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Brauner Phanthera Test

Dirk Brauner hat mit seinen Mikrofonen bereits ordentlich Wellen geschlagen. Schon sein erstes Produkt, das Röhrenmikrofon VM1, hat es Ende der Neunziger geschafft, die Manufaktur auf Augenhöhe mit den etablierten deutschen Marken zu stellen – glaubt man der internationalen Presse. Das mache ich natürlich, außerdem sorgen eigene Erfahrungen mit einigen Großmembranen des Herstellers vom Niederrhein sowie diverse Erfahrungsberichte von Bekannten für den gleichen Tenor. Dennoch gilt es, auch das Phanthera von der Sohle bis zum Scheitel zu untersuchen.

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Mikrofonmeister Brauner scheint einige Grundsätze der Informationsvermittlung verinnerlicht zu haben. So gibt es auf seiner Homepage eine Grafik, die die wichtigsten Eigenschaften seiner Produkte einfach und übersichtlich visualisiert. Neben der Unterscheidung Röhre/FET findet man dort eine einfache Einteilung in “natürlich” und “charaktervoll”. Im Vergleich zur optisch ähnlichen “Phantom”-Serie ist das Phanthera unter “charaktervoll” gelistet. Das klingt logisch, denn Phantome sind – vermutlich aufgrund ihrer Gestaltlosigkeit – nicht sonderlich charaktervoll. Es ist also spannend, welche Wesensart das Raubkätzchen an den Tag legt. Mit Katzen ist das ja manchmal so eine Sache!

Details

Eine klare Designsprache unterstreicht die hohe Qualität

Die kühle Moderne im Design kam Ende der 90er Jahre auf und erlebte nach 2000 ihren Höhepunkt. Übliche Assoziationen einer matt gebürsteten Stahloberfläche sind Milchglas und weißes Hochglanz-Plastik, harte Kontraste werden durch Schwarz gesetzt. Als sei Dirk Brauner der Design-Pate der Computerprodukte mit dem Obstlogo, suggeriert das Phanthera mit einer klaren Designsprache seine hohe Qualität. Die Anmut des Edlen wird weder durch übertriebenes Understatement noch peinliche Überheblichkeit gestört. Schön ist es, dieses Werkzeug, wenngleich optische Zusammenhänge mit dem Namen nicht gerade deutlich sind. Sehr “raubkatzig” wirkt da nichts. Ok, sonderlich “obstig” finde ich meinen Computer auch nicht.

Die Raubkatze liegt auf der Lauer und wartet auf ihren Einsatz
Die Raubkatze liegt auf der Lauer und wartet auf ihren Einsatz

Das Phanthera bringt Farbe in die Stimme

Es gibt im niederrheinischen Nirgendwo einen Ort namens “Hamminkeln”. Ich habe da mal angehalten, um zu… bemerken, dass dort die “Röhrengerätemanufaktur” Dirk Brauners anzutreffen ist. Für den Firmensitz wird er seine Gründe gehabt haben, für den Namen seines Unternehmens auch. Anders als Städtenamen kann man Firmennamen recht frei wählen. Somit wird ersichtlich, dass Meister Brauner in den Neunzigern wohl noch nicht im Sinn hatte, ein “röhrenloses” Mikrofon zu bauen. Das Phanthera ist ja, wie im Intro schon angemerkt, ein FET-Mikro. Es ist damit kein Sonderling in der Produktfamilie, sondern kann hervorragend kategorisiert werden: Dieses Mikrofon ist, wie alle Mikrofone des Herstellers, bei denen im Namen ein “X” untergebracht ist (VMX und Valvet X), ein bewusst färbendes Gerät. Neutraler hingegen sind die VM1(S)- und Valvet-Röhrenmikros und die “Phantom”-Serie. Phantoms und Phantheras unterscheidet man optisch in erster Linie am Korb, denn der des Panthers ist schwarz, der des Phantoms silber. So betrachtet, macht der Name “Phanthera” schon eher Sinn, denn einem Panther traut man eher einen Charakter zu als einem Phantom. Wie aber beide Produktbezeichnungen erkennen lassen, kommt aufgrund der nicht vorhandenen Röhre ein derartiges Mikrofon mit 48V-Phantomspeisung aus, anstatt per Speisenetzteil versorgt werden zu müssen. Für die Phanthera- und die Phantom-Reihe gilt gleichermaßen, dass es drei Bundles gibt: Eines beinhaltet ein Mikro mit umschaltbarer Doppelmembran-Kapsel, eines eine Version mit fester Niere, die “Basic”-Version besteht eigentlich aus dem nackten Nieren-Mikrofon. Vovox-Kabel und Alukoffer fehlen hier, statt der Spinne gibt es eine einfachere Halterung. Wir haben die “normale” Version mit Köfferchen und High-End-Kabel getestet.

Fotostrecke: 3 Bilder Der stabile Alukoffer bietet Platz für Mikrofon,…

Padschaltung und Hochpassfilter bleiben aussen vor

Die angesprochene elastische Halterung umklammert das Kondensator-Mikrofon fest und zeigt kaum optische Parallelen zu einer althergebrachten Spinne. Um kurz den Zahlenteil abzuhandeln: Der Grenzschalldruckpegel ist mit 142 dB SPL angegeben. Dort ist eine THD von 0,3% erreicht. Der Ersatzgeräuschpegel nach IEC beträgt 11 dB(A), die Empfindlichkeit des Mikros 28 mV/Pa. Die Aussage, dass der Übertragungsbereich von 20 Hz bis 22 kHz reicht, ist ohne Angaben der Toleranzbereiche und der an den “Ecken” bereits eingetretenen Dämpfung verhältnismäßig witzlos, aber zum einen kann man – so zeigt nicht nur meine Erfahrung – auf Brauner vertrauen, hier keinen Marketing-Schmu zu veranstalten, zum anderen ist bei einem als “charaktervoll” bezeichneten Mikrofon ein Frequenzgang, gerade wie ein amerikanischer Highway, auch nicht unbedingt das Traumziel. Auf Padschaltung und Hochpassfilter wird beim Phanthera verzichtet.

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Profilbild von Dirk Brauner

Dirk Brauner sagt:

#1 - 20.07.2011 um 15:50 Uhr

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Ich habe den Testbericht gelesen und finde Ihn stilistisch übrigens sehr gut gelungen. Dennoch möchte ich ein paar Dinge anmerken:Das wichtigste zuerst:Die Spinne ist an sich nicht dazu vorgesehen, vom Mikrofon entfernt zu werden. Daher sitzt sie auch sehr stramm. (Man will ja nicht, dass ein so teures Mikrofon aus der Spinne fällt.) Man sollte Mikrofon und Spinne hier als Einheit sehen. Falls man das Mikrofon doch mal aus der Soinne entnehmen möchte, folgt man am besten der Bedienungsanleitung ( die es auch auf unserer Internetseite zum Download gibt ). Dann gibt es keine Probleme und weder Spinne noch Mikrofon erleiden einen Schaden. Leichte Abriebspuren von den Gummis lassen sich übrigens leicht und ohne Rückstände mit einem Lappen entfernen.Klanglich muss man übrigens immer die Kombination aus Mikrofon, Preamp, Raum, Klangquelle, Position der Klangquelle im Raum, Abhörsituation etc. betrachten. Alles das hat einen großen Einfluss und führt zu signifikanten klanglichen Unterschieden. Einfach mal selber ausprobieren. Der Eindruck von Schärfe wundert mich etwas, da das Phanthera an sich von Hause aus schon eher sanfter und nicht so aggressiv ist.Beste GrüßeDirk Brauner

Profilbild von Max K

Max K sagt:

#2 - 31.05.2015 um 14:52 Uhr

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wundervolles Mikrofon! Wenn das unter mir wirklich Dirk Brauner sein sollte, WOW! Tolles Mikrofon. Brauner ist und bleibt meine erste Wahl bei Mikrofonen.

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