Superlux CM-H8G Test

Röhren-Mikrofone, mmmhhh, da geraten viele ins Schwärmen, wenn sie an diesen ganz speziellen Sound mit den Kaminfeuer-warmen Mitten, sternenfunkelnden Höhen und vor Fett triefenden Bässen denken. Aber warum müssen diese mit Glaskolben bestückten Mikros immer so teuer sein? Müssen sie doch gar nicht, zumindest nicht, wenn man dem chinesischen Hersteller Superlux Glauben schenkt. Ganz ehrlich, ich war da ein wenig misstrauisch, als ich das Superlux zugeschickt bekam, denn meine Erfahrungen aus der Vergangenheit haben mir eigentlich immer gezeigt, dass man sich bei günstigen Mikrofonen besser aufs Wesentliche beschränken und auf zusätzlichen „Schnickschnack“ verzichten sollte. Aber sollte der Test das Gegenteil beweisen, dann lasse ich mich natürlich gerne auch eines Besseren belehren.

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„CM-H8G“, auf diesen charmanten Namen hört das Röhren-Mikro aus dem Hause Superlux. Hand aufs Herz – ich habe nicht den blassesten Schimmer, welche Substanzen man im Fernen Osten zu sich nimmt, um auf einen solchen Produktnamen zu kommen. Sei´s drum, „750i“, „A8“, „911“ oder „S 500“ sind auch nicht die einfallsreichsten Bezeichnungen, trotzdem verbergen sich dahinter absolut erstklassige Automobile. Lassen wir uns also nicht durch solche Kleinigkeiten beeinträchtigen und fühlen unserem CM-H8G einmal auf den Glaskolben.

Details

Umfangreicher Kofferinhalt

Beginnen wir erst einmal mit einem positiven Eindruck: Das Superlux wird in einem großen Alu-Transportkoffer (zumindest die Seiten sind aus Aluminium) geliefert, in dem neben dem Mikrofon auch das Speisenetzteil, eine elastische Spinnenhalterung, eine „normale“ Stativhalterung, ein Windschutz sowie ein 7-poliges XLR-Kabel für die Verbindung zwischen Mikro und Netzteil Platz finden. Das ist wirklich löblich – manchmal werden solche umfangreichen Mikro-Sets ja auch einfach nur im Karton ausgeliefert, und man stellt sich dann immer wieder die Frage, wie man „den ganzen Kram“ später transportieren soll. “Daumen hoch” also für unser CM-H8G.

Optik und Verarbeitung mit Plastik-Charme

Wenn ich nun auf die Optik und die Verarbeitung des Mikros zu sprechen komme, muss ich meinen Daumen allerdings in eine andere Richtung bewegen, denn hier ist von einem Vintage-Feeling á la Röhren-Mikro leider keine Spur. Auch wenn der Mikrofon-Body aus Metall gefertigt wurde, vermittelt er eher Plastik-Charme. Das mag zum einen an der sehr dünnen Stärke des Materials von nur 0,7mm liegen und zum anderen an dem etwas merkwürdigen Silber-Finish, das weder richtig matt noch glänzend ist – ein Grund für diesen Kunststoff-Charakter. Apropos Kunststoff: Schaut man sich die Unterseite des Mikros an, so offenbart sich dort ein etwa 2,5mm dicker Plastik-Body, der die eigentliche Grundkonstruktion des Mikrofons zu sein scheint. Das Metall dient lediglich als „Überzieher“, um den äußeren Schein zu wahren! Schönen Gruß an alle Auto-Tuner, die ihrem 70PS-Boliden eine Anschweiß-Auspuffblende gönnen, um aus dem kleinen Röhrchen ein Ofenrohr zu machen. Nun gut, über den Kunststoff-Body könnte man ja angesichts des Preises noch hinwegsehen, doch die siebenpolige XLR-Anschlussbuchse nebst Schraubgewinde aus Plastik ist nun wirklich ein „No-Go“. Meiner Meinung nach hat dieser Werkstoff bei der Anschlussbuchse eines Studio-Mikrofons – unabhängig vom Preis – nichts zu suchen.

Technisch keine Überraschungen

Der Mikrofonkorb besteht aus solidem Drahtgeflecht und ist gut verarbeitet. Zum Schutz vor Pop- oder Explosivlauten sowie zur Abwehr diverser Flüssigkeitströpfchen, die sich beim Singen aus der Mundhöhle Richtung Mikro auf den Weg machen, ist der Korb von innen zusätzlich mit einem feinmaschigen Drahtgeflecht ausgekleidet. Eine Maßnahme, die gerade bei Kondensator-Mikrofonen üblicher ist als eine Schaumstoff-Auskleidung. Der Übertragungsbereich des Superlux ist mit 30Hz-20kHz angegeben, der Grenzschalldruckpegel mit 142dB (SPL) und das äquivalente Eigenrauschen mit 18dB (A). Das Mikrofon misst 55mm im Durchmesser, 200mm in der Länge und wiegt 550g – somit verfügt es über einen „normalen“ BMI (vielleicht steht das ja auch für „Body to Microphone Index“ …?).

Über das Speisenetzteil lassen sich neun verschiedene Richtcharakteristiken auswählen.
Über das Speisenetzteil lassen sich neun verschiedene Richtcharakteristiken auswählen.

Solide Spannungsversorgung

Im Vergleich zum CM-H8G gibt es bei dem Speisenetzteil „PS-3“ keinen Anlass zur Verarbeitungs-Kritik. Dieses kompakte, schwarze Stahlblech-Kistchen macht einen sehr soliden Eindruck. Auf der Vorderseite finden sich eine siebenpolige XLR-Buchse (Mic-In) zum Anschluss des Mikrofons, eine dreipolige XLR-Ausgangsbuchse sowie ein neunstufiges Raster-Poti zur Anwahl der Richtcharakteristik. Zur Auswahl stehen als Hauptcharakteristiken Kugel, Niere und Acht sowie drei Stellungen zwischen Kugel und Niere sowie drei Stellungen zwischen Niere und Acht. Die Rückseite beherbergt den Netzanschluss nebst Power-Schalter und Spannungs-Wahlschalter.

Elastische und Standard-Halterung

Sowohl die elastische Spinnenhalterung als auch die normale Stativ-Halterung erinnern stark an ein Neumann-Design und sind bis auf den Schraubgriff am Stativadapter komplett aus Metall gefertigt. Beide Halterungen machen einen stabilen und zuverlässigen Eindruck, und dass man bei einem solchen Preis gleich zwei Alternativen mitgeliefert bekommt, nämlich Spinne und normal, ist schon unglaublich.
Last but not least sei noch erwähnt, dass das siebenpolige XLR-Kabel eine Länge von 7,5m hat.

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