Backstage-Quickie: Malte Huck (Bassist bei AnnenMayKantereit)

Als die jungen Kölner Henning May, Christopher Annen und Severin Kantereit 2011 die Band AnnenMayKantereit gründeten und in der Fußgängerzone Musik machten, ahnte niemand, welche ereignisreichen Jahre vor der Band liegen würden. Inzwischen sind AMK vor der Veröffentlichung ihres ersten Major-Albums einer der wohl vielversprechendsten deutschen Newcomer-Acts.

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Als Supportband von den Beatsteaks oder Clueso gestartet, folgte bald eine ausverkaufte Clubtour durch Deutschland und mehrere Festivals. Die Tour in diesem Jahr ist bis auf ein Konzert bereits ausverkauft. Malte Huck ist seit August 2014 der Bassist und viertes Mitglied der Band.

Wie wurde Musik zu deinem Leben und deiner Karriere?

Musik an sich war schon immer ein großer Bestandteil in meinem Leben. Am Anfang war ich vor Allem Hörer und habe früh angefangen, mir einfach CDs zu kaufen und mich durch verschiedene Genres zu hören. Über Klavier und Gitarre bin ich dann letztendlich beim Bass gelandet und hab ein paar Jahre in verschiedenen Bands gespielt, mit denen ich meine ersten Bühnenerfahrungen gesammelt habe und gemerkt habe, wie geil das eigentlich ist. Wie das manchmal so läuft, waren die Projekte nie sonderlich erfolgreich, Leute sind ausgestiegen oder hatten einfach keine Lust mehr. Nach dem Abi war ich dann erstmal ein paar Monate weg und als ich zurückkam, hab’ ich relativ direkt die Jungs von AnnenMayKantereit kennengelernt, mit denen die Chemie von Anfang an stimmte. Seitdem ist Musik mein Beruf, was ein unfassbares Privileg ist.

Was würdest du machen, wenn du kein Musiker wärst?

Ich befinde mich nicht in einer Phase meines Lebens, in der ich das eindeutig beantworten kann. Wenn ich kein Musiker wäre, würde ich mich wahrscheinlich gerade in einem Studium befinden oder rumreisen. Wenn ich mir einen anderen Job aussuchen müsste, wär’s im Moment der eines Journalists.

Was ist das Besondere an deinem Instrument?

Ich mag am Bass vor Allem seine Wirkung im Zusammenspiel mit den Drums. Vielleicht liegt es daran, dass ich immer in Bands gespielt habe, bei denen diese Konstellation vorhanden war, aber für mich ist der Moment am geilsten, wenn ich merke, dass die beiden Instrumente zusammen grooven und dem Gesang, der Gitarre oder welchem Instrument auch immer, den Platz geben, den es innerhalb des Liedes braucht.

Was ist für dich die sinnvollste Musik-Equipment-Erfindung aller Zeiten?

Wenn es um Effekte und Sounds geht, bin ich relativ zurückhaltend. Generell ist das Stimmgerät aber schon eine ziemlich praktische Sache!

Equipment von Malte Huck (Foto: Martin Lamberty)
Equipment von Malte Huck (Foto: Martin Lamberty)

Kannst du dich an deine erste Studioerfahrung erinnern?

Das war mit meiner ersten richtigen Band. Wir hatten damals einen Band-Contest gewonnen und durften dann eine EP im Studio aufnehmen. Wir hatten alle noch keinen Plan und haben uns darauf verlassen, dass der Produzent auf’m Schirm hat, was wir machen sollen und können. Deswegen haben wir alle Lieder auf Klick und nacheinander aufgenommen, wodurch eine Platte entstanden ist, die ich mir eher aus nostalgischen Gründen anhöre, weil sie relativ steril wirkt und nicht wirklich groovt. Aber die Erfahrung war trotzdem ziemlich wertvoll.

Auf welche Platte, auf der du gespielt hast, bist du besonders stolz?

Das ist auf jeden Fall unser Album “Alles Nix Konkretes”, das im März rauskommt. Meiner Meinung nach war es eine gute Entscheidung, dass wir 2014 “nur” eine EP aufgenommen haben und letztes Jahr im Dezember erst unser richtiges Album eingespielt haben. Die Lieder haben sich alle nochmal weiterentwickelt, unser Zusammenspiel hat sich durch die vielen Auftritte extrem verbessert und der Sound, den man auf der Platte hört, ist extrem natürlich und homogen geworden.

AnnenMayKantereit auf der Bühne, Foto: Martin Lamberty
AnnenMayKantereit auf der Bühne, Foto: Martin Lamberty

Deine schönste und deine schlimmste Erfahrungen auf der Bühne?

Am Schlimmsten war der Moment, als ich mit meiner damaligen Band in meiner Heimatstadt einen Gig in einer ziemlich kleinen Kneipe gespielt habe. Alle meine Verwandten und Freunde waren da und auf einmal geht mitten im Lied mein Verstärker aus. Erst dachten wir, es liegt am Verstärker, dann am Bass, dann an einem meiner Effektgeräte. Nach ewigem Hin und Her musste ich dann letztendlich auf einem 5-Saiter eines Freundes über die PA spielen und war dementsprechend schlecht gelaunt. Für die Anderen im Raum war das gar nicht so schlimm, aber mir war das extrem peinlich.
Eine meiner schönsten Erfahrungen war, als wir als Vorband von den Beatsteaks spielen durften. Ich fand deren Musik schon immer geil und für mich war das ein kleiner Ritterschlag. Generell haben die uns gezeigt, wie man seine Vorband behandelt, auf der Bühne immer sein Bestes gibt und nach 20 Jahren im Musikgeschäft immer noch sehr entspannt drauf ist.

Wie sieht dein Alltag auf Tour aus? Womit vertreibst du dir die Zeit?

Das hängt immer davon ab, was der Rest des Teams vorhat. Generell spielen wir alle gerne Fußball oder machen sonst irgendeinen Sport. Wenn man sich zurückziehen will, guckt man sich eine Serie an, liest irgendwas, läuft durch die Stadt oder haut sich einfach hin und schläft. Immer unterschiedlich.

Foto: Martin Lamberty
Foto: Martin Lamberty

Was würdest du ändern, wenn du im Musikbusiness das Sagen hättest?

Ich würde versuchen, die Leute dafür zu sensibilisieren, dass es als Musiker ziemlich unangenehm sein kann, wenn man auf der Bühne von vielen Menschen gleichzeitig mit dem Smartphone gefilmt wird. Zum einen hindert einen das daran, sich wirklich der Situation hinzugeben, weil man weiß, dass alles, also auch jeder Fehltritt, festgehalten wird, zum Anderen hat man nicht das Gefühl, dass die Leute einem zuhören und den Moment genießen. Darüber hinaus sind die Aufnahmen, die im Nachhinein entstehen, von so geringer Qualität, dass man sich die sowieso nicht angucken will.
Außerdem würde ich mir wünschen, dass sowohl aus Konsumenten- als auch aus Produzentensicht wieder mehr Wert auf physische Tonträger gesetzt wird. Die Möglichkeiten, die die momentane Situation mit all ihren Streaming-Diensten und digitalen Downloads bietet, sind wirklich unglaublich und müssen auch genutzt werden, aber ich finde es schade, wenn ein Album nicht angehört, auf die Single beschränkt und nicht wertgeschätzt wird. Diese Schnelllebigkeit ist etwas, das sehr kritisch betrachtet werden muss.

Welchen Rat hast du für junge Musiker?

Einen wirklichen Rat kann ich nicht geben, weil ich mich nicht in einer Position befinde, in der ich sagen kann, dass ich schon irgendwas erreicht hätte, das ich jüngeren Menschen mit auf den Weg geben kann. Aber generell kann ich sagen, dass man sich immer für den Weg entscheiden sollte, mit dem man sich am Wohlsten und authentischsten fühlt und sein Mund aufmachen soll, wenn einem etwas nicht passt oder er etwas verändern will. Das gilt aber eigentlich auch für alle anderen Berufsgruppen.

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