SONY PCM-D50 Test

Die Achtziger Jahre standen nicht nur unter dem Stern komischer Musik, komischer Farben, komischer Tanzstile, komischer Anziehsachen und seeeehr komischer Frisuren, sondern haben auch den Urvater von iPod, iPhones und Konsorten hervorgebracht: den Sony Walkman (…nicht “iMan”, das wäre Geschichtsklitterung). Mobilität ist heutzutage in aller Munde und macht seit der Jahrtausendwende auch vor dem Recording nicht halt. Zwar gab es schon in den 80ern Diktiergeräte mit Minikassetten, doch deren Audioqualität würde unser heutiges Ästhetikempfinden in seinen Grundfesten erschüttern.

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Heute weisen mobile Recorder eine Qualität auf, die mitunter absolut erstaunlich ist. Zwar ist es Sony bis dato nicht gelungen, in diesem Bereich ähnliche Trends zu setzen wie seinerzeit mit dem Walkman, doch es wäre Verleugnung der eigenen Familienhistorie, würde man auf diesem Markt nicht ebenfalls mitmischen. Von einem Unternehmen, das in der Professional-Audio-Historie direkt mit richtigen Knüllern aufwarten konnte (z.B. Oxford-Konsole, C-800G), wird wohl niemand erwarten, dass seine Mobile Recorder “schlecht” seien. Also: Record gedrückt und raus in die Natur (sofern zu finden)!

DETAILS

Die Größe des Sony PCM-D50 ist in etwa vergleichbar mit den ersten Walkman. Die Höhe beträgt gut 15 Zentimeter, mit 3,3 cm Dicke ist er auch kein sperriger Ziegelstein, sondern darf sich äußerst guten Gewissens “Mobilgerät” nennen. Zu Mobilität gehört natürlich auch eine unabhängige Spannungsversorgung, die mit vier Alkaline-Batterien oder Nickel-Metallhybrid-Akkus der Größe AA (die ja nicht umsonst auch “Walkman-Batterie” genannt wird) erzielt wird. Ein 6V-Netzteil zum Laden und zum direkten Betrieb befindet sich im Lieferumfang. Sogar samt Batterien bleibt der D50 dank Aluminiumgehäuse weit unter der Marke von 400 Gramm. Wer möchte, kann das Gerät dank eines eingelassenen Gewindes auch auf einem Stativ befestigen.

Unübersehbar sind die beiden von einem umlaufenden Bügel geschützten, schwenkbaren Kleinmembran-Kapseln, die in der Elektret-Kondensatortechnik arbeiten. Neben dem bekannten und beliebten Koinzidenzverfahren XY kann noch eine Stereotechnik angewendet werden, bei welcher die Kapseln um je 60° nach außen gerichtet werden. Sony nennt das “Wide”, eine wirklich bekannte Anordnung ist das jedoch nicht. Wer möchte, kann auch Line-Signale aufzeichnen oder externe Mikrofone nutzen, welche über eine 3,5mm-Stereobuchse angeschlossen werden. Hier bietet sich der Einsatz des optionalen Sony XLR-1 an. Dort ist auch direkt eine 48V-Phantomspeisung mit dabei. Ebenfalls machbar ist die Aufzeichnung über den optischen Digitaleingang des PCM.

Recording-Pegel werden mit einem großen Rad an der rechten Seite eingestellt, mit Pad, Hochpassfilter und Limiterfunktionen ist das Gerät durchaus üppig ausgestattet. Metering ist an zwei Stellen möglich. Einmal gibt es unter dem Sony-Schriftzug -12dB-Indikatoren und Clip-LEDs für beide Kanäle. Dazu gesellt sich die Möglichkeit, auf dem beleuchtbaren LCD den Pegel hochaufgelöst zu beobachten – sogar samt Margin-Anzeige. Es ist schön, dass das Display derart groß ist und den User mit vielen wichtigen Informationen versorgt. Navigiert wird mittels doppelbelegter Tasten, die unterhalb des Gehäuses angeordnet sind. Dort werden auch Laufwerkfunktionen gesteuert. Äußerst sinnvoll ist die Hold-Funktion, die versehentliches Anhalten von Wiedergaben, besonders aber natürlich von Aufnahmen verhindert. Aufgezeichnet werden kann wahlweise mit 16 oder 24 Bit Tiefe, die Samplingfrequenz kann in den üblichen Zwischenschritten von 22,05 bis 96 kHz eingestellt werden. Folgende MP3-Formate kann man…Moment! Ein wenig muss ich mir die Augen reiben, aber es stimmt: Der Sony PCM-D50 kann keine MP3-Daten aufnehmen. Auch andere psychoakustische Reduktionsformate sucht man vergeblich, ja sogar Datenkompressionen! Immerhin kann das Gerät MP3 lesen und wiedergeben. Zwar lässt sich die Samplerate herunterschrauben, jedoch ist das zum Speicherplatzsparen denkbar schlecht, weil die Qualität dabei massiv leidet – schließlich wird bei 22,05 kHz Samplingrate bei gut 10 kHz “zugemacht”. Dass das Ding es noch nicht einmal zulässt, nur ein Mono-File aufzunehmen, entzieht sich meinem Verständnis sogar komplett. Schließlich müssen es nicht immer lineare PCM-Daten sein, bei Interviews oder dem Festhalten von musikalischen Ideen oder auditiven Informationen zählt meist nicht Qualität, sondern Speicherplatz. Es wäre dem PCM ein Leichtes, diese Bereiche mit abzudecken. Immerhin kommt der Recordingman mit vier Gigabyte eingebautem Speicher, weitere vier GB können per Memory Stick hinzuaddiert werden. Auslesen kann man die Daten bequem per USB am Mac oder PC. Es gibt noch weitere Wege für das Aufgenommene aus dem D-50 heraus, namentlich per Kopfhörerbuchse, analogem und digitalem Line-Out. Analoge Ausgangspegel werden mit dem Volume-Rändelrad gestellt, welches auf der gegenüberliegenden Seite des Recording-Gains liegt. Eine Remote gehört nicht zum Lieferumfang, kann aber über eine dafür vorgesehene Buchse angeschlossen werden.

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