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Elektron Analog Keys Test

Mit dem Analog Keys haben die schwedischen Groovebox-Experten von Elektron ihrem vor gut einem Jahr erschienenen Desktop-Analogsynthesizer Analog Four eine Tastaturversion zur Seite gestellt. In Sachen Klangerzeugung und Sequencer stimmen die beiden Instrumente überein. Macht die Tastatur den Analog Keys zum Performance-Instrument?

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Der Elektron Analog Keys ist ein potentes Studiowerkzeug


Die wichtigste Neuerung, die übrigens dank eines Software-Updates ab sofort auch Besitzern des Analog Four zugute kommt, betrifft die Polyphonie. Bei seinem Erscheinen war der Analog Four nämlich – anders, als die Werbung vielleicht suggerierte – nicht vierstimmig polyphon spielbar, sondern konnte lediglich vier monophone Sounds auf vier Tracks liefern. Damit ist nun Schluss: Sowohl der neue Analog Keys als auch der Analog Four verfügen mit der neuesten Software über eine dynamische Stimmenzuweisung, die bei Bedarf für echte vierstimmige Polyphonie sorgt. Was es sonst noch Neues gibt, haben wir für euch ausprobiert.

Details

Konzept

Der Elektron Analog Keys ist ein vierstimmig polyphoner Synthesizer mit integriertem Stepsequencer. Abgesehen von der raren Monomachine SFX6, von der nur 500 Stück hergestellt wurden, ist er das erste Elektron-Instrument mit Tastatur. Der Audio-Signalweg der Klangerzeugung, also Oszillatoren, Filter, Overdrive und Amp arbeiten analog, während die Modulatoren (Hüllkurven, LFOs) sowie die Effekte digital ausgeführt sind.
Wie bei Elektron üblich, ist der integrierte Stepsequencer auch beim Analog Keys ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts: Mit Features wie Parameter Locks und Trigless Locks ist er deutlich mehr als ein reiner Pattern-Player und ermöglicht drastische Eingriffe in die Klangerzeugung. Daneben gibt es umfangreiche Funktionen zur Synchronisation auch mit analogem Equipment sowie zur Steuerung analoger Synthesizer über CV/Gate. Obwohl Elektron den Analog Keys auch als Performance-Instrument bezeichnen, dürfte der Synthesizer daher wie alle anderen Elektron-Produkte seinen Platz in erster Linie als Studio-Instrument bei der Groove-Fraktion finden.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Elektron Analog Keys ist die Tastaturversion des Analog Four

Äußerlichkeiten

Der Analog Keys steckt in einem stabilen, kantigen Metallgehäuse. Die Taster, Encoder und leider auch das Display hat er mit anderen Elektron-Produkten wie dem Analog Four gemeinsam. Die Bedienelemente fühlen sich recht hochwertig an, auch wenn die Taster etwas zum Klappern neigen und vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack sind. Die Knöpfe der Drehregler bestehen aus einem angenehmen, rutschfesten Material. Mit nur 5,4 kg fällt der Analog Keys trotz des Metallgehäuses sehr leicht aus.
Die Tastatur umfasst 37 anschlagdynamische Tasten mit Aftertouch und lässt sich gut spielen. Vor allem den klaren Regelweg des Aftertouch finde ich gelungen – wo man bei vielen anderen Synths etwas unpräzise ins Plastik drückt, gibt es beim Analog Keys einen klar definierten Aftertouch-Druckpunkt und Aktionsbereich. Sehr unglücklich finde ich allerdings, dass die Tasten auf den vorderen Zentimetern ohne Schutz nach unten quasi „in der Luft hängen“. Beim Handling und beim Transport ist hier Vorsicht geboten, damit man den Synth nicht unbeabsichtigt an der Tastatur hochhebt oder gar eine Taste heraus bricht. Für den häufigen Live-Einsatz wäre mir das etwas zu riskant. 

Fotostrecke: 2 Bilder Schutzlos: Die Tasten hängen quasi in der Luft

Bedienfeld

Im Wesentlichen entspricht das Bedienfeld dem des Analog Four. Die sechs Taster zum Auswählen und Muten von Sequencer-Tracks sind an den linken Rand gewandert. Rechts daneben befinden sich neben dem Volume-Regler die Taster zur Modus- und Patternauswahl sowie zur Sequencer-Steuerung. Ein Function-Taster dient zum Aufrufen der Zweitbelegungen vieler Bedienelemente. Rund um das mit 122×32 Pixeln leider immer noch äußerst mickrige Display gruppieren sich ein großes Datenrad mit Druckfunktion zur Soundauswahl, ein Track-Level-Regler, ein Tempo-Knopf und Taster zur Navigation und Menüsteuerung. Rechts vom Display liegen zehn Endlosdrehregler, die ebenfalls mit Druckfunktion ausgestattet sind und zum Editieren der Klänge und Einstellen von Werten in den Menüs dienen. Mit den Buttons darunter ruft man die gewünschte Edit-Displayseite auf. Direkt oberhalb der Tastatur erstreckt sich schließlich die Kette von 16 Step-Tastern mitsamt LEDs, die wenig überraschend zur Programmierung von Sequenzen dienen.
Links von der Tastatur wurde ein Joystick für Pitchbend und Modulation platziert. Diesen finde ich etwas gewöhnungsbedürftig, weil es sehr leicht ist, ihn ungewollt schräg zu bewegen. Darüber befinden sich neben dem Hold-Taster zwei Buttons für „Multi Map“ (einen Keyboard-Mapping-Modus zum Aufteilen der Klaviatur auf mehrere Sounds) und „MIDI Ext“, der die Tastatur und die Drehregler von der Klangerzeugung entkoppelt, sodass man externes Equipment steuern kann. Zwei Oktavbuttons mitsamt LED-Kette machen den Rundgang über die Bedienoberfläche komplett.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bedienoberfläche entspricht im Wesentlichen der des Analog Four

Klangerzeugung

Da die Klangerzeugung des Analog Keys mit der des Analog Four identisch ist, verweise ich an dieser Stelle für weitere Details auch auf den Testbericht zum Analog Four. Pro Stimme besitzt der Synthesizer zwei synchronisierbare Oszillatoren, die die Schwingungsformen Sägezahn, Transistor Puls, Puls und Dreieck liefern können, zwei zuschaltbare Suboszillatoren mit Rechteck- oder Pulsschwingungen sowie einen Rauschgenerator. Alternativ lassen sich den beiden Oszillatorblöcken die Eingangssignale der Line-In-Buchsen als Klangmaterial zuweisen. Oszillatorblock 1 kann auch als Feedback-Weg benutzt werden, während Oszillatorblock 2 das Signal des benachbarten Tracks abgreifen kann – so lässt sich durch Verkettung eine Filterbank mit bis zu acht Filtern aufbauen.
Die Filtersektion besteht aus zwei analogen, in Reihe geschalteten Filtern mit dazwischen angeordnetem Overdrive. Filter 1 ist ein Tiefpass-Ladder-Filter mit 24dB/Okt. Flankensteilheit, während Filter 2 ein Multimodefilter mit sieben verschiedenen Tief-, Hoch- oder Bandpass- Charakteristiken ist.
Neben einer fest zugewiesenen Amp-Hüllkurve besitzt der Analog Keys zwei weitere Envelopes. Die Filterhüllkurve ENVF kommt zum Einsatz, wenn man in der Filter-Sektion die Depth-Regler aufdreht, lässt sich aber auch für andere Zwecke verwenden. Zusätzlich gibt es eine dritte, frei verwendbare Envelope. Die Hüllkurven sind im ADSR-Schema aufgebaut und verfügen über einstellbare An- und Abschwellcharakteristiken. Zwei synchronisierbare LFOs mit je sieben Schwingungsformen und vielseitigen Routing-Möglichkeiten stehen zu Modulationszwecken bereit. Die Effektabteilung umfasst die drei digitalen Send-Effekte Chorus, Delay und Reverb, für deren dynamische Steuerung eine eigene Spur im Sequencer bereit steht.

Fotostrecke: 3 Bilder An der Rückseite hat der Analog Keys einen Trumpf im Ärmel

Anschlüsse

Rückseitig wartet der Analog Keys mit einer klaren Verbesserung gegenüber der Desktop-Version auf: Neben dem Stereo- und dem Kopfhörerausgang gibt es vier Einzelausgänge für die vier Tracks bzw. Synthesizer-Stimmen. Ein echter Pluspunkt, wenn man den Synth im Studio zur gleichzeitigen Erzeugung mehrerer Sounds einsetzt. Die übrigen Anschlüsse stimmen mit denen des Analog Four überein. Der Audio-Eingang ist als zwei Klinkenbuchsen ausgeführt und mit Left/Right beschriftet – die beiden Eingänge können aber auch unabhängig voneinander verwendet werden. Die beiden als TRS-Buchsen ausgeführten CV-Ausgänge A/B und C/D können über Y-Kabel je zwei im Sequencer programmierbare Steuerspannungen liefern (die Modi Gate/Trigger/Clock oder CV mit V/Okt. oder Hz/V sind für jeden der vier CV-Outputs einzeln konfigurierbar), sodass man bis zu vier CV-Eingänge eines oder mehrerer analoger Synthesizer versorgen und vom Analog Keys aus steuern kann. Daneben gibt es ein MIDI-Trio, wobei die Buchsen Out und Thru einzeln schaltbar auch als DIN-Sync-Ausgänge eingesetzt werden können. Besitzer von Vintage-Drummachines wie der Roland TR-808 werden sich darüber sicherlich freuen. Schließlich darf ein USB-Anschluss natürlich nicht fehlen. Er sendet und empfängt nicht nur MIDI-Daten, sondern soll mit dem gerade angekündigten Overbridge-Feature in Zukunft auch eine nahtlose DAW-Integration des Analog Keys ermöglichen, inklusive mehrkanaligem Audio-Streaming in 24bit-Qualität. Das Overbridge-Update ist laut Elektron für das vierte Quartal 2014 geplant und wird für Analog Keys, Analog Four und die neue Drummachine Analog Rytm verfügbar sein.
Was leider fehlt, ist ein Anschluss für ein Sustainpedal. Bei einem polyphonen Instrument mit Tastatur, das erklärtermaßen Performance-tauglich sein soll, ist das eigentlich unverzichtbar. Der links von der Tastatur platzierte Hold-Taster schafft hier nur bedingt Abhilfe. Umso erfreulicher ist dafür die Tatsache, dass Elektron das Netzgerät ins Gehäuse einbaut: Der Analog Keys kommt ohne externes Steckernetzteil aus, stattdessen gibt es die landläufig als „Rasierapparat-Stecker“ bekannte Buchse.

Kommentieren
Profilbild von Hendrik

Hendrik sagt:

#1 - 08.06.2014 um 18:09 Uhr

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Hi,super Artikel, allerdings stimmt die Aussage nicht das man keine Accorde setzen kann pro Step, das geht sowohl live als auch im Step gedrückt halten Modus.
Die Tastatur empfinde ich als zu schwergängig, wenn man nur sanft auf die Tasten schlägt passiert nix, da muß man schon etwas mehr drauf hauen, das finde ich schade, leider gibt es keinerlei Einstellmöglichkeit für die Empfindlichkeit.
Der Joystick ist klasse, leider zeichnet der Sequencer davon nichts auf, hoffe das ändern sie noch.Ansonsten ein klasse Synthesizer, 1a Reverb und Sequencer.
Er fügt sich prima in mein Setup ein und mit der meiner Machinedrum harmoniert traumhaft...LGHendrik

Profilbild von Lasse (bonedo)

Lasse (bonedo) sagt:

#2 - 11.06.2014 um 18:49 Uhr

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Hallo Hendrik, vielen Dank für deinen Hinweis! Du hast absolut Recht, ich muss beim Testen an der Stelle etwas auf dem Schlauch gestanden haben. Wir haben den Fehler korrigiert. Viele Grüße, Lasse

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