Rane SL2 Test

PRAXIS

Die Kombination aus Ranes SL-2 Hardware und Seratos Scratch Live Software erweist sich als ein sehr betriebssicheres digitales Vinyl-System. Die Funktionen der Software erschließen sich auch dem Neuling auf einfache und intuitive Weise. Ein Grund dafür ist sicher die schlüssige grafische Gestaltung, denn sie wirkt sehr aufgeräumt und alle Funktionen sind leicht zu bedienen – ohne dass man erst diverse Untermenüs durchforsten müsste.
Sehr positiv zu bewerten ist bei SSL außerdem, dass die Generations-Updates grundsätzlich kostenfrei sind. Diese Updates haben zudem in der Regel diverse Tests durchlaufen, bevor sie auf den Markt kommen. Das entschädigt einen vielleicht etwas dafür, dass man bei SSL-Systemen grundsätzlich tiefer in die Tasche greifen muss als zum Beispiel beim direkten Konkurrenten Native Instruments.
Das Vinyl-Feeling ist dank der nur minimalen, eigentlich nicht bemerkbaren Latenz hervorragend. Hier werden selbst feinste Scratch-Bewegungen schnell und effektiv auf den Player übertragen. Man vergisst zwischendurch immer mal wieder, dass man es mit einem digitalen System und nicht mit echtem Vinyl zu tun hat. Und das macht einfach großen Spaß!
Und auch die Verwaltung des Musikbestandes lässt kaum Wünsche übrig. Verschiedene Darstellungsmodi, iTunes-Playlists und eine gute Suchfunktion sorgen für gelungene Manöver durch den MP3-Dschungel. Selbst die Aufnahme von Audiomaterial mit dem SL-2 und Scratch Live ist dank gelungenem Recording-Menü kinderleicht. Ruckzuck ist hier für den richtigen Aufnahmepegel und die Benennung der Files gesorgt.

Ein definitiv großer Schritt ist die ASIO/Core Audio Kompatibilität. Für die Verwendung des SL-2 mit Audiosoftware von Drittanbietern stellen die Hersteller ein Control-Panel zur Verwaltung der vier Ein- und Ausgänge bereit. Auch die Multi-Client-Fähigkeit ist ein großes Plus, da mehrere verschiede Programme simultan eingesetzt werden können. Die Tatsache, dass beim Scratch-Live-Betrieb sämtliche ASIO/Core Audio Treiber deaktiviert werden, schränkt die Möglichkeiten im Bezug auf SSL natürlich ein. Der Gesichtspunkt, dass Serato hier ein grundstabiles System anbieten möchte, macht dies allerdings verständlich.
Während ich den Vorgänger SL-1 noch bedenkenlos mit meinem günstigen Universalnetzteil betreiben konnte, erzeugt eben dieses Modell bei meinem Test mit dem SL-2 Störgeräusche während der Aufnahme. Rane empfiehlt die Verwendung des optional erhältlichen RS-6, das bei rund 60 Euro angesiedelt und für mein Verständnis überteuert ist. Hier sollte man sich durchaus einmal auf die Suche nach alternativen Netzteilen begeben. Diese sind oftmals bereits für kapp zehn Euro zu haben. Dabei wichtig: Unbedingt Spannungswerte, Stromstärke und richtige Polarität beachten!
Die MIDI-Learn Funktion von SSL ist eine prima Sache, um verschiedene Software-Parameter schnell und effektiv den entsprechen Hardware-Controllern zuordnen zu können. Und auch die Palette der Plug&Play Controller kann sich mittlerweile wirklich sehen lassen. Dennoch fehlen mir hier einige Features. Unter anderem die frei zugängliche Emulation des Jogwheels oder ein optionaler Software-Mixer. Mal schauen, ob Rane/Serato diese Erweiterungen zukünftig implementieren wird.
Die beiden Eingänge des SL-2 sind leider nur im Kollektiv von Phono auf Line umschaltbar. Eine kombinierte Steuerung von Timecode-Vinyl und -CD ist nicht möglich. Das schränkt seine Möglichkeiten leider etwas ein. Und sooo ungewöhnlich ist es auch nicht, dass mal ein Laufwerk wegen eines Defektes kurzfristig ersetzt werden muss.
Leider ist mir aufgefallen, dass es bei der Verwendung des SL-2 zu einem Darstellungsfehler des Ausgabepegels im virtuellen Player kommt. Denn hier suggeriert der Pegel einen Headroom von zirka sechs Dezibel. Aber der ist in der Realität nicht vorhanden. Erhöht man den Pegel nämlich mit dem Gainregler, nimmt man ein deutliches digitales Clipping wahr, obwohl das Signal laut Anzeige noch weit unter der 0-dB-Grenze liegt. Verwendet man die Software (Version 2.2.2.) mit dem SL-1 tritt dieser Fehler glücklicherweise nicht auf. Ich vermute jedoch, dass dieser Bug bestimmt mit dem nächsten Update behoben wird

Klang – Phono-Vorverstärker
Die Phono-Vorverstärker des SL-2 sind wirklich hochwertig, da sie für eine brillante Abbildung des hohen Frequenzbereiches sorgen. Allerdings hätten ein paar dBchen mehr Verstärkung nicht geschadet. Bei einer Aufnahme muss der Besitzer zur korrekten Überspielung einer leiser gepressten LP den Gain schon ungewöhnlich weit „aufdrehen“. Dadurch könnte der Sound im unteren Frequenzbereich etwas druckvoller sein. Dennoch geht die klangliche Rechnung dank der guten Abbildung der Höhen der SL-2 Phono Vorverstärker hier unterm Strich auf.
Recording
Eine Überspielung von Vinyl oder einer anderen analogen Klangquelle ist mit einer Auflösung von 16 Bit oder 24 Bit möglich. Als Abtastfrequenz kann eine Rate von 44,1 oder 48 kHz gewählt werden. Diese Werte sind frei kombinierbar. Die guten Phono-Vorverstärker sorgen für eine tolle Aufnahmequalität mit brillanten Höhen. Nur der Klang der Aufzeichnung könnte aufgrund der etwas schwachen Verstärkung der Phono-Preamps noch ein wenig druckvoller sein. Für Line-Signale trifft diese Aussage selbstverständlich nicht zu. Die Aufnahmequalität des SL-2 ist unterm Strich dennoch als gut einzustufen. Eine höhere Auflösung wie 24 Bit/ 48 kHz bringt zusätzliche Transparenz (siehe Audiobeispiele) in das Musiksignal.

SL1_vs_SL2

Wiedergabe
Zum Test der Klangqualität habe ich den direkten Vergleich mit dem Vorgänger SL-1 vorgenommen. Mit beiden Interfaces wurden die gleichen Musikstücke abgespielt. Das erste Soundfile war ein unkomprimiertes Wav-File mit einer Qualität von 16 Bit/ 44,1 kHz. Als zweites Format hatte ich eine MP3-Datei mit einer Auflösung von 192 kbit/s gewählt. Beide Dateien wurden im Anschluss auf den Rane-Interfaces abgespielt. Da beim SL-2 die Abtastfrequenz veränderbar ist, erfolgte die Ausgabe hier in 44,1 kHz und 48 kHz. Im Vergleich zu seinem Vorgänger hat das SL-2 dank seiner 24 Bit Wandler sowohl bei der Wiedergabe von Wave-Dateien wie auch bei MP3s einen transparenteren und druckvolleren Klang. Eine Erhöhung der Abtastfrequenz von 44,1 kHz auf 48 kHz sorgt für zusätzliche Transparenz im Höhenbereich. Und das sogar bei der Wiedergabe von 44,1 kHz Files! Im Gesamtbild ist für mich eine deutliche Verbesserung des Klangs zum SL-1 zu erkennen!

Audio Samples
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Phono Pre SL2 Phono Pre DJM909 SL1 Wave Wiederg SL2 Wave Wiederg 44.1KHz SL2 Wave Wiederg 48KHz SL1 MP3 Wiederg SL2 MP3 Wiederg 44.1KHz SL2 MP3 Wiederg 48KHz Rec SL2 16B 44 1k Hz Rec SL2 24B 48k Hz DJ FX Echo DJ FX Flanger DJ FX Reverse
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