M-Audio BX8 Carbon Test

M-Audio BX8 Carbon im bonedo.de-Test. Die dritte Auflage des erfolgreichen 8-Zoll 2-Wege-Nahfeldmonitors, nun „Carbon“ genannt, wartet mit einem neu gestalteten Waveguard, einer „Acoustic Space Control” betitelten Raumkorrektur und 130 Watt Leistung auf, um so einen definierten Sound mit verbesserter Stereoabbildung mit breitem Sweet Spot zu erzielen. Neben Controller-Keyboards und Audio-/MIDI-Interfaces liefert M-Audio seit einiger Zeit auch als Hersteller von erschwinglichen aber durchaus brauchbaren Studiomonitoren Gesprächsstoff.  

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Das mittlerweile zu inMusicbrands gehörende Unternehmen wurde mit so manchen Highlights in der Firmengeschichte auffällig, z.B. mit der Axiom Pro-Serie oder dem Venom, einem äußerst preiswerten Hardware Synthesizer. Mit TRIGGER FINGER PRO hat M-Audio aktuell auch einen potentiellen Angreifer auf „Maschine & Co” im Rennen. Auch die bei uns schon getesteten M3-8zeigten durchaus innovative und interessante Ansätze. Bei einer Drittauflage einer erfolgreichen Produkt-Serie wie der BX-Reihe jedoch muss man wohl eher von Verfeinerungen als von einer revolutionären Umgestaltung ausgehen. Der Name des High-Tech-Materials, das in der Typenbezeichnung des Monitors Verwendung findet, schürt aber durchaus einigermaßen hohe Erwartungen bei den Interessenten. Ob die BX8 diesen auch standhalten kann? Mal schauen…

Details

Erfreulicherweise hat M-Audio die BX-Familie um eine Variante mit einem sechs Zoll großen Tief-Mitteltöner erweitert. Manchmal darf es eben etwas mehr Leistung und Tiefgang sein, als sie zum Beispiel die BX5 bieten. Doch nicht immer ist die erforderliche Raumgröße vorhanden, die unser Testobjekt mit einem Acht-Zöller voraussetzt, um adäquat zur Geltung zu kommen bzw. nicht zu wuchtig zu klingen. In jenem Mittel-Tieftöner wird er wohl versteckt sein, der edle Werkstoff Carbon. Doch der Reihe nach. Wie ihr Vorgänger, dieBX8D2 und auch das erste Modell BX8a, ist der neueste Spross ein vollaktiver Zwei-Wege-Studiomonitor in Bassreflex-Bauweise. Mit 38,1 x 25,4 Zentimetern in Höhe und Breite sowie 30,5 Zentimetern in der Tiefe weist er so ziemlich „klassentypische“ Maße auf. Das Gewicht ist mit 12 Kilogramm für ein Acht-Zoll-Modell durchaus „normal“. Auch beim Gehäuse trifft man auf Industrie-Standard: Vinyl-beschichtetes MDF. Frontseitig tritt neben den beiden Treibern ein jetzt etwas stärker ausgestaltetes Waveguide aus silbrig schimmerndem Kunststoff zu Tage. Es verläuft über die gesamte Höhe, umschließt auch den Bass komplett und nimmt im oberen Teil der Schallwand mehr als die Hälfte der Breite ein. Ähnlich einem kurz ausgefallenen Rundhorn umgibt ein trichterförmiges Gebilde mit großem Öffnungswinkel den Hochtöner. Diese Konstruktion soll einerseits den beworbenen breiten Sweet-Spot bewirken, andererseits die Signale von Hoch- und Tief-Mitteltöner besser „verschmelzen“ lassen. Optisch jedenfalls, kann dieser akustische Helfer seine Materialzugehörigkeit nicht verleugnen. Bei den alten BX8 war das Waveguide auch aus Kunststoff gefertigt, jedoch in schwarz gehalten, wirkte es meiner Meinung nach nicht so offensichtlich Plastik-mäßig. Bei einem Freund fiel auch der Satz: „Die sehen aber billig aus.” Es ist natürlich auch eine Preisfrage, und der Konkurrenzdruck ist groß in diesem Segment.

Fotostrecke: 3 Bilder Front mit Waveguide

Wie beim „Sechser”-Modell zeigt sich auch bei unserem Testprobanden eine 1,25 Zoll im Durchmesser betragende Seidenkalotte für die „Zikaden-Musik” zuständig und zwar in dem Frequenzbereich von 2,2 bis zu 22 Kilohertz. Eine befreundete Fledermaus versprach dem trommelnden Autor ihre Hilfe, um dies konkret nachzuweisen, leider musste sie dann aber doch spontan zur Probe ihrer Metal-Combo. Schade. So bleibt dies eine bloße Behauptung der Erbauer ohne Angabe von Abweichungen oder Messmethoden. Die übrigen (auch von Schlagzeugern) noch wahrnehmbaren Töne, bis hinunter zu 38 Schwingungen pro Sekunde, übernimmt ein 20 Zentimeter großer Konus-Lautsprecher. Mmhh, Pappe bewegt Luft. – Das kenne ich, und in diesem Fall ist die Pappe aus Kevlar. Ein bewährtes Material für Membrane, zweifellos. Doch wo ist jetzt das Carbon?
Übersetzt man das englische Wort „carbon” ins Deutsche, so erhält man „Kohlenstoff”, der wohl das Hauptelement in so ziemlich allen Bestandteilen dieser Box ist, so sie nicht aus Metall, Gummi oder Seide bestehen. Den High-Tech-Stuff, so wie wir ihn kennen, sucht man allerdings vergeblich. Äußerst schade. Damit meine ich nicht, dass das Material gar nicht Verwendung gefunden hat, sondern, dass M-Audio meint, es nötig zu haben, mit irreführenden Typenbezeichnungen um die Gunst des Kunden zu buhlen.  
Wie auch immer, die Membran des Bass-Lautsprechers besteht jedenfalls wie beim Vorgänger aus Kevlar. Nur glänzt sie jetzt nicht mehr schwarz, sondern silbrig. Aufgehängt ist sie an einer schwarzen Gummi-Sicke. Sieht man mal ein bisschen weiter in die Zukunft, so ist die Auswahl dieses Materials durchaus zu begrüßen. Eine Schaumstoff-Sicke streckt doch zumeist nach 10 bis 15 Jahren die Segel. Die originale Membranaufhängung oder exakt der Treiber werden dann wohl schwierig zu beschaffen sein. Die Lebensdauer von Gummi hingegen kann man da bestimmt doppelt so hoch ansetzen. Überlastet man die Schwingspulen nicht, so sind die Sicken doch die einzigen Verschleißteile eines Lautsprechers. Warum also soll ein Monitor nicht 30 oder 40 Jahre halten?

Fotostrecke: 3 Bilder 8”-Woofer aus Aramid-Faser

Ein letztes Funktions-Merkmal weist die Front dann noch zwischen den beiden Speakern auf. Ein winziges, Nachtaugen-taugliches blaues Lämpchen verrät den Betriebszustand und soll beim korrekten Ausrichten der Monitore helfen. Zur Auswahl stehen hier jedoch nur die Betriebsarten: „Box hat Strom” und „Box hat keinen Strom”. Eine Standby-Funktion gibt es nicht, und das Einsetzen des verbauten Ausgangs-Strombegrenzers wird nicht visualisiert. Dieser ist im Übrigen auch nicht mit einem Limiter zu verwechseln!  
Alle Regelmöglichkeiten und Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite, die zum größten Teil von einer Stahlplatte eingenommen wird. An ihr ist innenseitig die gesamte Elektronik befestigt. Neben einem Kaltgeräteanschluss mit von außen zugänglicher Hauptsicherung finden wir den Powerschalter sowie einen Spannungswähler, falls mal nur 100 bis 110 Volt am Start sind. Musiksignale finden über eine nicht verriegelbare XLR-Buchse oder den ebenfalls symmetrisch beschalteten Klinkeneingang ihren Weg zu den Endstufen. Diese beiden Schnittstellen sind nicht etwa nur parallel geschaltet, sondern ein symmetrischer Eingangsverstärker summiert die Signale, sodass ausdrücklich beide Eingänge gleichzeitig benutzt werden können. Die Tatsache, dass man überhaupt erwähnen muss, dass die Klinke symmetrisch beschaltet ist, finde ich eigentlich schade. Selbst bei etablierten Firmen wie Tannoy kommt es vor, dass dies nicht der Fall ist.  
Ein Kippschalter aktiviert eine zweistufige Bass-Absenkung, die eine zu nahe Aufstellung an der Wand kompensieren soll. Null, minus zwei und minus vier Dezibel stehen zur Auswahl. Eine griffige und nicht zu kleine Potikappe regelt den Eingangspegel von minus unendlich bis „Maximum“. Leider ist der Regler nicht gerastert, was die exakt identische Lautstärkeanpassung für die beiden Seiten schon erschwert, auch wenn so einige weiße Strichlein auf die Rückwand zur Orientierung aufgedruckt sind. Komplettiert wird die Rückseite von einem runden Reflexkanal aus Kunststoff, welcher sauber eingearbeitet ist und keine scharfen Kanten aufweist. Neben dem Abstrahlen von sehr tiefen Frequenzen dient er auch zur Belüftung und somit der Kühlung der Elektronik, denn außenliegende Kühlkörper gibt es nicht.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Metallrücken der BX8

Jedem Monitor, den man im Übrigen jetzt auch einzeln erwerben kann, liegt ein Netzkabel sowie eine deutsche Bedienungsanleitung bei, die in Grundzügen Fragen zur Aufstellung und zum Anschluss hinreichend erklärt. Außerdem gehört noch eine Unterlage aus Moosgummi zum Lieferumfang, die jedoch eher die Aufstellfläche schützt, als dass sie effektiv zu einer akustischen Entkopplung beitragen könnte. Als Endstufen kommen zwei Class A/B-Verstärker mit einer von M-Audio angegebenen Ausgangsleistung von 70 Watt für den Tieftöner sowie 60 Watt für die Hochtonkalotte zum Einsatz. Sollte der Aufdruck von 130 Watt auf der Rückseite die Angabe zur maximalen Leistungsaufnahme sein, so lässt das den ersten Schluss zu, dass beim Output wohl nicht von RMS-Leistungen auszugehen ist, denn Class A/B-Amps mit einem Wirkungsgrad von 100 Prozent gibt es nicht. Den Geräuschspannungsabstand gibt der Hersteller mit mehr als 100 Dezibel (nach A-Bewertung) an. Weitere Angaben, etwa über Anstiegsgeschwindigkeit oder Dämpfungsfaktor werden nicht gemacht. Neben dem zuvor erwähnten Ausgangs-Strombegrenzer (einer Schaltung, die bei Kurzschluss am Ausgang die Zerstörung der Endtransistoren verhindern soll) gibt es noch den obligatorischen Überhitzungsschutz, eine Einschaltverzögerung und ein Subsonic-Filter. Den Leistungsverstärkern vorgeschaltet ist eine als „einzigartige, von M-Audio patentierte Crossover-Technologie”-beschriebene aktive, analoge Weiche. Über sie erfährt man außer der Übernahmefrequenz, die bei 2200 Hertz liegt, nichts. Wäre hier ein DSP verbaut, so gäbe es gewiss einen dicken Aufkleber irgendwo.  
Die Eingangsempfindlichkeit ist derart gewählt, dass 85 Milli-Volt am Eingang in einem Schalldruckpegel von 90 dBA (Messung bei einem Meter Abstand) resultieren. Eine, wie ich meine, etwas unkonventionelle Form der Angabe. Jedes HiFi-Gerät gibt mindestens die zwei- bis dreifache Spannung am Ausgang ab, und so könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Teile wohl echt laut sein sollen. Wir hören jetzt mal nach…  

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