Mackie 2404-VLZ3 Test

DETAILS

Die Familienzugehörigkeit des 2404-VLZ3 ist anhand der Designsprache eindeutig: Es ist definitiv ein Mackie. Die Klarheit in der Anordnung der Bedienelemente und deren Beschriftung ist hinlänglich bekannt und überaus beliebt. Nicht umsonst zählt schon das 8-Bus zu den didaktisch sinnvollsten Pulten: Will man Signalfluss erlernen, dann ist dieses Pult ideal. Das Gehäuse des VLZ3 ist mit modernen, kräftigen, aber ausreichend schmalen Wangen ausgestattet und auch sonst so verarbeitet, dass es auch eine rauere Behandlung problemlos übersteht. Dieses Pult ist in erster Linie für den Livebetrieb konzipiert, in dem die Robustheit von Gerätschaften bekanntlich ab und zu einer harten Probe unterzogen wird. Das 2404 verfügt über 20 annähernd identische Kanalzüge mit Mikrofon-Vorverstärker (das 3204 über 28), die weiteren Inputs sind Stereo-Kanalzüge.
Folgt man den Bedienelementen vom Gain bis zum Fader, findet man zuerst das Gain für Mic- oder Line-Signale. Phantomspeisung für Kondensatormikrofone wird wie so oft bei Mackie neben dem Netzschalter auf der Rückseite für alle 20 Preamps geschaltet. Der Mischpulthersteller mit dem “Pogotänzer”-Emblem macht viel richtig, aber er macht eben auch manchmal Blödsinn. Abgesehen davon, dass zumindest eine Schaltbarkeit in Blöcken wünschenswert wäre, hat es in den vergangenen Jahren immer wieder versehentlich ausgeschaltete Pulte gegeben, weil der Engineer unter dem Gewurschtel der Group- und Aux-Return-Anschlüsse den falschen Kippschalter erwischt hat.

Bewegt man sich im Channel vom Gain aus in südliche Richtung, findet man ein dreipoliges Hochpassfilter mit -3dB-Punkt bei 100 Hz und eine um 20 dB absenkende Vordämpfung. Es folgt die Aux-Sektion, deren Abgriffe folgende Eigenschaften aufweisen: 1 und 2 sind fest pre Fader, bei 3 und 4 kann im Kanalzug entschieden werden, ob der Abgriff hinter dem Fader oder davor liegt (aber immer noch hinter Mute). Ebenfalls als Pärchen können 5 und 6 umgeschaltet werden. Die Umschaltung dieser immer post liegenden Abgriffe erfolgt hier auf unterschiedliche Busse: Entweder laufen die Signale eines Kanals auf die Aux-Busse 5 und 6 oder einen der beiden Busse, die zu den internen Effekten führen. Das ist praktisch, weil man die Abgriffe durch die Nutzung der internen Effekte nicht für alle Signale“verbrät”. Es folgt der typische, kleine Mackie-EQ mit einem semiparametrischen Mittenband (100 Hz – 8 kHz) sowie High- (12 kHz) und Low-Shelf (80 Hz) und +/-15 dB Hub. Direkt darunter tummeln sich Panpot und Channel Mute. Es folgen 60-Millimeter-Fader mit den üblichen Routingmöglichkeiten auf die Busse L/R, 1-2 und 3-4, deren Verhältnis, wie üblich mit dem Pan geregelt wird. Ob der Solo-Button einen PFL- oder AFL-Abgriff (auch “after Pan” und damit stereo) bewirkt, wird zentral in der Mastersektion entschieden. Die grüne Signal-LED (-20 dB, Abgriff vor dem EQ) leuchtet zudem kontinuierlich bei Solo, die Overload-LED ist gleichzeitig Mute-Indikator und leuchtet bei Sperre rot. Was man nicht sieht: Alle 20 mit Mic-Pres ausgestatteten Channels verfügen über einen eigenen Insert-Punkt hinter dem Amp. Wäre dieser schaltbar, wäre er auch im Kanalzug sichtbar.

Nun sind die Kanäle ja nicht absolut identisch. 17, 18, 19 und 20 sind mit einem Einknopf-Kompressor mit Softknee-Charakteristik ausgestattet, dafür muss man hier allerdings auf das Pad verzichten. Natürlich ersetzt dieser nur im Notfall einen Kompressor mit vernünftigen Regelmöglichkeiten, wie er für Bassdrum und Main Vocals notwendig ist, doch für andere Signale ist er gern willkommen –und er ist tausendmal besser als keiner. Nervig ist allerdings, dass man umkabeln muss, wenn man merkt, dass ein Signal komprimiert werden sollte – oder wenn das Gegenteil der Fall ist und man diese Option einem anderen Signal freihalten will. Sind dann schon Levels gefahren, Routing- und EQ-Einstellungen gemacht, kommt zur Kabelei auch noch das händische Kanalkopieren. Wäre es ein so großer Aufwand gewesen, diese Kompressoren in jedem Kanal per Schalter zuweisen zu können? Schließlich besteht schon ein aufwendiges Bussystem. Aber: Hat man die vier Busse nicht für andere Aufgaben vorgesehen, lassen sich mit den dortigen Kompressoren ganze Gruppen komprimieren.

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Die beiden Stereo-Kanalzüge verstärken nur Line-Level und verzichten auf einen HPF. Bei Bedarf kann der Ausgang der beiden internen Effektblöcke hier abgegriffen werden. Unterschiedliche Hallanteile auf den Monitoren, ein wenig High Damp? Kein Problem! Der rechte Kanal kann auch die Einspielung über USB erhalten, fein! Anstelle von einem halbparametrischen Mittenband stehen zur Klangbearbeitung zwei einfache Bells zur Verfügung. Diese haben Mittenfrequenzen von 400 und 2500 Hz. Korrekterweise ist der Balanceregler in den Stereo-Channels auch genau so benannt –und nicht wie sonst häufig weiterhin Pan.
Oberhalb des Masterfaders ganz rechts unten am Pult befindet sich die Aktivierung des Talkbacks auf die Main Outs oder die Auxe 1 bis 4 sowie das zugehörige Level. In einer Sektion darüber können die Levels für Monitor (parallel zum Main, außer bei Solo), Phones (parallel zum Monitor) und Solo eingestellt werden. Die “Groups” betitelte Bus-Sektion ermöglicht es den durch die 60mm-Fader laufenden Signalen, auf linken oder rechten Main geroutet, Solo abgehört und komprimiert zu werden. Der Signalflussplan zeigt keine Verknüpfung der Detektorwege der Kompressoren Busse 1/2 und 3/4 an: nicht so gut im Stereobetrieb.

Die beiden identischen Effektblöcke kommen spartanisch daher. Die 24 Presets müssen mit einem Drehgeber anhand eines zweistelligen Displays numerisch ausgewählt werden, ganz oben auf dem Gehäuse steht der Effekt im Klartext. Mit diesem kleinen Dial kann eine nicht näher bezeichnete Editierung vorgenommen werden, mit einem Druck lassen sich Tempi tappen (mitgedacht – wie oft benötigt man rhythmisches Delay im Live-Betrieb!). Send Master aus dem Effektbus, Levels auf die Aux-Busse 1 und 2 sowie den L/R-Bus, eine Pegel-LED und ein Mute-Button komplettieren die Einheit. Die einzeln solo schaltbaren Aux Master weisen keine Besonderheit auf, das Level der beiden Stereo Aux Returns ist separat für den Hauptbus und die Auxes 1 bis 4 regelbar. Auch hier gibt es einen Solo-Abgriff. Der regelbare und solo schaltbare 2-Track-Return erhält sein Signal wahlweise über die rückseitigen Cinch-Buchsen (der Tape Out liegt parallel zur Summe hinter dem Fader und vor dem Insert) oder den USB. Zwei kleine Schalter sorgen dafür, dass die beiden Stereowege, die per USB zum Rechner laufen können, aus den Gruppen (1-2, 3-4) oder Main und Aux 5-6 gespeist werden. Ein doppeltes Zwölfsegment-Meter zeigt wie üblich im Solo-Betrieb das entsprechende Level auf dem Solobus an, zudem springt dem Engineer die “Rude Solo”-LED förmlich ins Gesicht. Wie es sich für ein vernünftiges Live-Pult gehört, kann per BNC eine 12V-Pultlampe angebracht werden.
Die wesentlichen Informationen über die Buchsen auf der Rückseite wurden ja schon genannt. Dennoch ist es nicht unwichtig zu wissen, dass auch die Channels 1-20 mit separaten Mikrofon- und Line-Buchsen ausgestattet sind. Außerdem erkennt man, dass auch Main, Groups und Auxes separate Insertpunkte bieten und die Main Outs als XLR und TRS/TS zur Verfügung stehen. Des weiteren ist ein regelbarer Mono Out samt Insert verfügbar.

Die technischen Daten des 14 Kilogramm schweren Mackie 2404-VLZ3 erscheinen beeindruckend. So liegt das Rauschen des Mic Pres zwischen 20 Hz und 20 kHz bei geringen -129 dBu, THD+N liegt bei 0,001%. Der Frequenzgang des Mikrofoneingangs hat zwischen 20 Hz und 20 kHz eine Abweichung von maximal 1 dB, bis 100 kHz von 3 dB –das gilt bei Messung an allen Outputs. Das 2404-VLZ3 arbeitet übrigens in der Mastersektion mit etwas geringerem Pegel und setzt dafür einen Faderaufholverstärker mit +16 statt der üblichen +10 dB ein. Aufgrund der heutzutage verfügbaren Bauteile ist das Rauschen nicht mehr das Problem, der User erhält aber einen größeren Headroom. Wie ich diese Entscheidung finde? Gut!
Das USB-1.1-Interface arbeitet mit Samplingfrequenzen von 44,1 oder 48 kHz und einer Wortbreite von 24 Bit. Vom 2404-VLZ3 zum Rechner können vier, auf dem Rückweg zwei Kanäle versendet werden.

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