung hier suggeriert, möchte ich aus Respekt für das physikalisch Mögliche aber lieber nicht sprechen). Ein Freibrief für mitternächtliche Drumsessions ist das Podium nicht unbedingt, hier sollte man sich zunächst dennoch Informationen über tatsächlich noch übertragende Geräusche einholen.

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Der Anteil des Luftschalls ist besonders bei Akustiksets nicht unerheblich, aber das ist ja schließlich der Lebensinhalt eines derartigen Instruments. Da dieser aber recht erhebliche Pegel aufweist, kann es trotz gewisser Dämpfung in einem breiten Spektrum dennoch dazu führen, dass der Nachbar noch vor Beendigung des ersten gespielten Intro-Fills mit puterrotem Kopf ein Dauerklingelkonzert an der Wohnungstür gibt. So manche Wand oder Decke ist für Schall, besonders für tieffrequenten, akustisch gesehen nämlich kaum ein Hindernis. Wenn zudem noch Resonanzbereiche derselben durch eine Bassdrum angeregt werden, kann es trotz Podest und Investition in den Hausfrieden schlecht um die häuslichen Trommelvorhaben stehen. Nur eine Ausrede, sich um das Üben herumzudrücken, hätte man damit. Wie so oft hieße es somit in einem derartigen Fall: Unter den eigenen Gegebenheiten ausprobieren!
Nicht unerheblich ist, dass das Podest, eine ordentliche Verschraubung vorausgesetzt, wirklich sehr stabil ist. Die meisten Bühnenpodeste lassen bekanntlich schnell einmal das Instrument schaukeln, beim (natürlich weit weniger hohen) Thomann-Podest halten sich diese Schwankungen jedoch in Grenzen. Besonders hübsch anzusehen ist der graue Geräuscheliminator nun nicht, aber dafür auch nicht sonderlich aufdringlich. Einige positiv anzumerkende Nebenaspekte gibt es aber: Ein etwas erhöhtes Drumset macht sich im Raum ein bisschen wichtiger, unter der Erhöhung kann man auf der Rückseite Sticks und Trommlers Kleinkram verschwinden lassen, also Metronom, Kopfhörer, Stimmschlüssel, Notenbücher und dergleichen. Sonnt sich kein elektronisches, sondern ein akustisches Schlagzeug auf der dämpfenden Erhebung, lassen sich ferner viele Mikrofonpositionen besser erreichen und die Mikrostative stehen nicht auf der selben Fläche, was wiederum Trittschallübertragungen zu den Schallwandlern verringert.

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