Gibson Derek Trucks Signature SG Test

Praxis

Wichtig: Die Pickup-Kombinationen werden in den Hörbeispielen mit folgenden Zahlen dargestellt:
1 – Steg-Pickup
2 – beide Pickups
3 – Hals-Pickup

Trocken angespielt hat die Gitarre einen recht knackigen Ton und eine direkte Ansprache, genau so, wie man es von der SG gewohnt ist. Spannend, wie sie sich beim Spielen über verschiedene Amps und mit unterschiedlichen Sounds schlägt. Los geht es wie immer für eine nüchterne Bestandsaufnahme der drei Pickup-Kombinationen mit dem Cleansound.

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Gibson Derek Trucks SG Clean 1 Gibson Derek Trucks SG Clean 2 Gibson Derek Trucks SG Clean 3

Das klingt überhaupt nicht übel, und bei mir keimt der Gedanke auf, dass ich mit dieser Gitarre wohl noch einigen Spaß haben werde. Ihr kennt sicher auch diesen ersten Eindruck, den ein Instrument hinterlässt, wenn man es ganz frisch und vorurteilslos in die Hand nimmt und am Amp anschließt. Wenn ich ehrlich bin, hat sich dieser bei den meisten Tests bestätigt – im Guten wie im Schlechten. Nur selten mussten im weiteren Verlauf der Praxis große Abstriche gemacht werden. Und bei der Derek Trucks SG ist dieser Eindruck extrem gut! Sie liegt angenehm in der Hand, keine Spur von Kopflastigkeit, wie man sie bei manchen SGs findet, Halsneigung und Saitenlage sind exzellent eingestellt und das Instrument lässt sich wirklich butterweich bis in die ganz hohen Lagen spielen. Natürlich trägt auch das Abrichten der Bünde mit der Plek-Maschine dazu bei, aber ein generelles Qualitätsmerkmal ist das nicht – eine Les Paul, die ich kürzlich im Test hatte, war nach gleicher Prozedur bei Weitem nicht so perfekt eingestellt.
Was sich aus den Pickups schält, ist ein bemerkenswerter Pegel, der den clean eingestellten Amp bereits zum leichten Kratzen bei härterem Anschlag anstachelt, und der Ton, der mir aus den Lautsprechern entgegenschlägt, macht sofort Laune: Satt und abgerundet liefert er bei allen drei Kombinationen ein sehr ausgeglichenes Frequenzbild, beim Halspickup logischerweise am wärmsten, aber mit einem sehr straffen Bassbereich, der auch bei heruntergestimmter E-Saite nicht matschig wird. Der Stegpickup verfügt dagegen über den richtigen Biss, der den Amp ins Schwitzen bringt, wenn härter angeschlagen wird.
Die Gitarre ist nicht unbedingt ein Chameleon mit unglaublichen Klangvarianten, aber sie hat „ihren“ Sound, und der ist einfach gut. Im Cleanbereich ist sie für sämtliche Aktionen zu haben, aber noch besser wird es bei den verzerrten Sounds. Mit einem angezerrten Amp sorgt die Kombination beider Pickups für einen etwas weicheren Rhythmussound mit einem sehr knackigen Bassbereich, der dem Bassisten auch bei tiefen Riffs nicht die Butter vom Brot nimmt.

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Gibson Derek Trucks SG Dirty Vox 2

Die 57 Classic Pickups sind absolute Dynamik-Könige, die auch dadurch ihren Beitrag zum guten Spielgefühl leisten. Hier wird jede Stufe des Anschlags an den Verstärker weitergegeben, nichts wird plattgebügelt, und zusammen mit einem sensiblen Amp ergibt sich eine hohe Ausdrucksstärke im Spiel.
Auch kann man die SG hart rannehmen und sehr kräftig in die Saiten hauen, ohne dass die Stimmung grenzwertig wird. Ihr hört es im folgenden Beispiel.

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Gibson Derek Trucks SG Dyna Pick 1

Nun die drei Tonabnehmer-Kombinationen mit einem Crunchsound. Sehr positiv fällt dabei auf, dass der Halspickup im Bassbereich bei Fingeranschlag sehr weich klingt, geht man dann auf die höheren Saiten, ist immer noch genügend Biss und Durchsetzungskraft vorhanden. Man hört es beim folgenden Riff, das ich drei Mal gespielt habe, zuerst mit dem Halspickup, dann mit beiden und am Ende mit dem Steg-Tonabnehmer. 

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Gibson Derek Trucks SG Crunch All Pickups

Derek Trucks bewegt sich primär im Blues-Umfeld, aber nach den bisherigen Erfahrungen darf man getrost vermuten, dass man mit seiner Signature SG auch andere Saiten aufziehen kann. Das beziehe ich jetzt auf die Musikrichtung, denn das Teil rockt erstklassig – eine SG eben. Vor allem die Kombination mit einem Marshall überzeugt, vor allem in der direkten Ansprache bei knackigen Rhythmus-Passagen.

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Gibson Derek Trucks SG Mid Gain 1

Ich hatte eingangs erwähnt, dass Herr Trucks seine feinen Klangunterschiede vornehmlich an der Gitarre justiert, und mit seinem Signature-Modell funktioniert auch das wirklich einwandfrei.
Wenn man den Amp zum Beispiel auf einen mittleren Verzerrungsgrad einstellt, kann man mit dem Volume-Regler an der Gitarre die Verzerrung weitgehend zurückfahren. Bei einer Einstellung des Volume-Potis auf 3 ist das der Fall, die Lautstärke nimmt dabei selbstverständlich ab, aber meistens wird bei Cleansounds sowieso ein etwas dezenterer Pegel gefahren als bei einer rockigen Verzerrung. Stellt man zum Beispiel den Hals-Pickup so ein (Volume 3), können bei leichtem Anschlag Strummings mit unverzerrtem Ton erzeugt werden. Schlägt man etwas härter an, ergibt sich ein sehr harmonisch verzerrter Klang. Für die volle Breitseite kann dann auf den Stegpickup mit voll aufgedrehten Volume-Regler gewechselt werden, wie das im nächsten Beispiel der Fall ist. Um den Steg-Pickup etwas zu zähmen, wurde der Tone-Regler auf 5 zurückgedreht.

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Gibson Derek Trucks SG Dyna Poti 3 1

Für den richtig muffigen Woman Tone sorgt der komplett zurückgedrehte Tone-Regler. Dann sind die Frequenzen ab 2kHz stark abgesenkt und liefern den benötigten weichen Sound. Dasselbe funktioniert auch beim Hals-Pickup und es lohnt sich, allen Facetten auszutesten und nicht immer nur alles voll aufzudrehen. Ihr hört im nächsten Beispiel den Steg-Pickup, zuerst mit komplett abgedrehtem Tonregler, dann voll aufgedreht.

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Gibson Derek Trucks SG Tone 1

Zum Abschluss noch das totale Brett, und auch hier begeistert mich das Ergebnis. Bei High Gain Sounds kann die Derek Trucks SG also ebenfalls glänzen, sie liefert amtlichen Druck im Bassbereich, der aber nie matschig klingt, und eine ausgezeichnete Durchsetzungsfähigkeit in den oberen Mitten.

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Gibson Derek Trucks SG Hi Gain 1
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