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TC Electronic Viscous Vibe Test

Für Musiker wie David Gilmour oder Jimi Hendrix war das Shin-ei Uni-Vibe der späten 60er Jahre eines der stilprägenden Effektpedale überhaupt. Und kaum ein Effektgerätehersteller, der sich nicht an einer eigenen Version versucht hätte. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die dänischen Effektspezialisten letztendlich dem Thema widmen und mit dem Viscous Vibe eine eigene, digitale Version der Legende präsentieren.

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Der Anspruch ist hoch – man spricht von einer 1:1 Rekonstruktion, der man zusätzlich diverse aktuelle Features eingepflanzt hat, darunter Ein- und Ausgänge in Stereo und die TC-eigene TonePrint-Fähigkeit. Spannende Sache!

Details

Optik/Verarbeitung

Das Viscous Vibe steckt in einem petrolgrün lackierten Metallgehäuse und wiegt exakt 296 Gramm bei 72 x 50 x 122 mm (H x B x T). Was die Verarbeitung anbetrifft, legt TC nach wie vor die Messlatte sehr hoch, es gibt überhaupt nichts zu bemängeln, im Gegenteil, das Ganze fühlt sich sehr hochwertig an.
Auf der Oberseite zieht ein großer Drehregler den Blick auf sich. Er ist mit Speed betitelt und damit natürlich für die Effektgeschwindigkeit zuständig. Darunter finden sich ein Intensity- und ein Volume-Poti. Mit ersterem wird, wie der Name schon sagt, die Intensität des Effektes bestimmt und Volume justiert bekanntermaßen den Lautstärkepegel. Alle drei Regler lassen sich vorzüglich bedienen und bieten genug Widerstand, um sich nicht beim leisesten Windhauch zu verstellen, sind dabei aber leichtgängig genug für ein zügiges Regeln. Auch hier wird, wie bei TC Electronic üblich, nicht an hochwertigen Bauteilen gespart. Aktiviert wird das Pedal natürlich per Fußschalter, auch dieser ist von hoher Qualität und mit der Gehäuseoberseite verschraubt. True Bypass ist ebenfalls an Bord, im nicht aktiven Zustand wird das ankommende Signal direkt auf den Ausgang gelegt. Aber der Fußschalter birgt noch eine weitere, äußerst spannende Funktion! Sie nennt sich Speed Ramp und beschleunigt den Effekt, sobald der Fuß den Schalter im aktivierten Zustand gedrückt hält. Wie sich das im Sound niederschlägt, werde ich natürlich im Praxisteil näher beleuchten.

Fotostrecke: 4 Bilder Das petrolgrüne Metallgehäuse des Viscous Vibe ist 100% roadtauglich

Das Viscous Vibe bietet wie das Original Uni-Vibe von Shin-ei einen Chorus- und einen Vibrato-Modus. Allerdings handelte es sich dabei nicht um einen Chorus im herkömmlichen Sinn, hier wird der Effekt durch mehrere übereinandergeschichtete Phasenfilter generiert. Der Effekt war, wie bereits weiter oben erwähnt, in den 60 und 70er Jahren des letzten Jahrtausends äußerst beliebt, vor allem, nachdem Ikonen wie Robin Trower, Jimi Hendrix und David Gilmour ihn auf ihren Tonträgern publik gemacht hatten.

Per Dreiweg-Kippschalter links neben dem Speed Poti wird zwischen Chorus und Vibrato gewählt. Dem aufmerksamen Leser wird natürlich sofort aufgefallen sein, dass für das Umschalten zwischen zwei Effekten eigentlich kein Dreiwegschalter vonnöten ist. Stimmt. In der Mittelstellung lässt sich auch beim Viscous Vibe der TonePrint-Modus aktivieren. Für all diejenigen, die sich in den letzten Jahren lieber mit ihrem Original-Uni-Vibe (Neid!) als mit den aktuellen Entwicklungen in der Welt der Bodentreter beschäftigt haben, hier noch einmal ein kleiner Überblick über diese revolutionäre technische Errungenschaft: TC Electronic hat viele bekannte, aber auch weniger populäre Musiker gebeten, ihre Lieblings-Effektsetups mithilfe eines Editors zu kreieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Software dazu steht zum Download auf der Herstellerwebsite bereit und verträgt sich mit Mac und PC. Ein USB-Kabel verbindet das Pedal mit dem Rechner und eine große Auswahl an Parametern steht zum beherzten Schrauben bereit. Das Ganze macht nicht nur Spaß und ist unbedingt zur Nachahmung empfohlen – sich durch die Settings zu spielen ist auch eine inspirierende Angelegenheit. Wem das zu aufwendig ist, der kann die vorhandenen Presets ganz einfach mithilfe einer kostenlosen App für Android oder iOS in sein Pedal “beamen”. Und das ist denkbar einfach: Die an das Pedal angeschlossene Gitarre oder der Bass werden aufgedreht, das Smartphone über den aktivierten Pickup gehalten und auf Start gedrückt. Fünf Sekunden später ist das Preset dann spielbereit im Pedal. Genial! Hier lässt sich der Vorgang anhand von Bildern noch einmal nachverfolgen:

Ich hatte das Vergnügen, mit Tore von TC Electronic ein individuelles TonePrint zu erstellen, das Video kann hier angeschaut werden:
http://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/tc-toneprint-special.html

Und so sieht der Editor aus – allerdings mit dem Chorona Pedal, denn für das brandneue Viscous Vibe ist er erst in Kürze verfügbar.

TC_VV_BildEditor

Das Viscous Vibe ist mit Stereo-Ein- und Ausgängen ausgestattet, verrichtet seinen Job aber selbstverständlich auch mono, was für die Allermeisten sicherlich auch der favorisierte Betriebszustand darstellen dürfte. Die passenden Anschlüsse befinden sich rechts und links an den Gehäuseseiten. Ein Buchse für den Betrieb mit einem 9V-DC-100mA-Netzteil hat ihren Platz an der Stirnseite neben dem USB-Anschluss. Zum Lieferumfang gehört leider keines, aber jeder Stromspender im Standard-Boss-Format ist dort willkommen. Für den Batteriebetrieb wird auf der Unterseite eine große Schraube gelöst, ein dickes Plektrum eignet sich nahezu perfekt dafür. Diese Schraube ist versenkt angebracht, denn falls das Pedal auf einem mit Klettband bezogenen Pedalboard untergebracht werden soll, müssen lediglich die vier angeklebten Gummifüßchen entfernt und das Viscous Vibe ebenfalls mit Klettband versehen werden. Hier stören keine überstehenden Schrauben oder ähnliches, wie man sie von Zeit zu Zeit gerne auch bei hochpreisigen Boutique-Pedalen findet. Ist die Unterseite einmal entfernt, zeigen sich neben dem Anschluss für einen 9Volt-Block und einer schwarzen Plastikabdeckung über der Elektronik zwei kleine Schieberegler, mit deren Hilfe das Pedal entweder im True Bypass- oder im Buffered Bypass-Modus betrieben werden kann. Im True Bypass-Modus wird das Direktsignal bei ausgeschaltetem Pedal nicht angerührt, sondern vom Eingang direkt an den Ausgang weitergereicht. Somit steht sich das Pedal im deaktiviertem Zustand klanglich nicht selbst im Weg. Den Buffered Bypass sollte man dann anwählen, wenn lange Kabelwege verwendet werden oder sich viele Effektpedale auf dem Board tummeln.

Fotostrecke: 6 Bilder Stereo- bzw. Mono-Inputs

Weiterhin kann man zwischen Kill Dry On/Off wählen. Mit Kill Dry wird das Direktsignal aus dem Audiopfad herausgenommen. Das macht dann Sinn, wenn man das T2 in einem parallelen Effektloop betreibt. Und genau für all diese Einstellungen sind die beiden kleinen Schalter zuständig.
Das kleine Bild zeigt die Schaltmöglichkeiten.

TCViscousVibeSwitch

Eines gilt es zu beachten: Kill Dry lässt sich nur im Buffered Bypass-Modus einstellen, nicht bei True Bypass!
So, genug der Worte, es wird Zeit für ein paar Soundbeispiele!

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