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Hanika Basis Cut Thomann Edition Test

Die Hanika Basis Cut Thomann Edition im bonedo-Test – Mit Stahlsaiten bespannte Westerngitarren wurden schon immer mit einer Formenvielfalt präsentiert, die die mit Nylonsaiten bespannte „klassische“ Konzertgitarre nie erreichte. Im Großen und Ganzen halten sich die Baumeister der Konzertgitarre auch heute noch an die überlieferten Normen, die der Andalusier Antonio de Torres schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte. Allerdings ist der vornehme Klang der Konzertgitarre inzwischen auch in der Popularmusik angekommen und wird auch von Gitarristen geschätzt, die die Größenverhältnisse einer E-Gitarre gewohnt sind und mit den Maßen der Konzertgitarre eigentlich ganz und gar nicht  zurechtkommen wollen. Auf diese Entwicklung hat die konservative Klassikabteilung lange mit Zurückhaltung reagiert.

Die Basis Cut Thomann Edition, die von der Firma Hanika in der Baiersdorfer Manufaktur exklusiv für den Marktführer im oberfränkischen Burgebrach produziert wird, schlägt in mancher Hinsicht aus der Art. Sie liefert nämlich schon optisch diverse Hinweise darauf, dass sie lieber mit dem Pop- und Rockmusiker eine Liaison eingehen möchte als mit dem „Klassiker“.

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Details

Einem gehobenen Sound sollte auch ein standesgemäßes Outfit entsprechen. Der erste Eindruck stimmt, denn die mattierte offenporige schwarze Ganzkörperlackierung unserer Lady erinnert an ein elegantes Abendkleid. An der Seite einer bauchigen Jumbo wirkt die Dame mit dem „kleinen Schwarzen“ allerdings zierlich und grazil. Mit einer maximalen Breite von 37 cm (28,6 cm) am Unterbug (Oberbug) und einer Korpuslänge von 49 cm bleiben die Abmessungen an der Decke jedoch im grünen Bereich der Torres-Norm. Erst bei der Betrachtung der Zargen wird das Ergebnis einer radikalen Schlankheitskur sichtbar. Die Aufbauhöhe des Korpus wurde nämlich um satte zwei Zentimeter reduziert, sodass es an der Zarge nur zu einer Tiefe von 7,5 cm (am Hals) bzw. 8,3 cm (am Gurtknopf) reicht. Der „aktive Bühnenmusiker“ soll sich damit aufrecht stehend präsentieren können und von der „verbesserten Ergonomie“ des Instruments profitieren. Ob der schlanke Body mit reduziertem Luftvolumen noch einen fulminanten Natursound an die frische Luft bringen kann, ist weniger zu erwarten. Denn auch ein spitzer, tief ausgeschnittener „Cutaway“, der signifikant das Erscheinungsbild dieser modernen Konzertgitarre prägt, kann sich diesbezüglich kontraproduktiv auswirken.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Hanika ist recht flach gebaut

Betrachten wir zunächst die Decke, bei der die Wahl auf die Zeder fiel. Dieses Holz ist weicher und elastischer als das der Fichte und produziert in der Regel einen vollen, dunklen Ton. Die Zeder, die schon in den 60er und 70er Jahren den Sound der klassischen Gitarrenmusik (z.B. durch Segovia) prägte, wurde zuerst von der Firma Ramirez eingesetzt. Später in den Achtzigern entdeckten auch die Hersteller von Stahlsaitengitarren wie z.B. Lowden und Taylor ihr Klangpotential als Deckenholz. Bei unserer Probandin lässt allerdings die sauber ausgeführte, deckend-schwarze Lackierung kaum Einblicke zu. Hier und da scheinen Strukturen durch, die darauf schließen lassen, dass die Lackschicht extrem dünn ist und so der Decke ein gesteigertes Schwingungsmoment erhalten soll.
Äußerlich betrachtet gibt sich unsere Lady ziemlich bescheiden. Aber ehrlich gesagt braucht sie auch kein Perlmutt, Abalone oder einen Zierspan am „Rücken“, um zu gefallen. Ins Auge sticht aber eine kunstvoll gestaltete Holzrosette mit geometrischen Mustern. Am Deckenrand fällt eine schneeweiße Randeinlage auf, die elegant mit der schwarzen, matt polierten Oberfläche kontrastiert. Da die Gitarre ihr Soundpotenzial auch erst dann richtig entfaltet, wenn sie gezupft wird, kommt sie ohne Pickguard.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Hanika kommt insgesamt ohne viele Schnörkel aus…

Der hellbraune, aufgeleimte klassische Rechteck-Saitenhalter besteht aus einem Stück Palisander. Das Holz ist hochglänzend lasiert und rundet das elegante Gesamtbild ab. Dramatische Innovationen findet man dort aber nicht. Die Nylonsaiten werden am Tieblock fest verknotet und anschließend über die eingelegte, einteilige Stegeinlage aus Kunststoff geführt, die wackelfrei in der Fräsung ruht. Ein ziemlich steiler Saitenwinkel – bedingt durch den geringen Abstand zwischen Tieblock und Stegeinlage – erhöht den Druck auf den Steg. So werden die Saitenschwingungen besser auf die Decke übertragen.
Damit Saiten mit unterschiedlichem Durchmesser den gleichen millimetergenauen Abstand zur Bundkrone behalten können, ist die Stegeinlage trapezförmig befeilt und an der Diskantseite schmaler als beim Bass. Maßnahmen zur Stabilisierung der Intonation wie z.B. höhen- und längenverstellbare, diagonal eingelegte oder zweiteilige Steinlagen oder eine Nase für die B-Saite, wie man sie bei einer Stahlsaitengitarre vorfindet, werden nicht ergriffen. Die Intonation stimmt hier auch ohne derartige Eingriffe.
Wir richten nun den Blick in das Schallloch. Im Innenraum wird das Holz in der Regel (wie hier) nicht lackiert. Man sieht deshalb deutlich, dass Boden und Zargen aus rötlich-braunem Mahagoniholz bestehen. Das Herzstück bildet ein flacher, leichter Block aus dem gleichen Holz, der die Decke, den Hals, den Boden sowie die beiden Zargen zusammenhält. Decke und Boden sind mit einem traditionellen Leiter-Bracing stabilisiert. Drei Leistenpaare  (soweit das Auge reicht) sind spiegelbildlich an der Decke und am Boden angeordnet – zum Vergleich: Die „normale“ Konzertgitarre hat vier Leistenpaare.Eines dieser Paare erblickt man im Oberbug, ein zweites im Bereich der Taille und das dritte (kaum sichtbar) im Unterbug an der breitesten Stelle. Ein aufgeleimter Mittelstreifen verbindet stabil die beiden Bodenhälften, Zargen und Decke sowie Boden und Zargen sind mit einem Ring aus dünnen Holzstreifen miteinander verleimt. Der Holzstreifen ersetzt die Reifchen, die „normalerweise“ einen Ring aus keilförmig gesägtem Holz bilden und an den Verleimstellen rundum verbaut werden.

Blick durch das Schalloch der Basic Cut Thomann Edition
Blick durch das Schalloch der Basic Cut Thomann Edition

Mit einem in der Zarge integrierten Onboard-Preamp und einem Transducer, der unter der Stegeinlage parkt, geht die Basis Cut auch in der Band nicht unter. Als Preamp kommt ein SH 4020 und als Transducer ein Nanoflex-6 von Shadow zum Einsatz, die das Instrument weiter aufwerten.Ein Dreiband-EQ mit Bass, Mid und Treble justiert den Sound und mit Volume wird der Pegel angepasst. Volume wirkt allerdings hier wie ein Master. Der mitgelieferte Nanoflex-6 ist nämlich ein hexaphonischer Tonabnehmer mit sechs separaten „Fühlern“, der es erlaubt, die Lautstärke für jede einzelne Saite separat mit sechs kleinen Schrauben am Vorverstärker einzustellen. Allerdings sollte man bei Handlungsbedarf immer einen Minischraubenzieher mit im Gepäck haben.

Fotostrecke: 3 Bilder Integrierter Onboard-Preamp und Transducer unter der Stegeinlage

Der Gurtknopf an der Zarge ist mit einer hochwertigen Stereo-Endknopfverbindung ausgerüstet. Wer ein Stereokabel (auf  2 x Mono) dabei hat, kommt in den Genuss der Basis Cut in Stereo. Das gab es so noch nicht! Allerdings sollten dann auch zwei Aktivboxen bzw. zwei Amps zur Grundausstattung gehören. Der Stereo-Effekt selbst wird mit dem PAN-Regler gesteuert. In der Linksstellung erklingt die Gitarre mit dem gewohnten Mono-Sound. Dreht man den Regler nach rechts, splittet man die einzelnen Saiten stufenlos im Panorama – optisch vergleichbar mit einem aufgehenden Fächer. I
n der Maximalstellung (ganz rechts) des PAN-Reglers klingt
– die tiefe E-Saite zu 100% durch den linken Speaker
– die A-Saite zu 75% durch den linken Lautsprecher 
(25% rechts)
– die D- und G-Saiten zu 50% durch den linken und zu 50% 
durch den rechten Speaker
– die H-Saite zu 25% durch den linken Lautsprecher
  (75% rechts)
– die hohe E-Saite zu 100% auf dem rechten Lautsprecher. 
Aber man kann die Basis Cut auch mit einem Mono-Klinkenkabel in Betrieb nehmen und auch dann klingt sie passabel.
An eine Phase-Taste wurde gedacht, die Kosten für ein externes Stimmgerät kann man sich ebenfalls sparen, denn die Steuereinheit bringt einen chromatischen Tuner mit, der durchaus seine Arbeit versteht. Eine kleine Digitalanzeige für die Grobstimmung zeigt mit Buchstaben die aktuelle Tonhöhe an. Bei der  Feinstimmung sollte der Spieler den Blick auf drei kleine LEDs neben dem Display richten. Eine grüne LED leuchtet, wenn die Saite „in tune“ ist. Unstimmigkeiten werden mit zwei LEDs angezeigt, die rot leuchten, wenn ein Ton zu hoch (obere LED) oder zu niedrig (untere LED) ist.Ebenfalls per roter LED wird rechtzeitig gemeldet, wenn die Leistung der Batterie nachlässt. Um die beiden 1,5 V Batterien auszutauschen, muss die schmale Abdeckplatte entfernt werden, was nicht unbedingt auf Anhieb gelingt.
Der Hals soll den Saitenzug im Wesentlichen tragen, deshalb muss das Holz besonders verwindungssteif, aber auch leicht sein, damit die Gitarre nicht kopflastig reagiert. Vor geraumer Zeit hat man das Holz der mittelamerikanischen Cedro entdeckt, dass offensichtlich diesem Anspruch genügt und hier den Vorzug erhalten hat. Der vergleichsweise dünne (12,5 cm Umfang am Sattel) und schmale (4,8 cm Breite am Sattel) Hals ist laut Hersteller mit Ebenholzstreifen verstärkt, einen Metallstab (Trussrod) benötigt diese Konstruktion deshalb nicht.Das aufgeleimte, nicht eingebundene Griffbrett aus verwindungssteifem Ebenholz sollte eigentlich jedem Hammer-On die Stirn bieten. In der Regel werden Griffbretter aus Ebenholz nicht lackiert, jedoch ist hier die Oberfläche mit einer hauchdünnen, klar-glänzenden Lasur versiegelt.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Hals ist mit einem Ebenholzstreifen verstärkt, nicht mit einem Metallstab.

19 sauber abgerichtete Bundstäbchen sind auf dem flachen Griffbrett plaziert. Diese goldenen Evo-Bünde der Firma Wagner aus Pforzheim bestehen aus einer unverwüstlichen nickelfreien Legierung, die u.a. auch Kupfer und Chrom enthält. Die im Vergleich zu „echten“ Konzertgitarren recht schmalen Bünde sollten im allgemeinen die Intonation des Instruments verbessern. Weiße Dots, die zwischen E- und A-Saite auf dem Griffbrett platziert sind, kann man auch beim Spielen im Stehen erkennen. Entsprechende Positionsmarkierungen auf der Griffbrettkante werden deshalb nicht mehr gebraucht. Als Solist kann man theoretisch von der Griffbrettverlängerung profitieren, wie man sie zum Beispiel bei der Django-Gitarre vorfindet, und dadurch auf der E- und B-Saite auch im 20sten Bund noch in den höchsten Tönen brillieren. Dennoch wirkt der spitze Halsfuß hier ein wenig kontraproduktiv.
Der Sattel aus Kunststoff ist passgenau eingesetzt und schließt mit einer Breite von 4,8 cm einen Kompromiss. Er ist nämlich breiter als der einer E-Gitarre (ca. 4,3 cm), aber schmaler als der einer „normalen“ Konzertgitarre (ca. 5,30 cm). Der Daumen der linken Hand kann hier auf der ganzen Länge eingreifen, auch im 12. Bund, also dort, wo das trapezförmige Griffbrett eine Breite von 5,60 cm erreicht. Bei einer „normalen“ Konzertgitarre wäre an dieser Stelle (6,20 cm) ein Eingriff mit wesentlich mehr Komplikationen verbunden. Der dünne Hals mit einem Umfang von 12,5 cm am Sattel kommt dem E-Gitarristen mit seiner Haltung ebenfalls sehr entgegen.Der Neck Joint befindet sich am 12. Bund. Mehr Platz wollte der Hersteller dem Solisten nicht geben. Das konservative Erscheinungsbild der Konzertgitarre bleibt aber dadurch im Wesentlichen erhalten. Die Mensur, also der Abstand zwischen Steg und Sattel, beträgt deshalb auch genormte 650 mm.

Fotostrecke: 3 Bilder Gefensterte Kopfplatte

Auch die gefensterte Kopfplatte gibt sich betont konservativ. Die offenen goldenen Mechaniken der Firma Rubner, die im Übrigen sehr edel wirken, wurden auf einer einteiligen goldenen Grundplatte („three on a plate“ ) verschraubt. Die weißen Kunststoffwirbel arbeiten präzise.

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Jojo sagt:

#1 - 31.07.2015 um 11:20 Uhr

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Cooler Test und die Ballade ist super gespielt!

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