ANZEIGE

Phonic Acapela 16 Test

Phonics Acapela 16 gehört mit einem derzeitigen Ladenpreis von 498 Euro zu den eher günstigen, per Tablet steuerbaren Digitalmischpulten. Im Gegensatz zu vielen Mitbewerben hat das Acapela eine praktische Lösung parat, falls das lebenswichtige W-LAN versagt oder das Tablet streikt: Per integriertem VGA-Ausgang und USB-Maus kann der Anwender auch im Havariefall den Abend retten.

01_Phonic_Acapela_16
Phonic Acapela

Details

Das Acapela 16 verfügt über 16 analoge Eingänge und entsprechend viele XLR-Buchsen im oberen Bereich des Gehäuses. Dank Kombi-Ausführung lassen sich die Kanäle 13 bis 16 auch mit Klinkenkabeln ansteuern. Die Vorverstärker verfügen über analoge Gain-Regler, ferner gehören durchgängig Peak-LEDs und Pad-Schalter (-20 dB) zur Ausstattung. Digitales Audio in Form zweier weiterer Kanäle 17 und 18 nimmt das Pult über die vorderseitige USB-Buchse in Empfang. Diese kann gleichzeitig zwei beliebige Kanäle, Gruppen, Aux-Wege oder den Master zu Aufnahmezwecken in die Gegenrichtung schicken.
Zum analogen Ausspielen des Hauptmixes gibt es zwei symmetrische XLR-Ausgänge. Vier ebenfalls symmetrisch beschaltete Klinkenbuchsen sind frei konfigurierbar und infolgedessen als Multi-Ausgänge gekennzeichnet. Ein weiteres Klinkenpärchen repräsentiert den Control-Room-Ausgang. Dieser gibt über einen eigenen virtuellen Fader das Mastersignal wieder, spielt aber auch den PFL/Solo-Bus aus, sobald in den Kanälen, Gruppen, Aux-Wegen und Effekt-Sektionen die Solo-Buttons berührt werden. Eine RJ-45-Ethernetbuchse für einen externen Router, zwei weitere USB-Ports, ein VGA-Videoausgang und der versenkt angebrachte Hauptschalter vervollständigen die Ausstattung.
Die Stromzufuhr übernimmt ein externes Netzteil, für dessen Kabel und Stecker leider keine Zugentlastung vorgesehen ist. Das Gehäuse besteht überwiegend aus Kunststoff und hinterlässt einen stabilen Eindruck. Dort, wo sich zu Analogzeiten Fader, Regler und Schalter befanden, gibt es einen Rahmen aus Kunststoff, in den der steuernde Tablet-Computer hineingelegt werden kann. Ein ausklappbarer und im Winkel veränderbarer Aufsteller erleichtert den Blick aufs Display und die Bedienung.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Acapela 16 in der Vorderansicht: Alle Eingangsbuchsen befinden sich samt der analogen Vorverstärkern an der Oberseite.

Der erste Kontakt

Um das Pult erstmalig in Betrieb zu nehmen, schließe ich an einen der beiden USB-Ports eine Maus an, verbinde die VGA-Buchse mit einem Bildschirm und schalte ein. Nach etwa einer Minute erscheint das Hauptbild mit den Fadern der ersten acht Kanäle plus dem Master. Um das Pult für die Steuerung via Tablet vorzubereiten, öffne ich das Netzwerkmenü, das nur per Bildschirm und Maus erreichbar ist. Ein Klick auf den WiFi-Button veranlasst das W-LAN-Modul, ein Drahtlos-Netzwerk bereitzustellen, welches kurz darauf für mein Tablet sichtbar wird. Apropos Tablet, für diesen Test verwende ich ein Apple iPad 2, die zugehörige Acapela-App gibt es im Apple App Store kostenlos. Android-Nutzer können das Acapela 16 ebenfalls fernlenken, wenn sie über entsprechend kompatible 10-Zoll-Tablets und einen Zugang zum Google Play Store verfügen.
Nachdem ich mich ins Acapela-Netz eingewählt habe, starte ich die Acapela-App und gebe dort im Setup die IP-Adresse des Pultes und das Default-Passwort ein. Nach einigen Sekunden sind Pult und App synchronisiert. Im Wesentlichen bildet die App die vom Bildschirm bekannte Software ab: Fader lassen sich durch Darüberstreichen bewegen, Menüs und Schaltflächen durch Antippen öffnen bzw. aktivieren. Die Bedienung funktioniert selbst mit meinem schon älteren iPad 2 flüssig, nichts hakelt und die Pegelanzeigen reagieren nahezu in Echtzeit.
Wird nun nichts mehr an den Netzwerk-Einstellungen geändert, lässt sich das Pult auch künftig ohne Maus und Bildschirm mit dem Tablet synchronisieren. Wurde zwischendurch hingegen auf Ethernet umgestellt und dieser Zustand vor dem Herunterfahren nicht rückgängig gemacht, funktioniert das Tablet erstmal nicht! Zum Glück hat Phonic für diese gar nicht mal so abwegige Situation einen Notausgang vorgesehen: Bei hochgefahrenem Pult innerhalb von fünf Sekunden zweimal den Netzschalter drücken, und das Acapela schaltet von Ethernet auf WiFi.

Die Remote-App

Das Startfenster der Acapela-App zeigt die ersten acht Kanäle des Mixers inklusive On/Off-, Solo- und Meter Pre/Post-Buttons. Möchte ich andere Funktionsgruppen editieren (Kanäle 9 – 16, Aux-Wege, Subgruppen, Effekte etc.), tippe ich auf die entsprechenden Mix-Blocks ganz oben. Die Buttons darunter öffnen das passende Übersichtsmenü mit den Audiofunktionen. Bei den Kanälen sind die Verzweigungen in die vier Gruppen und Aux-Wege schalt- und regelbar, inklusive individueller Pre/Post-Fader-Settings. Soll die Reihenfolge von Kanal-EQs, Dynamik-Sektionen und Delays geändert werden, kann ich das ebenfalls hier bewerkstelligen, ebenso die Polaritätsumkehr des Signals und die Einstellung des Panoramas. Alternativ dazu funktionieren das auch vom Startfenster mithilfe der beiden großen „Rechts/Links“-Pfeiltasten.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Startfenster der Acapela-App zeigt blockweise die ersten acht Kanäle und den immer sichtbaren Main-Fader.

EQs

Die zuschaltbaren, vollparametrischen Kanal-EQs arbeiten vierbandig und lassen sich zwischen 20 Hz und 20 kHz beliebig platzieren. Die Filtergüte reicht von Faktor 0,1 bis 10. Soll der Audiobereich eingegrenzt werden, lassen sich Filter 1 und 4 als Low- bzw. Hi-Cut oder Shelf umschalten. In den Dynamiksektionen stehen Gate, Expand, Comp und Limiter zur Verfügung. Angezeigt werden die jeweilige Kennlinie, ferner der Ausgangspegel und die Gain-Reduktion von Kompressor und Limiter bzw. das Regelverhalten von Gate und Expander. Sämtliche Einstellungen der Dynamiksektionen, der Equalizer und der beiden Effektprozessoren lassen sich ebenso wie komplette Szenen  im Acapela 16 oder auf einem USB-Stick speichern.
Individuelle Delays können die 16 Kanäle, beide USB-Signale, die vier Multi-Ausgänge und den Master verzögern. Bis zu 1000 ms (entspricht 343 Metern) sind hier möglich. Mithilfe eines Temperaturreglers lässt sich dem Acapela sogar die aktuelle Umgebungstemperatur mitteilen, woraufhin dieser alle aktivierten Delays automatisch feinkorrigiert. Alle 16 Eingänge plus die beiden digitalen USB-Signale verwaltet das Phonic Acapela 16 als Monokanäle. Für Stereosignale müssen also die Kanalpaare identisch eingestellt werden, denn eine Link-Funktion gibt es nicht.

Fotostrecke: 3 Bilder Der vierbandige vollparametrischer Equalizer steht in allen Kanälen, Multi-Ausgängen und dem Main-Bus zur Verfügung.

Effekte

Das Phonic Acapela 16 besitzt zwei Effektprozessoren. Positiv fällt zuerst das flexible Routing auf: Die Prozessoren arbeiten zweikanalig und können eingangsseitig nicht nur monofon, sondern auch mit unterschiedlichen Signalen belegt und somit „echt stereo“ bzw. „Dual Mono“ genutzt werden. Neben den vier Aux-Bussen und den Gruppen lassen sich alle 18 Kanäle als Quellen auswählen. Ausgangsseitig führt Kanal eins über Schaltflächen zum linken Master und allen ungeraden Multi-Ausgängen und Gruppen, während für Kanal 2 das Gegenteil gilt. So lässt sich beispielsweise ein Nachhall nicht nur zur PA-Summe schicken, sondern auch über die Gruppen routen und parallel den Monitoren zuführen.
Leider gibt es für die Effekteingänge keine internen Signalbusse. Dafür müssen Aux-Wege in Anspruch genommen werden, die dann nicht mehr als Monitorwege zur Verfügung stehen. Zwar lässt sich durch Einzelrouting der Kanäle auf die Effekte oder das Vorschalten einer Gruppe tricksen, dennoch stünden zwei zusätzliche Aux-Wege dem Acapela wesentlich besser zu Gesicht. Dann könnte man nämlich ganz konventionell zwei Effekte plus vier Monitorwege fahren. Eigentlich ein Mindeststandard in der Beschallung, ganz besonders für ein digitales Mischpult!

Audio Samples
0:00
Effektprozessor

Prozessor 1 bietet drei gut klingende Hallprogramme (Room, Hall und Plate) in jeweils acht Variationen (Large, Small, Medium usw.). Damit lässt sich in jeder Live-Situation dank üppiger Parametrisierung (inklusive zuschaltbarem Gate) etwas Passendes finden. Leider sind diese Elemente nicht von der App-Hauptseite aus zugängig, sodass ich erst ins Effektmenü wechseln muss. Gleiches gilt für den Tap-Button zum Eintippen der Delay-Rate. Ebenfalls vorhanden: Chorus, Flanger, Phaser, Tremolo, Vibrato und Auto Pan. Auch einen Terz-Equalizer mit 31 Bändern gibt es. Ein weiterer Terz-EQ sitzt fest verpatcht im Masterbus, und wenn man Effektprozessor 2 editiert, findet man einen dritten grafischen EQ mit 15 Bändern. Leider gibt es dort keine Hallprogramme. Somit ist es nicht möglich, zwei unterschiedliche Hallräume gleichzeitig zu generieren.

Fotostrecke: 2 Bilder Der grafische 31-Band-EQ ist fest mit dem Main-Bus verbunden.
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.