AKG K-712 Pro Test

Praxis

Verwendungszweck

Als offener Studio-Kopfhörer ist der AKG K712 Pro für die Verwendung am Editier-, Misch- oder Masteringplatz prädestiniert. Aufgrund kaum vorhandener akustischer Isolation in beide Richtungen ist er als Monitor-Kopfhörer zur Aufnahme von Musikern hingegen eher ungeeignet.

Tragekomfort

Auch wegen der geringeren Abschottung zur Außenwelt sind offene Kopfhörer meist angenehmer zu tragen als geschlossene. Der lediglich 235 Gramm schwere K712 Pro macht da keine Ausnahme! Die ohrumschließenden Velours Ohrpolster gewährleisten eine komfortable Luftzirkulation und verhindern bei normalen Temperaturen auch schwitzige Ohren. 
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Auf dem Lederband zeigt sich stolz das AKG Logo.

Als Träger einer „Naturbadekappe“, auch als Glatze bekannt, bin ich äußerst sensibel bezüglich des Kopfbandes. Im Gegensatz zu dem auf trügerische Weise bequem wirkenden Kopfband des AKG K702, das bei längerem Tragen unangenehme Druckstellen hinterlässt, ist das puristische Lederband des K712 Pro auch nach stundenlangem Gebrauch noch angenehm zu tragen. Ein derartiges Kopfband sollten meiner Einschätzung nach eigentlich alle artverwandten AKG Modelle besitzen. Einziger, wirklicher Kritikpunkt: In seltenen Fällen kann der relativ lange, steife Mini-XLR Stecker Hemdkragen oder Schultern berühren und so unerwünschten Körperschall in die Ohrmuschel übertragen.

Klang

Alle von mir getesteten Kopfhörer wurden an folgenden Kopfhörerausgängen bzw. Verstärkern betrieben:

  • iPad 4
  • M-Audio Fast Track Ultra
  • SPL 2Controll
  • Lake People G93

Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, Pink Noise und übliche DAW Tätigkeiten) habe ich den folgenden Mix folgender, stilübergreifender Songs auf allen zu testenden Kopfhörern gehört:

  • Charlie Haden – Cancion a Paola
  • Wolfmother – New Moon Rising
  • Alessandro Safina – Regresa A Mi
  • Johnny Cash – Desperado
  • Skrillex – Bangarang
  • Rihanna – Rude Boy
  • David Guetta – Sexy Bitch
  • Minnie Riperton – Inside My Love
  • Edward Maya – Stereo Love
  • Will.I.Am – Scream & Shout
  • Daft Punk – Loose Yourself To Dance

Frequenzgang

Hier muss man nicht lange um den heißen Brei herumreden, der AKG K712 Pro klingt erstklassig! Durch eine 3dB Bassanhebung (genauere Angaben bleibt uns der Hersteller schuldig) klingt er deutlich wärmer und runder als seine kleineren Brüder K701 und K702, ohne dabei schönfärberisch zu werden. Meines Erachtens trifft der K712 Pro bezüglich des Frequenzgangs die goldene Mitte aus analytischem Hören und dem „Fühlen“ der Musik, ähnlich dem Beyerdynamic DT-880 Pro, der ebenfalls Bestandteil dieses Testmarathons ist. 
Die gut abgestimmte Mittenpräsenz (kein Badewannen-Frequenzband, kein „Tröten“) ermöglicht präzise Mix- und Mastering Eingriffe sowie die saubere Beurteilung von Tonalitäten. Mit einem Sinus Sweep von 20Hz bis 20kHz entlarvt sich ein kleiner Einbruch der Wiedergabe zwischen 8 und 9kHz, was prompt zu störenden Zischlauten einer Probemischung geführt hat. Wenn man sich dessen bewusst ist und während Mix/Mastering den üblichen A/B-Vergleich durchführt, sollte dies ein zu vernachlässigendes Problem sein. Ansonsten werden alle Frequenzen inklusive Bassbereich differenziert und detailliert abgebildet.

Impulsverhalten

Auch hier gibt es wenig Diskussionsstoff: Die Varimotion 2-Schicht-Membran sorgt für eine exakte und detailgetreue Wiedergabe der Transienten. Sounds und Instrumente klingen deshalb auch genau so greifbar und direkt, wie sie aufgenommen wurden. Insgesamt klingt der K712 Pro direkt und die Instrumente wirken greifbar.

Räumliche Abbildung

Entsprechende Mischungen honoriert der K712 Pro mit einer vorbildlichen räumlichen Auflösung und Tiefenstaffelung, wobei er aber ein bis zwei Nuancen „kompakter“ wirkt als die etwas analytischeren AKG K701 und K702. Die Stereo-Mitte erscheint mir etwas präsenter als der meines Erachtens relativ vergleichbare, halboffene Beyerdynamic DT-880 Pro. Der AKG macht an sämtlichen Zuspielgeräten eine gute Figur, profitiert aber in Bezug auf die räumliche Abbildung merklich von einem hochwertigen, professionellen Kopfhörerverstärker wie z.B. dem Lake People G93.

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